19. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

E-Mail mit Folgen

INSPIRATION: Wenn das mal keine intuitive Entscheidung war. Ein Freund von mir, der ein mittelständisches Unternehmen führt, war genervt. Ein Neubau kam nicht voran, weil die Genehmigung für die Wärmepumpe auf sich warten ließ. Irgendwann riss ihm der Geduldsfaden, zumal es bereits einen feststehenden Termin für die Nutzung des Gebäudes gab. Kurzerhand schrieb er eine E-Mail an den Bundeswirtschaftsminister, und womit er sicherlich nicht gerechnet hatte: Dieser rief ihn persönlich an, das Gespräch beeindruckte ihn tief und führte zu ungeahnten Konsequenzen. Davon am Ende mehr.

Die Intuition sei ein guter Ratgeber in Zeiten der „Omnikrisen“, sagen Experten in der Wirtschaftswoche (Der Bauch-Ansatz). Denn wenn sich rundherum die Wellen auftürmen, ist keine Zeit für wochenlange Beratungen oder gar Gutachten, die Monate brauchen. Da muss man Gelegenheiten beim Schopf ergreifen. Mit hohem Risiko natürlich, und das fühlt sich nicht schön an. Kann man sich auf seine Intuition verlassen? Angeblich wird man darin immer besser, je häufiger man Bauchentscheidungen trifft, so trainiere man seinen „Entscheidungsmuskel“, sagt ein Berater und Professor. Mag ja sein, aber das stelle ich mir schwierig vor. Einfach drauflos entscheiden und hoffen, dass ich darin immer besser werde?

Gefühltes Wissen

Ob ich mit einer solchen Entscheidung richtig liege, hat viel mit Erfahrung zu tun, wie wir wissen. Auch wenn ich nicht genau sagen kann, warum sich eine Entscheidung gut anfühlt und eine andere nicht – im Zweifel gibt es da irgendwo in meinem Hirn (oder wo auch immer) eine Instanz, die sich vergangenen Entscheidungen gemerkt hat und entweder warnende Signale aussendet oder eben nicht.

Was zu einer sehr konkreten Empfehlung führt: Manager sollten sich nicht nur auf ihr eigenes Bauchgefühl verlassen, sondern auch das der erfahrenen Kollegen in Anspruch nehmen. Im Zweifel auch mal nicht auf den CEO hören, sondern auf denjenigen, der auf einem Gebiet die meiste Erfahrung hat. Das fällt den Top-Managern nicht leicht. Witziges Experiment: Man hat Management-Teams in einen Flugsimulator gesetzt und festgestellt, dass sich meist der CEO auf den Pilotensitz begab. Und den CFO zum Co-Piloten macht. Wenn dann die Krise eintritt, treten plötzlich andere hervor mit ihrem Wissen und Erfahrungen. Hilfreicher Tipp: Vorab mal fragen, ob jemand im Team einen Flugschein hat. So könnte man auch in anderen Krisen handeln.

Eine altbekannte Forderung

An dieser Stelle wieder die klassische Forderung: Fehler nicht bestrafen. Wer aus dem Bauch heraus eine Fehlentscheidung trifft, der sollte nicht fürchten müssen, dafür gehenkt zu werden. Witzige Idee: In einem Unternehmen verteilte eine Managerin die Monopoly-Karte „Du kommst aus dem Gefängnis frei“, die ihre Manager auf den Schreibtisch legen sollten. Fällten sie eine falsche Entscheidung, sollten sie die Karte abgeben – als Symbol, dass sie „begnadigt“ sind.

Zurück zum Anfang. Die Folge der Mail an den Wirtschaftsminister war, dass die Wärmepumpe kurzfristig genehmigt wurde. Als er aber seine Geschichte in den sozialen Medien postete, brach ein Sturm los. Er gewann zahllose neue Kontakte und erntete enorm viel Zustimmung, die Presse aus ganz Deutschland meldete sich bei ihm, das Fernsehen griff die Story auf. Natürlich gab es auch die üblichen Trolle, die Verschwörungen witterten und es nicht aushielten, dass ihr (politisches) Weltbild Risse bekam. Ob er eine ähnliche Entscheidung noch einmal treffen würde, weiß ich nicht (werde ihn fragen). Aber klar ist, dass lange Diskussionen und Gutachten hier nicht weiter geholfen hätten…

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