INSPIRATION: Mitarbeitern zu ermöglichen, ihre Arbeit bestmöglich zum Wohle der Organisation zu bewältigen, ist die zentrale Aufgabe von Führung. Mitarbeiter benötigen dazu Regeln, die in der Organisation gelten, um ihre Entscheidungen an diesen auszurichten. Es gibt taugliche und weniger taugliche Regeln. Eine schöne Metapher dazu ist die vom Kreisverkehr, gefunden in einem Interview mit Fredmund Malik (Führen in der Transformation).
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer großen Kreuzung auf der Linksabbieger-Spur. Die Ampel ist rot, Sie stehen in einer Reihe von mehreren Autos. Gegenüber, rechts und links kein einziges Auto in Sicht, und soweit Sie sehen können, stehen zumindest auch einige der anderen Ampeln auf Rot. Dann schalten diese allmählich reihum auf Grün, es dauert aber eine ganze Weile, bis Sie endlich fahren können.
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Sicher, das funktioniert, aber ist es auch praktisch? Eine solche Ampelanlage steht sinnbildlich für eine komplexe Situation, und diese wird mit einer komplizierten Anordnung geregelt. Sie funktioniert leidlich, und wenn es jemand eilig hat, braust er bei Gelb über die Kreuzung, Unfälle werden nicht völlig verhindert – vor allem dann, wenn der Gegenverkehr berücksichtigt werden muss. Sicher, man kann das auch noch technisch optimieren – indem Bodensensoren erfassen, wo gerade ein Auto steht, aber auch das dauert immer eine Weile, bis die Anlage reagiert. Und wenn sie dann einmal ausfällt, ist die Krise da.
Baut man an dieser Stelle einen Kreisverkehr, benötigt man nur noch zwei Regeln: „Wer im Kreisverkehr sich befindet, hat Vorfahrt“ und „Abgebogen wird in den Kreisverkehr nach rechts“. Mag sein, dass es eine Weile dauert, bis jeder die Regeln verinnerlicht hat, und Unfälle lassen sich auch nicht generell vermeiden – wer es eilig hat, kann auch hier hier die Regel missachten. Mit Regelverstößen muss in beiden Fällen umgegangen werden.
Soll heißen: Statt komplizierter Systeme, auch solche, die von Rechnern gesteuert werden, liegt die Kunst darin, einfache Regeln aufzustellen, „die die im System vorhandene Intelligenz zur Anwendung bringt.„
Das ist ohne Zweifel eine Kunst, aber vielleicht lohnt es sich, wenn man mal wieder über ein Regelwerk nachdenkt, diese Metapher hervorzuzaubern und zu fragen: „Mit welchen einfachen Regeln können wir die Menschen dazu bewegen, sich vernünftig im Sinne der Organisation zu verhalten?“
Ein Beispiel: Sie können hochkomplexe Reiserichtlinien erlassen – für jeden erdenklichen Fall eine Vorschrift: Für Anlass, Entfernung, Verkehrsmittel, Unterbringung, Dauer etc. Sie können aber auch diese Regel aufstellen: „Wann immer Sie eine dienstliche Reise antreten müssen, organisieren Sie diese so, dass Aufwand und Nutzen für die Organisation und Sie selbst in einem angemessenen Verhältnis stehen.“ Und Regel Nr. 2 würde lauten: „Seien Sie vorbereitet, Ihre Reise auf Nachfrage nachvollziehbar begründen zu können!“
Das ist zu schwammig? Vielleicht gibt es ja bessere Regeln. Wie auch immer – diese schützen nicht vor Missbrauch, so wie der Kreisverkehr keine Unfälle verhindert. Aber vielleicht stehen bei diesen Regeln der organisatorische Aufwand in einem angemesseneren Verhältnis zu den Folgen als bei einem hochkomplexen Regelwerk.