18. Mai 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Verständlich schreiben – Teil 2

PRAXIS: Im ersten Teil hatten wir die Basis-Anforderungen an verständliches Schreiben dargestellt. Sozusagen die Pflichtübung. Nun geht es weiter mit der Kür. Denn eine höhere Verständlichkeit heißt ja noch nicht, dass ein Text auch ansprechend und reizvoll für den Leser ist.

Auf geht es, die nächsten sechs Regeln:


Anzeige:

Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...


  1. Konkret werden. Vermutlich meinen wir, dass wir uns konkret ausdrücken, zum Beispiel mit diesem Satz: „Das Spiel war echt spannend“. Oder diesem: „Unsere Umsätze sind im zweiten Quartal noch mal gestiegen.“
    Wie viel konkreter aber klingt das:
    „Das Spiel stand auf des Messers Schneide, als Meier in der 88. Minute den Anschlusstreffer erzielte. Danach hatte das Team noch zwei Torchancen und hätte den Verlauf fast auf den Kopf gestellt“. Oder: „Wir haben im zweiten Quartal habe noch einmal zugelegt und 150.000 Euro mehr Umsatz erzielt. Das angestrebte Jahresergebnis könnten wir damit bereits zum Ende des dritten Quartals erreichen.“
  2. Einfach gliedern. Sie erleichtern Ihrem Leser das Verständnis, wenn Sie im Test Anknüpfungspunkte durch einfache Gliederungsworte verwenden. Also keine Aufzählungen nach dem Muster 1. … 2. … 3. …, sondern Worte wie „Einerseits …“ und „Andererseits …“.
    Andere Möglichkeiten sind: „Dafür spricht …“ und „Dagegen spricht …“ Oder: „In der Vergangenheit haben wir …“ und „Heute hingegen tun wir …“.
    So kann der Leser auf einen Blick erkennen, wo er sich gerade befindet.
  3. Fragen einbauen. Auch Fragen haben den Effekt, dass sie dem Leser Orientierung bieten. Eine Frage als Einleitung ist viel besser als der Satzanfang „Als nächstes behandeln wir …“ oder „Lassen Sie mich nun …“.
    Stattdessen lieber:
    „Unsere Umsätze sind gesunken. Was können wir dagegen tun?“ oder „Wir erhalten mehr Kundenbeschwerden. Was könnte die Ursache hierfür sein?“
  4. Wörtliche Zitate. Wenn Sie jemanden zitieren, dann wirkt das Zitat viel authentischer und glaubwürdiger, wenn Sie die direkte Rede verwenden. Vergleichen Sie selbst: „Der Kunde erklärte, dass auf der Suche nach einem neuen Lieferanten sei.“ Oder: „Der Kunde erklärte: Wir sind auf der Suche nach einem neuen Lieferanten.“ Die Aussage ist die gleiche, aber die indirekte Rede wirkt verhaltener, so als handele es sich noch nicht um einen Sachverhalt. Die direkte Aussage ist klarer: „Wir sind auf der Suche …“.
    Wichtig: Man darf es mit der wörtlichen Rede nicht übertreiben und sollte sie vor allem bei den wesentlichen Aussagen einsetzen.
  5. Magische Drei. Ein alter Tipp für Rhetoriker, aber immer noch gültig. Wir scheinen die Zahl 3 besonders zu mögen. Hören Sie einmal aufmerksam hin, wenn Sie etwas erzählen. „Wir hatten im Urlaub viel Wind, Regentage, aber auch auch sehr sonnige Tage.“ Oder „Der Film war toll, mit allem, was dazugehört: Er war spannend, witzig, aber manchmal auch traurig.“
    Das Muster eignet sich gut, um Texte interessant zu gestalten:
    „Die Klagen nehmen zu. Unsere Mitarbeiter sind frustriert. Die Stimmung sinkt …“.
  6. Am Anfang Interesse wecken. Auch kein neuer Hinweis, aber viele Texte erzeugen am Anfang sofort pure Langeweile. Achten Sie einmal darauf, wie viele Artikel zum Thema Management und Führung damit beginnen, dass die Digitalisierung, die Globalisierung oder der demografische Wandel alle bestehenden Geschäftsmodelle bedroht. Oder das die Veränderungsgeschwindigkeit dramatisch zugenommen hat. Das ist so langweilig und fantasielos und wirkt fast wie abgeschrieben.
    Schauen Sie lieber mal in Romane und deren erste Sätze. Da wird sofort Spannung erzeugt und Neugier geweckt. Statt also von Veränderungsgeschwindigkeit zu faseln, könnte ein Anfang sein: „So kann es gehen: Über 120 Jahre stolz die Tradition hochgeladen, dann wie aus heiterem Himmel mit einem Bein über dem Abgrund und praktisch kurz vor dem Absturz noch die Kurve bekommen. Die bitteren Erfahrungen der XY GmbH lassen sich vermeiden …“.

Quelle: Werner Lauff – Perfekt schreiben, reden, moderieren, präsentieren. Schäffer Poeschel 2016, S. 34-43

Teile diesen Beitrag:

Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

Alle Beiträge ansehen von Johannes Thönneßen →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert