REZENSION: Sandra Eisenmann – Nachhaltig und authentisch führen. Selbstkompetenz für Führungskräfte (Vol. 2) managerSeminare 2009.
Bekanntlich schreitet die Digitalisierung unaufhaltsam voran und führt zunehmend zu veränderten Geschäftsmodellen. So bieten renommierte Verlage schon länger nicht mehr nur reine Print-Bücher an, sondern auch reine Digital-Produkte. Dazu zählt auch dieses Seminarkonzept. Mit dem Erwerb erhält der Nutzende – von „Leser“ im gängigen Sinne kann ja kaum mehr die Rede sein – ein ganzes Bündel an Dokumenten. Dazu bietet der Leitfaden durch die Autorin Sandra Eisenmann eine erste Orientierung: Das Gesamt-Konzept umfasst Material zu drei (idealerweise direkt aufeinanderfolgenden) Seminartagen und einem separaten Follow-Up-Tag. Die thematischen Inhalte umfassen u.a.:
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VOLLMAR Wissen+Kommunikation unterstützt Sie durch Beratung, Training, Coaching dabei, Ihr Wissen zu organisieren, weiter zu entwickeln, zu sichern und Gewinn bringend einzusetzen. Unsere Arbeitsweise lässt sich am besten mit ‚pragmatisch’ umschreiben; wirkungsvolle Maßnahmen sind uns wichtiger als akademische Modelle.
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- Tag 1: Nachhaltigkeit und Verantwortung, Motivation, Im Reich der Sinne
- Tag 2: Bedürfnisse erkennen – Emotionen wahrnehmen; Grenzen wahrnehmen – Grenzen setzen, Lebendigkeit und Kreativität
- Tag 3: Innere Haltung – äußere Wirkung, Authentizität, Ressourcen-Feedback
Für jeden Tag sind mehr als 130 – sehr professionell gestaltete – PowerPoint-Folien vorgesehen, die ergänzt werden durch reichlich Handouts, Flipchart-Vorlagen, Impulse und weitere Infos wie präzise Zeit- und Materialangaben, Literatur-Quellen und Detailhinweise zu Fragen wie Anrede (Du oder Sie), Gendern – bis hin zu Meditationsmaterial für die Morgen- bzw. Abendeinheiten. Alles in allem eine – zumindest auf den ersten Blick – kaum überschaubare Menge an „Handwerkszeug“. Damit ergeben sich dann rasch zwei unterschiedliche Anwendungsmodi, die hier kurz mental durchgespielt werden sollen.
Zwei Anwendungsmodi
1. Originalgetreue Wiedergabe: Mit dem Erwerb dieses Materials kann der Wunsch entstehen, von der – zweifelsohne gegebenen Fach- und Methodenkompetenz der Autorin möglichst umfänglich zu profitieren und das Seminarkonzept möglichst „originalgetreu“ zur Anwendung zu bringen. Doch welcher Trainer, welche Trainerin kann sich – gerade aufgrund der Fülle des Materials – derart auf solche nicht-selbst entwickelte Inhalte verlassen und diese dann glaubwürdig in größerer Runde multiplizieren? Zumindest in den Augen des Rezensenten ein ambitionierter Gedanke, er würde es sich allemal mit Gewissheit nicht zutrauen …
2. Verwendung als „Steinbruch“ im Rahmen eigener Konzepte: Diese Alternative mag auf den ersten Blick realistischer wirken. Doch auch diese Absicht dürfte – vermutlich rasch – an Grenzen stoßen: Welche Elemente aus dem üppigen „Blumenstrauß“ bieten sich dann besonders an? Und wie genau lassen sich dann solche Bruchstücke aus dem Gesamtkonzept entnehmen und mit anderen, eigenen zusammenfügen? Allein schon das unvermeidbare Umformatieren mag sich dazu als echte Herausforderung erweisen, die Qualität des Gesamtergebnisses bleibt ungewiss.
Umso mehr unterstreicht die vertiefte Beschäftigung mit dem – sicherlich hochwertigen und bereitwillig geteilten – Material die Erkenntnis oder zumindest die persönliche Haltung, dass jedes Seminar mehr von der Persönlichkeit des Trainers, der Trainerin lebt als von den eigentlichen Inhalten. Gerade bei so persönlichkeitsbezogenen, sensiblen und differenzierten Fragestellungen wie dem hier vorgestellten Konzept kann eine wirksame Beschäftigung damit vermutlich kaum über die reine Anwendung, im schlimmsten Fall Repetition vorhandener Materialien erfolgen oder anders ausgedrückt: Die Autorin kann damit in der Praxis möglicherweise ausgesprochen erfolgreich sein, (plagiierende?) Kunden ihres Konzepts mit großer Wahrscheinlichkeit eher nicht, zumindest nicht ohne erheblichen intellektuellen Eigenanteil.
Ganz abgesehen davon soll hier die berechtigte Frage aufgeworfen werden, ob die in diesem Training zu reflektierenden Inhalte tagelang maßgeblich über hunderte PowerPoint-Folien „getriggert“ werden, oder ob nicht weniger bzw. andere Medien im Vordergrund stehen sollten. Vergleichend zusammengefasst dürfte es viele Profi-Handwerker genauso erfreuen wie beruhigen, dass bekanntlich auch Amateure weite Teile ihrer Werkzeuge problemlos in Baumärkten bzw. dem Internet kaufen können. Dennoch bleibt die Kompetenz der Ausführung samt Praxiserfahrung etc. gefordert, um richtig damit umgehen zu können. Analog dazu wird wohl kaum ein Kunde mit der Investition dieses Seminarkonzepts sich lächelnd ein eigenes „Trainingsbusiness“ dazu kaufen können. Aber mit niedrigeren Ansprüchen kann man durchaus von dieser – hochwertigen und liebevoll zusammengestellten! – Materialsammlung profitieren.