INSPIRATION: Präsenztrainings wird es noch lange geben, sagen die Anbieter, also brauchen wir auch noch lange Präsenztrainer. Dennoch werden sich die Berufsbilder verändern. Nur wie? Und kann man sich darauf vorbereiten?
So viel scheint klar zu sein: Der E-Learning Markt wächst kontinuierlich, wie die wirtschaft + weiterbildung berichtet (E-Learning-Markt wächst und wächst), der Umsatz soll bei ca. 800 Millionen Euro liegen (in Deutschland). Ob das zulasten der Präsenztrainings geht oder zulasten der Fernlern-Anbieter oder sogar den Gesamtumsatz der Branche erhöht, geht daraus nicht hervor, aber klar ist, dass sich hier einiges ändert.
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logic systems versteht sich als IT-Unternehmensberatung mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung betriebswirtschaftlicher Softwarelösungen. Seit 1993 ist die Entwicklung von PC-gestützten Unternehmensplanspielen eine der Kernkompetenzen des Unternehmens. Zur Webseite...
Hinzu kommt: Überall sehen sich etablierte Berufe der Bedrohung durch „Maschinen“ ausgesetzt, und das betrifft längst nicht mehr die vorrangig manuellen Tätigkeiten, sondern alles, was sich irgendwie automatisieren lässt. Dazu gehört auch Wissensarbeit, wie das nun auch Rechtsanwälte oder Finanzdienstleister erfahren (Was digitale Transformation für die PE bedeutet). Warum sollte das dann nicht auch für Personalentwickler gelten?
Experten weisen auf fünf Entwicklungsstrategien hin, die man wählen kann, um sich einen Platz neben den Automaten zu sichern:
- Step in – die Systeme nutzen: Man wird zum Fachmann bezüglich der neuen Technologien, begleitet den Einsatz und entwickelt sie weiter, z.B. nutzt man Werkzeuge für Online-Coaching.
- Step up – Systemeinsatz steuern: Man verschafft sich einen Überblick über die technischen Möglichkeiten, begleitet die Einführung und unterstützt andere bei der Erarbeitung von Inhalten.
- Step narrow – Nischen suchen: Man sucht sich Felder, in denen die intelligenten Maschinen noch keinen großen Vorteil versprechen, z.B. könnte man zum Experten für die Analyse von Lernkulturen werden
- Step aside – Design und Sozialkompetenzen aufbauen, also sich auf das konzentrieren, was Maschinen eher nie lernen werden. Man könnte sich zum Lern- oder Entwicklungsberater verändern.
- Build the steps – Innovation und Systementwicklung: Man entwickelt selbst neue digitale Lösungen.
Die Systematik entstammt dem Buch „Only Humans Need Apply: Winners and Losers in the Age of Smart Machines“ von Thomas Davenport und Julia Kirby. Ist was für Sie dabei? Oder bleiben Sie lieber der Präsenztrainer? Können Sie natürlich, aber es schadet ja nichts, wenn Sie das eine oder andere Hilfsmittel der neuen Welt nutzen.
Ich habe letztens Feedbackrunden für Führungskräfte moderiert, das ging – in diesem Falle zumindest – nur als Präsenzveranstaltung. Anschließend gab es einige Gespräche mit den Betroffenen, sie sollten ebenfalls vor Ort stattfinden. Als das Wetter nicht mitspielte, stiegen wir auf Video-Telefonate um – Skype und Facetime machen es möglich. Klappte wunderbar.
Das ist eher banal, okay. Aber ich habe auch zunehmend Gefallen an Webinaren gefunden. Für die Vermittlung von Inhalten ein perfektes Mittel, insofern kann ich die Ansichten der Vertreter verschiedener Weiterbildungsanbieter („Sorge machen sollte uns ein Führungskräftemangel“) nachvollziehen, dass per e-Learning die Teilnehmer das notwendige Wissen zur Vorbereitung erhalten, während in den Präsenztrainigs die Begegnung und der Austausch stattfindet.
Ich glaube auch, dass so schnell das Training im Seminarraum nicht überflüssig wird – und dennoch bin ich mir sicher, dass sich Trainer schon bald sehr umstellen müssen. Das, was wir inzwischen an Vorträgen und Auftritten im Internet zu sehen bekommen, hat eine Qualität, bei der sich viele Trainer sehr strecken müssen. Will heißen: Die üblichen „ollen Kamellen“ zu präsentieren sollte der Vergangenheit angehören, der Job von Präsenztrainern dürfte zunehmend in der Moderation statt in der Wissensvermittlung bestehen. Wobei ich mich, nebenbei bemerkt, immer mehr wundere, wie oft noch von vorne doziert wird.