6. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Smart Recruiting

KRITIK: Früher schaltete der Personaler Anzeigen in Zeitungen, heute findet der Bewerber die Anzeigen in Stellenbörsen. Und morgen klickt er vermutlich nur einmal auf seinem Smartphone, damit ist die Bewerbung abgeschlossen. Sie können sich das nicht vorstellen?

Ist doch ganz einfach: Die Profile und Lebensläufe liegen alle für jedermann zugänglich im Internet, das ist ja heute schon so. Man aktualisiert sie ständig auf Xing oder Linkedin. Dort wird man auch von den Recruitern gefunden und vermutlich immer öfter direkt kontaktiert. Dann muss man nicht mal selbst suchen.

Umgekehrt ist es noch einfacher: Sie suchen eine neue Herausforderung? Dann sagen Sie einfach Ihrem Smartphone: „Such mir einen neuen Job!“ Das Gerät vergleicht Ihr Profil mit denen offener Stellenanzeigen, bietet Ihnen passende Jobs an, Sie klicken auf „Bewerben“ und automatisch wird Ihr Profil von einem der genannten Plattformen weitergeleitet. Fertig.

Auch beim weiteren Prozess wird vieles automatisiert. Eine Software prüft Ihren Lebenslauf, Chatbots kontaktieren Sie oder beantworten Ihre Fragen, per E-Assessment stellen Sie Ihre Fähigkeiten unter Beweis. Aber mehr noch: Ihre Persönlichkeit wird über den digitalen Fußabdruck erfasst. Da Sie ja überall im Internet Spuren hinterlassen, werden diese ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Da müssen Sie nicht mal einen Finger rühren. Im Moment wird „das Potenzial von Big Data erst ansatzweise ausgeschöpft“ (Recruiting 4.0).

Und sollte es dann zu einem persönlichen Gespräch kommen, helfen Gesichts- und Spracherkennung dem Recruiter sich zu vergewissern, dass am anderen Ende auch der echte Bewerber sitzt. Das spart Fahrkosten und Zeit. Aber was heißt schon Recruiter? Das Gespräch kann auch ein Roboter führen. Klar, bis es so weit ist, dürfte noch eine Zeit vergehen, aber die Entwicklung schreitet voran. Mal abgesehen davon, dass viele Schritte automatisiert werden und damit schneller und unkomplizierter werden: All das soll auch objektiver sein und für eine bessere Passung sorgen.

Der Personaler ist natürlich skeptisch, aber die Akzeptanz für solche Tools wächst. Ist ja auch verlockend: Zwar ist man auch in Zukunft darauf angewiesen, dass der Bewerber korrekte Angaben in seinem Online-Profil macht, aber die digitalen Spuren, die er hinterlässt, können mit seinen Angaben verglichen werden. Außerdem bieten die sozialen Netzwerke die Möglichkeit, dass andere seine Angaben bestätigen. Schummeln wird also immer schwieriger.

Es könnte aber auch sein, dass es alles andere als einfacher wird. Wenn die Unternehmen digital aufrüsten – warum dann nicht auch die Bewerber? Es wird Anbieter geben, die gegen entsprechendes Honorar unsere Profile aufhübschen, glattbügeln, mit wertvollen Details ausstatten und so attraktiver machen. Andere werden uns helfen, alle Fußspuren zu tilgen, die sich negativ auswirken. Und wenn Unternehmen Chatbots einsetzen, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind und ihre Antworten auf Bewerberfragen immer weiter optimieren – warum sollten wir uns nicht auch von Robotern vertreten lassen, die lernen, auf Recruiter-Fragen intelligent zu antworten? Wäre doch witzig: Der Recruiting-Roboter kommuniziert mit dem Bewerber-Roboter – und beide amüsieren sich vermutlich köstlich über ihre Schöpfer.

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