7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Digitalisierung des Coaching-Marktes

REZENSION: Britt Wrede / Bernhard Zimmermann – Mini-Handbuch Coaching und Digitalisierung. Beltz 2020.

Dass die Digitalisierung den Coaching-Markt erreicht hat, ist unumstritten. Vor allem etablierte Coaches haben das aber lange ignoriert. Nach dem Corona-Schock muss man nun der Herausforderung ins Auge blicken. Online-Coaching „geht“ und der Markt fragt es nun verstärkt nach. Zudem beginnen inzwischen Plattformunternehmen, sich mit Online-Coaching zwischen Coaches und die nachfragenden Unternehmen zu drängen.


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Das Buch der in der Szene bekannten Autoren zu Coaching und Digitalisierung kommt da wie gerufen. Britt Wrede bietet mit der Coachguide GmbH Unternehmen eine eigene Plattform an und Bernhard Zimmermann ist ehemaliger 1. Vorsitzender des Verbands ICF Deutschland. Im ersten Teil des Buchs werden unter der Überschrift „Anerkennen, was ist“ die aktuellen Veränderungen auf annähernd 40 Seiten dargestellt und bewertet. Fazit: Der Coaching-Markt ist gesättigt, klassisches Präsenz-Coaching (1:1) wird in Zukunft ein Luxus sein, den Großteil des Marktes wird digitales Coaching bedienen.

Klassisches Präsenz-Coaching: in Zukunft Luxus?

Teil 2 („Verstehen, was wirkt“) zeigt auf weiteren 60 Seiten Möglichkeiten auf, die sich nach Meinung der Autoren für Coaches ergeben, wenn sie die Digitalisierung nutzen wollen: Vom technischen Grundverständnis über Marketingkonzeption, konkrete Anwendungsszenarien bis hin zum Thema Datenschutz erhält die Leserschaft zahlreiche und detaillierte Hinweise.

Im dritten Teil („Tun was hilft – Coaching 4.0 in Aktion“) geht es auf annähernd 50 Seiten um die Frage, was das digitale Coaching zukünftig auszeichnet und wie es konkret aussehen kann. Es finden sich einige konzeptionelle Ausführungen zunächst zum sogenannten befähigenden Dialog, dann zur Coaching-Kompetenz. Auch Überlegungen zum Einsatz sogenannter Künstlicher Intelligenz werden präsentiert. Angereichert mit sehr praktischen Tipps und Tricks für den Arbeitsalltag.

Arg kurz gesprungen

Der Vorteil des Buches besteht darin, dass sich bislang wenig in der Materie Erfahrene schnell und vor allem technisch detailliert schlau machen können. Der Nachteil: Das Buch ist allzu pragmatisch und affirmativ. In weiten Strecken wird der inzwischen vorliegende medienpsychologische Erkenntnisstand nicht zur Kenntnis genommen. Auch weitere konzeptionelle Aspekte werden eher hemdsärmelig abgehandelt. So erschöpft sich das Thema Qualität im Coaching mit Ausführungen zum Thema Kompetenz des Coachs. Das ist arg kurz gesprungen. Die von den Autoren vorgenommene Charakterisierung von Coaching als befähigender Dialog bleibt blass und ohne nennenswerten theoretischen Tiefgang. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern auch folgenreich.

Das Buch durchzieht ein Denken in Produktmarketing-Kategorien. Wenn Coaching zum Produkt gemacht wird, ist es aber keine immaterielle Interaktion mehr, keine Koproduktion, verliert es seinen maßgeschneiderten Charakter. Es passt sich der industriellen Logik an. Diesbezüglich kritische Fragen werden leider nicht aufgeworfen. Und vorfindbare Antworten können nicht zufriedenstellen: „Wenn alles zusammenpasst und der Coach sich reibungslos und kooperativ in die Abläufe der Plattform integriert und es zu guten Feedbacks von Seiten der Auftraggeber oder der Coachingnutzer kommt, dann ersetzt das den ‚Chemietest‘, auf den es früher ankam.“ (S. 60). Oder etliche Seiten später: „Wer möglichst wenig selbst mit der Digitalisierung der Prozesssteuerung zu tun haben will, ist am besten beraten, mit einer voll integrierten Coachingplattform, als Mitglied in deren Coachpool zu arbeiten“ (S. 137).

Tipps und Tricks für den Arbeitsalltag sind wichtig und im technischen Know-how mögen manche Coaches Nachholbedarf haben. Warum man sich nun aber einseitig den neuen Marktbedingungen anpassen soll, darf man wohl fragen dürfen, wenn nicht sogar müssen.

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