26. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Sinnentleert, aber zielorientiert

INSPIRATION: Am Anfang war die Erde wüst und leer … Doch Gott sorgte schöpferisch für Ordnung. Der Matsch und Sumpf wurden trockengelegt. Hier das Wasser, dort die Luft, drüben das feste Land. Die meisten Menschen lieben das. Doch seit geraumer Zeit sorgen einige Zeitgenossen für Tohuwabohu. Mit Absicht. Denn das nutzt ihnen. – Auch in Unternehmen.

Lügen verbreiten kann jeder. Da gehört nicht viel dazu. Dumm nur, wenn sie kurze Beine haben. Dann fällt das dem Absender auf die Füße. Doch das Böse kann es noch eine Stufe härter, indem es die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt. Es verneint zynisch, dass man ein klares Urteil treffen kann. Alles wird wieder Matsch, alle Gewissheit wird Quatsch. Es häuft sich Bullshit an. Sie denken jetzt an Donald Trump? An alternative Wahrheiten? Genau: „Kernmerkmal des Bullshittens ist die Beobachtung, dass es in einer Sphäre jenseits von Wahrheit und Lüge angesiedelt ist.“ Der Forscher Harry G. Frankfurt hat den Begriff schon Mitte der 80er-Jahre geprägt, so die Autoren Nico Rose und Alexander Elia (Sinnlosigkeit in Unternehmen). Der Bullshit-Aktivist will brachial Wirkung erzielen, für die eigene Agenda: „Es geht vereinfacht ausgedrückt darum, seine Anhänger bei Laune zu halten und den Medien Futter zu geben. In dieser Hinsicht ist Bullshit sinnentleert und irreführend, aber trotzdem (oder gerade deswegen) zielorientiert.“


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Bullshitten ist auch eine verbreitete Praxis in Unternehmen. Man denke nur an endlose Meetings, bei denen nichts herauskommt, außer Quatsch mit Soße und Green & Pink Washing: Kritik wird unterwandert und süffisant weggelächelt. Social Media ist dafür eine perfekte Echokammer. Doch all das hat – wie sollte es auch anders sein – Konsequenzen: Kunden fühlen sich auf den Arm genommen. Mitarbeiter verlieren ihr Commitment. Zynismus macht sich breit.

Bullshit-Kommunikation kann man messen

Kann man Bullshit-Kommunikation messbar machen? Ja, kann man. Mit der „Organizational Bullshit Perception Scale – OBPS“, das Instrument besteht aus 15 Items und unterscheidet zwischen drei Arten von Bullshit-Kommunikation:

  1. Entkoppelung von der Wahrheit in der Kommunikation allgemein – Meinung zählt, es braucht keine Fakten
  2. Ober sticht Unter – Hochstatus zählt, Punkt
  3. Exzessive Nutzung von Jargon: Akronyme, Abkürzungen und Management-Sprech

Im Rahmen einer Abschlussarbeit wurde dieses Instrument ins Deutsche übertragen und getestet. Interessanterweise wurde es mit einem Burnout-Instrument kreuzvalidiert, dem Utrecht Work Engagement Scale (UWES-9), das auf den Arbeiten des renommierten Burnout-Forschers Wilmar Schaufeli basiert. Und siehe da: Bullshit und Arbeitsengagement korrelieren negativ. Bullshit und psychische Irritation korrelieren positiv. Beides hochsignifikante Ergebnisse. Übrigens steigt das wahrgenommene Bullshit-Niveau mit dem Alter der Teilnehmer:innen linear an. Ob sich hier Erfahrung auszahlt? Die Autoren vermuteten übrigens ursprünglich, dass im „New Work“-Kontext vermehrt Bullshit-Kommunikation wahrgenommen wird. Doch Pustekuchen! Das Gegenteil ist eher der Fall.

Wie auch immer: Bullshit ist reine Energieverschwendung. Die Bullshit-Kommunikation einzudämmen ist folglich eine wichtige Maßnahme in Unternehmen. Dazu ist es wichtig, Bullshit zunächst wahrzunehmen. Im zweiten Schritt sollte die Bullshit-Kommunikation hinterfragt und benannt werden. Im dritten Schritt sollte man aktiv werden und widersprechen – nur so lässt sich Bullshit letztlich stoppen. Was überleitet zum vierten, präventiven Schritt: Ein Bewusstsein im Unternehmen für kritischen Geist zu pflegen, dafür, dass es Daten und Fakten braucht. Hier sind insbesondere Führungskräfte als Vorbilder gefragt.

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