12. Juli 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Vorsicht Rutschgefahr!

KRITIK: Wieder ein neues Buzzword in Form eines Akronyms: PUMO. Es steht für: Polarized, Unthinkable, Metamorphic und Overheated. Es soll zutreffender als VUCA und BANI sein. Ist es das? Und brauchen wir das?

VUCA kennen inzwischen die meisten. Zwei Silben, die sogleich die Wachfunktion anknipsen: „Vorsicht Rutschgefahr!“ VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity & Ambiguity) ist inzwischen aber auch ein wenig in die Jahre gekommen und klingt schon old fashioned. Tausendmal gehört – reagieren viele inzwischen abgestumpft bis gar nicht mehr auf das Mantra. Offenbar Zeit, den Klingelton auszutauschen, wie der Autor argumentiert (Umgang mit dem Undenkbaren).

Er ist nicht der erste, der auf diese Idee kommt. Jamais Cascio nannte sein VUCA-Update im Jahr 2020 „BANI“ (Facing the Age of Chaos): brittle, anxious, non-linear & incomprehensible. Autor Lichtenthaler: „dass ein Umfeld volatil ist und unsicher, wie es VUCA beschreibt, oder dass Entwicklungen laut BANI nicht linear sind, hat keinen Neuigkeitswert mehr“. Also neuer Wein in alten Schläuchen? Nicht ganz, so der Autor, es kommt eine neue Qualität dazu: „ein deutliches Gefühl der Überforderung und des Getriebenseins“.

Was meint PUMO?

Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass das neue Akronym – wie die Vorgänger – aus vier Buchstaben besteht, die auf englischsprachige Begriffe verweisen:

  • Polarized: Unsere Weltwahrnehmung „ist geprägt von einer starken gesellschaftlichen Spaltung“
  • Unthinkable: Es passieren viele Dinge, „die kurz vorher noch undenkbar schienen“
  • Metamorphic: „Dinge ändern sich in einer andauernden Metamorphose, und zwar so substanziell, dass es über die übliche Dynamik weit hinausgeht“
  • Overheated: Die begleitenden Debatten, werden „gerade in der Öffentlichkeit zunehmend überhitzt geführt“

Nun, das Anliegen, eine aktuelle Stimmung (wenn auch nur auf der Basis von N = 1) zu verbalisieren, mag man wohlwollend anerkennen. Und das Plädoyer für die naheliegende Ursachenforschung ebenfalls. Wobei da wenig Neues aufscheint – außer vielleicht dem Hinweis auf die eskalierenden Schleifen von Social Media. Und die sind nun auch schon lange nicht mehr neu. Erst recht nicht der Hinweis auf „das kleine Einmaleins des strategischen Managements“.

Wer gewohnt ist, seinen Fokus etwas weiter zu stellen und auch die historische Perspektive aufzunehmen, den überrascht die Diagnose des Autors nicht. Das ist kalter Kaffee, der vorgibt, Eiskaffee zu sein. Das Konzept ist weder logisch durchdacht noch empirisch untermauert. Und es hält der Kritik, wie schon das VUCA-Konzept aus den 1980er-Jahren, nicht stand (Don’t look up!). Es ist ein Buzzword. Sein einziger Wert besteht in seiner Weckfunktion.

Als „Kollateralschaden“ mag man ansehen, dass es den Autor ins (vermutlich erwünschte) Rampenlicht der Öffentlichkeit spült. Die Halbwertszeit des Konzepts prognostiziere ich in einer ähnlichen Größenordnung wie der des Vorgängerkonzepts BANI. – Oder um mit David Bowie zu sprechen: „We can be Heroes, just for one day“.

Teile diesen Beitrag:

Thomas Webers

Dipl.-Psych., Dipl.-Theol., Fachpsychologe ABO-Psychologie (DGPs/BDP), Lehrbeauftragter der Hochschule Fresenius (Köln), Business-Coach, Publizist

Alle Beiträge ansehen von Thomas Webers →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert