21. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Spiele der Erwachsenen

REZENSION: Lars Jansen / Joachim Diercks / Kristof Kupka – Recrutainment. Gamification in Employer Branding, Personalmarketing und Personalauswahl. SpringerGabler 2023.

Eine umfassende Beschreibung von spielerischen Online-Tools zur Personalgewinnung, heutzutage meist als „Recrutainment“ bezeichnet. Darin enthalten viel Hintergrund zum Thema einschließlich Begriffsklärung, aber auch hilfreiche Praxisbeispiele.

Eine zentrale Beobachtung bei der Beschäftigung mit dem hier vorgestellten Buch ergibt sich schon bei der ersten Betrachtung des Deckblatts: Bei diesem Thema gehen rasch die deutschen Begriffe aus, weil mittlerweile die meisten Fachausdrücke durchweg aus dem Englischen stammen. Bisweilen dann sogar als moderne Kunstbegriffe wie „Recrutainment“ als Kombination aus „Recruiting“ und „Info-/Entertainment“. Doch dies soll hier gar nicht als expliziter Vorwurf verstanden sein, es drückt vielmehr die Aktualität des Themas samt dem begleitenden Zeitgeist aus. Dabei wurde der Begriff „Recrutainment“ wohl erstmals schon 2001 in der Tageszeitung DIE WELT verwendet. Die erste Auflage des Buches wurde im Jahr 2013 publiziert und damit wird eine gewisse Tradition deutlich. Andererseits hat sich – technologisch und inhaltlich – in den vergangenen Jahren so viel entwickelt, dass die interessierte (Fach-)Leserschaft rasch dankbar sein dürfte für eine zeitgemäße Beschreibung des Themas: Im Rahmen einer nicht nur aktualisierten, sondern auch deutlich erweiterten zweiten Auflage.

Darin wird zunächst viel Wert auf Begriffs- bzw. Kontextklärung gelegt: In welchem Verhältnis stehen Personalgewinnung, Personalmarketing und Employer-Branding zueinander, aus Unternehmens- und aus Bewerber-Perspektive? Welche Verfahren stehen heutzutage zur Personalauswahl zur Verfügung? Wie lässt sich die Qualität bei der Personalgewinnung gewährleisten? Darauf aufbauend geht es dann stärker in die Tiefe des eigentlichen Themas, u.a. beispielhaft mit der Unterscheidung zwischen Gamification und Recrutainment, wozu freundlicherweise zunächst eine Grobstruktur vorgegeben wird.

Gamification

Gamification kann als das Nutzen von Spielelementen in einem Kontext definiert werden, der selbst kein Spiel ist. Dafür werden oft sogenannten „Serious Games“ entwickelt, die möglichst spielerisch-unterhaltend daherkommen, aber auch ernsthafte psychometrische Ambitionen verfolgen, beispielsweise eine Messung der beruflichen Eignung. Als Unterkategorie versteht man dann unter „Recrutainment“ die Absicht, spielerisch-simulative Elemente und Verfahren gezielt für Personalmarketing und Personalauswahl einzusetzen. Und wer es dann noch genauer wissen möchte, bekommt im Buch eine sehr differenzierte Feinstruktur angeboten mit Unterscheidungen wie „Transparent Assessment“ vs. „Stealth Assessment“ (offensichtliche vs. versteckte Bewertung), „Gamified Assessment“ vs. Game Based Assessment“ (Tests im spielerischen Rahmen vs. Spiele als Tests) oder „Self-Assessment“ zur Selbstselektion vs. „Online-Assessments“ zur Personalauswahl etc.

Entlang dieser Darstellung wird dann die gesamte Bandbreite des Themas wirklich in anschaulicher Weise vermittelt. Daran angeschlossen sind anschließend eine ganze Reihe von Praxisbeispielen, davon viele (aber nicht alle!) aus dem Hause Cyquest, einem in Hamburg ansässigen Spezialisten für Online-HR Tools. Doch obwohl zwei der drei Autoren, namentlich Joachim Diercks und Kristof Kupka, dort geschäftsführend tätig sind, gleitet das Buch nie in eine platte Produktpräsentation ab. Dies wird nicht zuletzt, aber maßgeblich durch die Beiträge des dritten Autors verhindert: Professor Lars Jansen betrachtet das Thema schon lange mit wissenschaftlicher Abstraktion ohne erkennbare gewerbliche Ambitionen. Auch durch seine Hochschul-Tätigkeit wird in dem Buch gewährleistet, dass auch komplexe Zusammenhänge anschaulich vermittelt und differenziert „aufgedröselt“ werden.

Insofern als Fazit: Wer sich für dieses Thema interessiert, findet auf gut 420 Seiten eine wirklich umfassende, dabei zwar anspruchsvolle, aber auch gut verständliche Beschreibung des Themas als Mischung aus theoretisch-allgemeinem Hintergrund, kombiniert mit anschaulicher Praxis. Und dass in dieser dann die deutsche Sprache leicht zu kurz kommt, dürfte rasch verziehen werden können.

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