21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Alternative zur Bürokratie

INSPIRATION: Gleich mal vorweg: Wie genau Haier, der chinesische Großkonzern mit 75.000 Mitarbeiter, genau funktioniert, habe ich nach der Lektüre des Artikels von Hamel und Zanini nicht verstanden (Das Ende der Bürokratie). Aber so viel auf jeden Fall: Es scheint möglich, 4.050 Mikrounternehmen unter einem Dach zum Erfolg zu führen. Vater des Erfolgs ist der CEO, Zhang Ruimin, der der Bürokratie den Kampf angesagt und ein vielversprechendes Gegenmodell entwickelt hat.

Tatsächlich wurde der Konzern in über 4.000 Mikrounternehmen (MU), jeweils bestehend aus 10 bis 15 Mitarbeitern, aufgeteilt. Es gibt davon drei Arten: Nutzer-MUs, die Produkte vertreiben und aus dem alten Haushaltsgeräte-Geschäft stammen. Die sich aber alle neu erfinden müssen in der Welt des Internets und offenbar heute auch ganz andere Produkte anbieten wie z.B. Spiele-Laptops.


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Mikrounternehmen im Unternehmen

Dann gibt es „Inkubator-MUs“, dies sind Neugründungen. Praktisch können solche MUs von jedem Mitarbeiter gegründet werden, der eine überzeugende Geschäftsidee hat. Und es gibt 3.800 „Knotenpunkt-MUs“, an der Zahl erkennt man, dass sie die Produzenten und ehemaligen funktionalen Bereiche sind. Sie verkaufen Produkte und Dienstleistungen an die Nutzer-MUs, welche die Dienstleistungen erwerben können, aber nicht müssen. Sie können sie auch außerhalb beziehen.

Die Nutzer-MUs haben demach Vereinbarungen mit vielen solcher Knotenpunkt-MUs, das stellt man sich erst mal sehr aufwendig vor. War es am Anfang wohl auch, der Trnasformationsprozess hat über 10 Jahre gedauert. Standards wie vordefinierte Regeln zu Margenverteilung und Mindestleistungen vereinfachen die Verhandlungen. Das Besondere: Die Bezahlung der Mitarbeiter orientiert sich am Marktergebnis, und das wird nicht an internen Maßstäben gemessen, sondern an externen. Die MUs müssen also ehrgeizige „Leitziele“ erreichen, z.B. das Vier- bis Zehnfache des Branchenschnitts. Hier schimmert dann doch ein starker „Zentralismus“ durch, allerdings wird in dem Beitrag (Das Ende der Bürokratie) betont, dass es keine Eingriffe von der Zentrale gibt. Der Erfolg entscheidet.

Koordination durch Branchenplattformen

Aber wie wird all das zusammengehalten? Durch Branchenplattformen. Es gibt z.B. eine Kühlschrankplattform mit einem Plattformeigentümer. Hier sind alle Nutzer-MUs zusammengefasst, die Kühlschränke vertreiben, sowie sämtliche Knotenpunkt-MUs, die diese beliefern oder unterstützen. Die Plattformen geben bestimmte Standards vor, aber geben keine Anweisungen. Die Plattformeigentümer haben keine Mitarbeiter, an sie berichtet auch niemand. Schwer vorstellbar? Irgendwie schon.

Neben all dem arbeitet Haier auch stark mit Open Innovation, d.h. man bezieht bei Verbesserungen und Neuentwicklungen die Kunden und Nutzer mit ein und experimentiert häufig. Am Beispiel der „Geburt eines Mikrounternehmens“ wird gezeigt, wie ein Laptop für Videospiele in kürzester Zeit entwickelt und auf den Markt gebracht wurde. Das MU war so erfolgreich, dass Mitarbeiter eigenes Geld in das Start-up steckten und mächtig profitierten – das Unternehmen ging an die Börse und ist heute Marktführer.

Was so richtig erstaunt: Wenn ein MU schlechte Leistungen zeigt, kann es auch Pleite gehen. Vorher aber wird der Leiter abgelöst, die Mitarbeiter lassen sich von drei oder vier Kandidaten deren Pläne vorlegen und entscheiden, wer das MU in Zukunft leitet. Oder Führungskräfte, die meinen, es besser zu können, versuchen, das MU zu übernehmen, indem sie sich bei dem Team um den Chefposten bewerben. Überzeugen sie diese mit ihrem Geschäftsplan, muss der alte Chef gehen, der neue übernimmt. Wenn das mal nicht konsequent ist, das Marktprinzip wird hier auch auf die Unternehmenssteuerung angewandt.

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