KRITIK: Seltsam. Lange Zeit galt General Electric (GE) als ein Vorzeigeunternehmen. Auf nahezu jedem Gebiet war der Koloss aktiv, und ausschlaggebend war einzig und allein der Erfolg der einzelnen Sparten. Aber das funktioniert nicht mehr. Ein Trend? Die Fachleute in der Wirtschaftswoche (Schrumpf dich groß) sind sich einig: GE ist ein Relikt aus vergangenen Tagen. Heute müssen Unternehmen sich fokussieren, klein, schnell und wendig könnte die Devise der Gegenwart lauten.
Also heißt es schrumpfen, Unternehmensbereiche abstoßen, die nicht zum eigentlich Kern passen. Die Erklärungen gehen alle in eine ähnliche Richtung: Als die Konzerne vor allem Massenware produzierten, klappte das vielleicht noch mit dem Gemischtwarenladen. Da konnte man riesige Mengen einkaufen, produzieren und verkaufen. Und mit einfachen Prozessen vielleicht auch noch die Unternehmensteile steuern.
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Heute sind die Kunden anspruchsvoll, die Produkte so individuell, dass kein Management der Welt mehr den Überblick behalten kann. Außerdem muss in Zeiten rasanter technologischer Entwicklung ständig an der Technik und der Vermarktung gefeilt werden – das geht nicht, wenn man viele verschiedene Branchen unter einem Dach vertreten hat.
Ist das so? Oder macht man aus der Krise eines Unternehmens (GE) und den Vorlieben der Analysten gleich wieder ein „Erfolgsrezept“? Es gibt auch Experten, die Größe und Diversifizierung für einen Vorteil halten. Dann nämlich kann eine starke Sparte die Schwächen einer anderen ausgleichen und das Unternehmen vor dem Absturz bewahren.
Nun könnte man ja argumentieren, dass es doch egal ist, ob ein Unternehmen verschwindet. Zerlegt sich ein Konzern und verkauft seine Einzelteile, werden diese ja woanders weiterleben, selbst wenn die „Mutter“, reduziert auf einen einzigen Bereich, irgendwann verschwindet. Aber das wäre wohl kaum im Sinne der Aktionäre, die heute viel mehr Geld für die „Nicht-Konglomerate“ auf den Tisch legen.
Ich bin nach wie vor nicht überzeugt, dass diese „Zwang“ zum Kerngeschäft ein guter Rat ist. Wenn man sich anschaut, wie viel Google wert ist und auf wie vielen Hochzeiten der Konzern tanzt – wieso klappt das dort? Man könnte dem entgegenhalten: Das eigentliche Geld macht Google nach wie vor mit der Werbung, und das Verzetteln könnte sich später rächen.
Andererseits: Warum sollte es nicht möglich sein, den einzelnen Unternehmensteilen so viel Autonomie einzurichten, dass sie die erforderliche Flexibilität haben? Man darf halt nur nicht die Erwartung haben, alles aus einer Zentrale steuern zu müssen, um die „Synergien“ zu heben. Das lähmt in der Tat…