7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Reset-Knopf im Kopf

INSPIRATION: Alles ein großes Missverständnis, das hat uns Charles Darwin eingebrockt. Es überleben nur die Stärksten, die mit den Ellenbogen, die keine Skrupel haben, sich auf Kosten anderer Vorteile zu sichern. Und da jeder von uns solche Menschen kennt, glauben wir lieber daran, dass der Mensch im Grunde böse ist. Alles andere wäre „Gutmenschentum“. Und wer will schon für einen Gutmenschen gehalten werden – dann wäre man naiv. Wirklich?

In einem lesenswerten Interview in einem lesenswerten Heft der Brand eins (Unser wahres Ich) mit dem Schwerpunkt „Keine Panik“ erklärt der Historiker Rutger Bregman, warum der Mensch wirklich die erfolgreichste Spezies wurde. Das haben wir auf MWonline aber schon alles bereits gefunden (Düsterdenken), also eigentlich nichts Neues. Nur kann man das gar nicht oft genug erzählen und weitere Belege sammeln. Zum Beispiel die Geschichte mit dem „Herrn der Fliegen“. Jedes Schulkind kennt das, wir mussten das Buch sogar lesen. Da geht es um eine „Dystopie“, in der selbst nette Kinder zu Monstern werden, wenn es keine Autoritäten, keine Regeln und Gesetze gibt, die das Böse in uns im Zaum halten.

Tiefer gegraben

Bregman hat sich die Geschichte näher angeschaut, vor allem hat er geforscht, ob etwas Vergleichbares wirklich mal passiert ist. Und siehe da, er ist auf eine Gruppe von sechs Schülern gestoßen, die nach einem Angelausflug im Südpazifik Schiffbruch erlitten und erst nach 15 Monaten gefunden wurden.

Man hatte sie schon längst für tot erklärt. Wie waren sie in der Einsamkeit klargekommen? Sie hatten einen Gemüsegarten und einen Sportplatz angelegt, sogar Musikinstrumente gebaut und waren zu einer Gemeinschaft mit einfachsten Regeln geworden. Sie haben also alles anders gemacht als in dem Roman von Golding. 

Warum gibt es dazu keinen Roman, kein Sachbuch? Weil es langweilig ist. So wie eine Serie auf Netflix ohne Mord und Intrigen langweilig wäre. Helden, die gegen das Böse kämpfen, machen Unterhaltung aus, schon seit der Antike. Ohne das Böse gäbe es keine Krimis, keine Abenteuer. Leider machen wir den Fehler, dies für die Realität zu halten. Stattdessen sollten wir uns darüber klar sein, dass all die schlimmen Dinge, die täglich in den Nachrichten erscheinen, zwar passieren, aber „gleichzeitig Milliarden von uns einen ganz normalen, guten Tag gehabt haben„. 

Natürlich hat diese Faszination für das Böse auch ihre Ursache. Es war überlebenswichtig für den Menschen in der Urzeit, Fremden erst mal zu misstrauen, bis man sich vom Gegenteil überzeugt hatte. Und wenn sich der andere als böswillig herausstellte, sich bestätigt zu fühlen, dass man erst mal vorsichtig sein muss. Dass man von all jenen, die sich als freundlich gesinnt erweisen, nicht generalisiert, ergibt also durchaus Sinn, denn einmal daneben zu liegen konnte tödlich sein.

Der Reset-Knopf für unser „besseres Ich“

Noch eine höchst interessante Schlussfolgerung in dem Interview. Bregman beobachtet, dass Menschen nach fatalen Katastrophen zu einer enormen Hilfsbereitschaft fähig sind. Sie verhalten sich plötzlich extrem kooperativ und altruistisch, wohlwissend, dass sie keinerlei „Return on Investment“ ihrer Spenden bzw. ihres Einsatzes zu erwarten haben. Es ist, als ob ein Reset-Knopf im Kopf gedrückt wird, der unser „besseres Ich“ aktiviert.

Was wäre also die Alternative zu dem düsteren Menschenbild? Dass wir optimistisch durch die Welt laufen und denken, es würde schon alles gut? Keine gute Idee, warnt Bregman, das könnte in Selbstgefälligkeit münden. Dann sitzt der Mächtige, der auf Kosten anderer sein Imperium aufgebaut hat, am Strand, liest die Belege für das Gute im Menschen und lehnt sich entspannt zurück (soll tatsächlich passiert sein: Ein Fotograf hat wohl den Medienmogul Murdoch am Pool mit Bregmans Buch in den Händen „erwischt“). Besser ist es, den Dystopien Utopien gegenüber zu stellen, die Hoffnung machen. Beispiele für Utopien, die Wirklichkeit geworden sind, gibt es genug, man denken an die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern oder die Demokratie. 

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