21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Die Mischung macht’s

KRITIK: Wie sieht es denn nun aus mit der Frage: Homeoffice – ja oder nein? Ist gar keine Frage mehr, sagt Porsche Consulting. Laut einer Umfrage vertreten 90% der befragten Top-Manager die Ansicht, dass Menschen, die im Beruf „den Freiraum erhalten, Zeit, Ort und Fokus ihrer Arbeit selbst zu bestimmen, viel produktiver sind.“ Sie sind allerdings auch der Meinung, dass es vielen Führungskräften nicht leicht fällt, die hierzu notwendige Verantwortung abzugeben und den Mitarbeitenden zu vertrauen. „Koordinieren statt kontrollieren,“ lautet die neue Devise, und das muss erst einmal geübt werden.

Noch eine Erkenntnis aus der Umfrage (Das Konzept Homeoffice weiterdenken): Erst 27 der befragten Unternehmen entwickeln Leitplanken für solche modernen Arbeitsformen. Es scheint, als haben viele noch kein Konzept, wie sie mit dem Thema „Homeoffice“ umgehen sollen.

Spielräume

Die Zurich Gruppe Deutschland ist da weiter. Bei ihr gibt es drei Modelle: „Fix-Office“ – hier sind alle Mitarbeitenden zu 100% im Büro vor Ort. „HomeOffice“ – nein, hier sind nicht 100% im Homeoffice – hier arbeiten die Menschen bis zu drei Tage im Home Office, den Rest vor Ort. Und „FlexOffice“ – das Modell gilt für die Mehrheit. Es bedeutet, dass der Arbeitsort von den Mitarbeitenden selbst festgelegt wird – unter Einbindung der Führungskräfte. Wobei je Quartal bis zu 50% außerhalb des Bürogebäudes gearbeitet werden darf.

Da muss ich erst mal schmunzeln. Bei allen drei Formen gibt es eine vorgegebene Zahl an Arbeitstagen im Büro: Bei ersten Modell sind es 100%, beim zweiten mindestens 40% pro Woche und beim dritten Fall 50% im Quartal. Stelle ich mir irgendwie kompliziert vor. Aber es lässt offenbar genügend Spielraum. Da kann also ein Bereich entscheiden: Bei uns kommen alle jeden Tag rein, der nächste sagt: Zweimal die Woche sind Minium, der dritte sagt: Entscheidet selbst, aber sorgt für 50% Anwesenheit Quartal. Und letzteres scheint sich durchzusetzen.

Der Sinn solcher Vereinbarungen wird schon deutlich: Es sind die erwähnten Leitplanken, die Führungskräfte und Beschäftigte brauchen. Würde man sagen: Entscheidet einfach selbst – Ihr wisst am besten, was für euch die richtige Form ist, wären vermutlich viele orientierungslos. Obwohl auch das funktionieren kann, siehe Microsoft (Einfach nur noch Arbeit). Aber wer weiß – vielleicht können diese Leitplanken ja irgendwann entfallen, wenn man erst einmal genügend Erfahrungen gesammelt hat.

Die Rückkehr der Einzelprämie?

Wobei eine Sache auffällt: Die drei Modelle sorgen dafür, dass man sich auf jeden Fall irgendwann im Büro begegnen muss, da scheint Einigkeit zu bestehen. Ganz ohne Präsenztreffen geht nicht. Auch wenn es durchaus Organisationen gibt, wo das möglich erscheint (All-Remote-Unternehmen).

Und dann ist da noch ein Besorgnis erregender Satz des Beraters: Er meint, je mehr Freiraum und Verantwortung die Mitarbeitenden bekommen, „desto mehr Bedeutung bekommt ein System, das die individuelle Zielerreichung misst und mit persönlichen Anreizen durch erfolgsabhängige Vergütung kombiniert“. Ob das bei der Zuricher schon greift, erfahren wir nicht. Aber das klingt nicht gut. Da hat sich inzwischen die Haltung durchgesetzt, dass letztlich Teamerfolge zählen (ganze Unternehmen sind ja im Grunde nichts anderes als „große Teams“ mit gemeinsamen Zielen) und auch vor allem solche honoriert werden sollten (Kollektive Leistungsmessung). Und nun das! Wer möchte, dass Menschen vor allem als Einzelkämpfer agieren, nur zu. Ansonsten wären Unternehmen gut beraten, wenn sie gerade bei Homeoffice-Modellen extremen Wert auf Teamergebnisse legen!

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