20. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Dankbarkeit und soziales Fehlverhalten

INSPIRATION: Dankbarkeit zu empfinden kann man trainieren. Der Satz klingt seltsam für mich, immer noch, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er stimmt. Der Ansatz ist bekannt: Man empfindet Dankbarkeit, wenn andere Menschen (oder das Schicksal, das Wetter, der Zufall, das Glück) uns etwas Gutes tun. Uns zuhören, uns unterstützen, uns trösten, uns unterhalten, uns etwas schenken – was auch immer. 

Das gleiche Gefühl entsteht, wenn wir uns vorstellen oder daran erinnern, dass uns etwas Schönes widerfährt. Durch regelmäßiges Erinnern an solche Situationen geht es uns besser, der Effekt ist nachgewiesen – die Folge ist mehr Optimismus und Lebensfreude, während Angst und Depressivität reduziert werden (Reduziert Dankbarkeit soziales Fehlverhalten?) Können solche „Trainings“ auch soziales Fehlverhalten reduzieren? Also dazu führen, dass wir weniger über andere lästern, sie weniger ausgrenzen und ihnen gegenüber höflicher sind?


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Genau das wollten Wissenschaftler herausfinden (How a gratitude intervention influences workplace mistreatment). Sie hatten einige theoretische Erklärungsansätze für einen möglichen Einfluss und führten zwei Studien durch. Die Teilnehmer wurden jeweils in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine führte über zehn Arbeitstage ein Dankbarkeitstagebuch, die andere schrieb allgemein über Erlebnisse am Arbeitsplatz. Anschließend füllten beide Gruppen Fragebögen zum Ausmaß der empfundenen Dankbarkeit aus. Wie nicht anders zu erwarten, gab es einen signifikanten Unterschied – die erste Gruppe beschrieb sich als deutlich dankbarer.

Außerdem befragte man Kollegen der Teilnehmer zum Ausmaß des sozialen Fehlverhaltens (bezogen auf Lästern, Unhöflichkeit und Ausgrenzung). Tatsächlich gab es Unterschiede, auch wenn der Effekt nicht sonderlich groß war. Als Erklärung erwies sie ein Ansatz als naheliegend: Dankbarkeit führt dazu, dass unsere Selbstregulationsressourcen wieder aufgefüllt werden. Die Idee ist, dass wir alle nur über ein bestimmtes Maß an solchen Ressourcen verfügen, die uns helfen, uns selbst zu kontrollieren. Wenn diese verbraucht sind, reagieren wir eher unhöflich oder lästern über andere. Dankbarkeit hingegen stärkt diese Kräfte, so dass wir dem Drang, uns unfreundlich anderen gegenüber zu verhalten, weniger schnell nachgeben. 

Natürlich haben solche Studien ihre Schwächen. Hier wurde nur ein Zeitraum von zwei Wochen untersucht, entsprechend empfehlen die Autoren zu überprüfen, wie es mit diesem Effekt langfristig aussieht. Außerdem stellen sie die berechtigte Frage, ob von Unternehmensseite tatsächlich so etwas wie „Dankbarkeitsinterventionen“ realistisch sind. Käme uns vermutlich auch komisch vor, oder? Wenn der Vorgesetzte seinen Mitarbeitern das Dankbarkeitstagebuch empfiehlt, oder die Personalentwicklung entsprechende Workshops anbietet. Oder ein Meeting mit dem Tagesordnungspunkt „Wofür wir dankbar sind…“ beginnt. 

Es spricht aber nichts dagegen, wenn wir – ähnlich regelmäßigem Joggen oder Yoga oder Meditation – uns täglich nur eine Minute Zeit nehmen, um uns in Erinnerung zu rufen, für was wir am gestrigen Tag dankbar waren. 

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