INSPIRATION: Was würde wohl passieren, wenn alle Menschen mit einer guten Portion Durchsetzungsvermögen ausgestattet wären? Nicht auszudenken. Aber ohne solche Menschen würde sich auch nichts bewegen. Wir brauchen Durchsetzungsfähigkeiten, um eine bestimmte Ordnung herzustellen und zu bewahren. Daher gilt diese Fähigkeit auch als Voraussetzung zur Übertragung von Führungsaufgaben. „Paradoxerweise ist Durchsetzungswille auch dann gefordert, wenn diese etablierte Ordnung infrage gestellt werden soll.“ Keine Veränderung, ohne dass sich eine Seite auch gegen den Widerstand der anderen durchsetzt.
Womit wir bei einem neuen Aspekt zum Thema „Konflikte“ sind, einem neuen Beitrag von Klaus Eidenschink in der managerSeminare (Kein Konflikt, kein Change!). Und bei der Frage: Wie lautet wohl der Gegenpol zum Durchsetzungswillen? Nein, es ist nicht Nachgeben. Der Begriff ist „Unentschiedenheit“. Und beides ist, je nach Situation, richtig und gut. Wie das?
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Es gibt Situationen, in denen Nachgeben keine Option ist. In der klar ist, dass ich gewinnen will. Wenn eine Führungskraft von mir unethische Dinge verlangt und ich nachgebe, ist keinem gedient. Der Konflikt ist nicht bearbeitet oder gar gelöst, sondern nur verschoben. Und das Unternehmen nimmt schaden. Schönes Zitat: „Oft sind es die zweifelnden „Guten“, die den unbeirrten „Bösen“ durch ihre Skrupel das Feld überlassen und durch Duldsamkeit und Selbstaufgabe ein Ungleichgewicht ins Konfliktsystem bringen.“
Die eigene Aggression als Freund
Wer in dieser Situation keinen Durchsetzungswille zeigen kann, der hat ein großes Problem. Welche Kompetenzen braucht es dazu? Eine lautet, sich die eigene Aggression zum Freund zu machen. Sich zudem bewusst machen, für welche Werte man steht, für die man im Zweifelsfall auch einen Konflikt austrägt und bei denen man zu keinem Kompromiss bereit ist. Und die Fähigkeit, in solchen Situationen auch ohne Rücksicht auf den anderen zu agieren.
Klingt nicht schön, aber wer daran zweifelt, könnte sich einmal bewusst machen, dass wir in vielen Situationen gar kein Problem mit derartigen Verhaltensweisen haben. Zum Beispiel im Sport. Bei Wettkämpfen geht es genau darum: Sich durchzusetzen, den anderen zu bezwingen. Oder bei der Durchsetzung gesetzlicher Vorgaben. Allerdings im Rahmen bestimmter Regeln.
Was aber, wenn im Alltag oder im Berufsleben jeder beim Versuch, seine Ziele zu erreichen, auf Durchsetzung setzen würde? Die Eskalation wäre unvermeidlich. Es braucht also auch eine Haltung, die nicht unbedingt „auf Sieg spielt“. Und das ist: Offenzuhalten, wer gewinnen soll.
Gegenpol „Unentschiedenheit“
Ist nicht so einfach zu beschreiben. Vielleicht an einem Beispiel: Es gibt zwei Bewerber für eine Stelle, deren Profil den Anforderungen entspricht. Ich bin mir ganz sicher, dass Bewerberin A die richtige Person ist. Mein Kollege jedoch besteht auf Kandidatin B. Nun stehe ich vor der Alternative, mich durchzusetzen, auch auf die Gefahr hin, das Verhältnis zum Kollegen längerfristig zu belasten, oder offenzuhalten, wer am Ende „gewinnt“. Soll heißen: Ich mache mir klar, dass ich zwar gerne meine Kandidatin einstellen möchte, aber dass ich auch damit leben könnte, wenn die Favoritin des Kollegen den Job bekommt.
Diese Haltung der „Unentschiedenheit“ bedarf – oh Wunder – ganz bestimmter Fähigkeiten. Zum einen die, sich von der eigenen Meinung distanzieren zu können. Also anzuerkennen, dass man vielleicht auch mal nicht Recht haben könnte. Zum zweiten die Erkenntnis, dass es bei Konflikten nicht ums Gewinnen geht (z.B. anders als beim Wettkampfsport). Zum dritten, dass man sich nicht an anderen, sondern „am Eigenen“ orientiert, und dass das Nicht-Erreichen eigener Ziele auch mit negativen Gefühlen verbunden sein darf. Es ist in Ordnung, unzufrieden zu sein, wenn man seinen Willen mal nicht durchsetzt. Und schließlich: „Verlieren“ sollte nicht mit dem Gefühl der Scham behaftet sein. Das nämlich führt zum typischen „Ich darf mein Gesicht nicht verlieren!“.
Eine schöne kleine Checkliste, oder? Fragen Sie sich also selbst, wie es mit ihren Kompetenzen am Pol „Durchsetzung“ und am Pol „Unentschiedenheit“ aussieht. Ausführliche Fragen dazu im Originalbeitrag oder im empfehlenswerten Buch „Die Kunst des Konflikts“.