INSPIRATION: Mal angenommen, die Hypothese, dass Wissensarbeiter sich nicht mehr in Hierarchien pressen lassen werden, stimmt – wie funktioniert Führung dann? Kollektiv, lautet die Antwort. Und damit das funktioniert, braucht es eine „verbindende und stabile kulturelle Basis“. Und die Kunst des Dialogs.
Es gibt gute Gründe, an das Ende der klassischen Hierarchie zu glauben. Immer mehr Menschen, vor allem hochqualifizierte, wollen stärker partizipieren und ihr Wissen einbringen. Wissen ist zunehmend für jedermann zugänglich, Informationsmonopole verschwinden. Menschen wollen selbst entscheiden und ihre Aufgaben freiwillig wählen. Die bekannten Strukturen und Entscheidungswege schränken diese Bedürfnisse ein. Außerdem wird zunehmend in ad hoc eingesetzten Teams gearbeitet, da verlieren statische und längerfristige Führungsbeziehungen nur. Das zentrale Merkmal von Hierarchie, nämlich dass Führungsaufgaben klar definiert und einzelnen Menschen dauerhaft zugeteilt sind, gilt immer weniger.
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Wenn Führung nicht mehr Sache einzelner ist
Wenn aber Führung nicht mehr Sache einzelner Funktionsträger ist, sondern „fluktuierend und variierend ausgefüllt“ wird (Verteilte und kollektive Führung) und von der ganzen Organisation gelebt wird – wie soll das funktionieren?
Mithilfe einer „verbindenden und stabilen kulturellen Basis“, wobei die Hierarchie durch eine dialogische Gesprächskultur ersetzt wird. Klingt abstrakt und erst einmal schwammig. Aber der Gedanke ist einfach und nur allzu logisch: Wenn man mit einem Ansinnen nicht mehr zum Chef laufen kann mit der Aufforderung „Entscheide du!“, dann bleibt nur der Dialog. Ein Chef hat immer Recht. Und wenn nicht, ist es auch egal, er muss seine falsche Entscheidung selbst verantworten. „Im Dialog geht es nicht darum, recht zu haben und die Gesprächspartner zu überzeugen, sondern gemeinsam besser Lösungen zu finden.“
Der Weg in eine solche Kultur ist sicher alles andere als einfach. Zuerst setzt das voraus, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden, es gibt nur die EINE Wahrheit, den einen richtigen Weg, sondern viele Wahrheiten – so viele, wie Menschen an einer Entscheidung beteiligt sind. Und damit ein echter Dialog möglich ist, müssen die Beteiligten bereit sein, sich gegenseitig Wertschätzung entgegen zu bringen, sich bewertungsfrei und empathisch zuzuhören.
Viel verlangt, denn dazu gehört auch, sich von „Leitunterscheidungen“ wie wahr/falsch, Recht/Unrecht oder Gewinnen/Verlieren zu verabschieden. Letztlich geht es darum, miteinander zu reden, zu versuchen, die Sicht des anderen zu verstehen und dann gemeinsam zu überlegen, wie man weiter vorgehen will.
Klar, dass es kaum reichen wird, Hierarchie-Ebenen abzubauen. So ein Kulturwandel dürfte eine gewaltige Anstrengung bedeuten, und so viel ist auch sicher: Die Gefahr des Rückfalls in alte Strukturen ist groß. Dass man angesichts der Entwicklungen auf der großen politischen Bühne starke Zweifel hegt und eher pessimistisch ist, ob eine Kultur des Dialogs überhaupt eine Chance hat, ist durchaus nachzuvollziehen.