KRITIK: Woran erkennt man die Qualität eines Assessment Centers? Es gibt einen Katalog mit 67 (!) Qualitätskriterien (BACDi), die sich auf die Erstellung, Durchführung und Nachbereitung von Assessment Centern beziehen. Eine Studie zeigt, dass es oft bei der Nachbereitung hapert.
So geben nur 40% der befragten Unternehmen (n=53) an, dass sie prüfen, ob die Kriterien nicht redundant sind. 36% übertragen die Evaluation einem externen Experten, 21% untersuchen die Beobachterübereinstimmung und nur 17% prüfen die Korrelation der AC-Ergebnisse mit beruflichem Erfolg.
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Das ist so eine Sache mit Gütekriterien eines ACs. Die Anbieter dieses Katalogs (Assessment Center – teure Methode, kaum geprüft) berufen sich darauf, dass jedes Kriterium aus der wissenschaftlichen Literatur abgeleitet und natürlich von Experten geprüft wurde. Aber wer sich schon mal mit dem Thema beschäftigt hat, der weiß schon bei dem letzten Kriterium, wie schwierig das zu erfassen ist. Wenn tatsächlich AC-Ergebnis und berufliche Bewährung korrespondieren: Ist das dann ein Beleg dafür, dass das AC das Potenzial korrekt erkannt hat? Oder ist ein Teilnehmer beruflich erfolgreich, weil er als „Sieger“ aus einem AC hervorgegangen ist und gefördert wurde?
Wie der Autor richtig schreibt: Wenn man dieses Kriterium messen möchte, muss man zunächst die Indikatoren für beruflichen Erfolg definieren – und spätestens hier ahnt man, wie schwer man sich damit tut, Leistung und Erfolg zu messen. Hat bisher noch niemand geschafft, auch mit einem noch so ausgefeilten Beurteilungssystem nicht. Wobei Leistung und Erfolg bekanntlich durch viele Faktoren, keineswegs nur durch den Einsatz und die Fähigkeiten des Mitarbeiters beeinflusst werden.
Umso erstaunlicher immer wieder, dass „ACs schon durch ihren schieren Aufwand und ihre lange Tradition für viele Praktiker eine Methode der Wahl“ darstellen. Zumal sie „im Mittel schlechter abschneiden als strukturierte Interviews und Intelligenztests.“ Das würde sich ändern, so die Suggestion, wenn die genannten 67 Qualitätskriterien regelmäßig überprüft würden. Vielleicht werden sie ja genau deshalb nicht überprüft. Dann würde sich vermutlich herausstellen, dass sie anderen Methoden in der Tat unterlegen sind – trotz des hohen Aufwandes und der langen Tradition.