11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Drei Motive

REZENSION: Joachim Siegbert Krug / Ulrich Kuhl – Macht, Leistung, Freundschaft. Kohlhammer 2006.

Noch ein Buch über Motivation? Es scheint ein schier unerschöpfliches Thema zu sein, aber offensichtlich auch eines, das nicht so richtig zu fassen ist. Es lässt sich prima darüber streiten, doch keines der bisher erdachten Konstrukte kann das Phämomen wirklich erklären. Welches Phänomen denn? Dass Menschen sich verhalten, wie sie sich verhalten. Dass sie sich unterschiedlich stark anstrengen und entsprechend auch unterschiedlich großen Erfolg haben.

3 Hauptmotive

Dieses Buch basiert auf den empirischen Untersuchungen von Donald McClelland und stellt im Grunde eine Bedürfnis-Theorie dar. Unterschiedliche Bedürfnisse beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Denken und damit unser Verhalten. McClelland fand mit Hilfe des Thematischen Apperzeptions-Test (TAT) heraus, dass sich unsere Gedanken um drei Themenkomplexe drehen: Leistung, Freundschaft/Gesellung und Macht/Einfluss. Diese drei Hauptmotive werden in dem Buch nun ausführlicher diskutiert. Dabei werden zunächst jeweils die Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen mit einem der Motive als „Hauptmotiv“ beschrieben, anschließend ihre beruflichen Aktivitäten und ihre Lebenseinstellung. Damit wird auch deutlich, dass hier ein Persönlichkeitsmodell zugrunde liegt. Menschen unterscheiden sich danach, welches Motiv bei ihnen besonders stark ausgeprägt ist. Dies lässt sich gut aus dem beobachtbaren Verhalten ableiten, wie dies die Autoren bei Managern, Politikern und Sportlern getan haben.

Eine Besonderheit zeichnet das Machtmotiv aus (Kap. 4). Hier werden vier Stadien der Macht angenommen. Das erste ist das anlehnende Machtstreben. Wer sich in diesem befindet, zeichnet sich durch enge Anlehnung an starke, mächtige Personen aus, eindrucksvoll beschrieben in Heinrich Manns „Der Untertan“. Das selbstbezogene Machtstreben zeichnet Menschen aus, die sich niemandem unterwerfen, nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit streben, sich immer im Griff haben müssen und auch nicht versuchen, andere zu manipulieren. Das eigennützige Machtstreben ist jenen Menschen zu eigen, die Statussymbole brauchen, den Wettkampf und die Konkurrenz suchen, aber auch durch übertriebene Hilfe zeigen, wie wichtig sie sind. Das gemeinschaftsdienliche Machtstreben schließlich findet man bei Menschen, die ihre Eigeninteressen hinter die der Gemeinschaft zurückstellen, ausgesprochen sozial kompetent sind und im übertriebenen Fall etwas Missionarisches an sich haben.

Auch wenn hier bei allen vier Stadien die negativen Ausprägungen aufgeführt werden und klar ist, dass von jedem Machtmotiv etwas in jedem von uns steckt, so wird doch durch die Darstellung deutlich, dass letztlich das gemeinschaftsdienliche Machtstreben die höchste Stufe und damit das edelste der Machtmotive ist.

Veränderungen?

In Kapitel 6 geht es darum, ob und wie wir Einfluss nehmen können auf unsere Motive. Zwar gibt es noch andere Einflussfaktoren auf unser Verhalten, aber die Veränderung unserer Motivationsstruktur ist schwierig. Warum dies so ist, wird in Kapitel 7 erklärt, wo es um die Enstehung der Motive geht. In Kapitel 8 erfahren wir, wie man das Motivprofil anderer Menschen an deren Verhalten erkennt, Kapitel 9 zeigt typische Erfolgsprofile für unterschiedliche Berufe. In Kapitel 10 geht es um die Motivausprägung von Führungskräften und was diese erfolgreich macht.

Eher kurz abgehandelt wird das Thema „Motivausprägung und Erfolg im Spitzensport“ (Kap. 11), was mehr einer Art Anhang gleicht, der seinen Weg in das Buch gefunden hat, weil einer der Autoren im Spitzensport einen Namen als Sportpsychologe hat. Noch stiefmütterlicher wird das Thema „Lassen sich Motive verändern?“ (Kap. 13) behandelt – was daran liegen mag, dass die Autoren davon ausgehen, dass Persönlichkeitsmerkmale recht stabil sind und wirkliche Änderungen eher unrealistisch sind. Was sie für machbar halten, ist Einsichten und Kompetenzen zur Steuerung der Motive zu vermitteln. So können die auf diese Weise trainierten Menschen besser mit ihren Stärken und Schwächen umgehen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse erkennen und diese mit den an sie gestellten Anforderungen in Einklang zu bringen.

Die Frage, ob die Welt tatsächlich noch ein Buch über Motivation benötigte, lässt sich nach der Lektüre mit einem „Ja“ beantworten. So verständlich geschrieben und mit vielen Beispielen unterlegt, macht es glatt Spaß, sich weiterhin mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn auch das vorgestellte Modell natürlich nicht jedes Verhalten erklären kann, als sehr praktische Orientierungshilfe für Trainer, Berater und Führungskräfte kann es allemal dienen. Empfehlenswert!

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