PRAXIS: Kann man von Menschen, die unter extremen Bedingungen miteinander klarkommen müssen, etwas für die „ganz normale“ Teamarbeit lernen? Kann man, wie das Beispiel eines Teams von Polarforschern zeigt (Was Teams von Polarforschern lernen können). Die Faktoren sind ziemlich einfach und vermutlich universell gültig. Ein gute Blaupause für alle, die ihre Zusammenarbeit einem Check unterziehen möchten.
4 Faktoren
- Erwartungsmanagement: Konflikten beugt man am einfachsten vor, indem man die gegenseitigen Erwartungen klärt, und das nicht nur, bevor die Zusammenarbeit startet, sondern in regelmäßigen Abständen immer mal wieder überprüft. Da geht es schon los, oder? In welchen Teams wird so etwas zum Einstieg gemacht? Und dann auch regelmäßig auf die Agenda gesetzt? Schönes Zitat: „Mir ist nicht wirklich klar, was ich von dir erwarte, aber wenn du es nicht tust, werde ich sauer.“
- Kollaborative Führung: Der Leiter des Polarteams hat keine disziplinarischen Mittel, um Anweisungen durchzusetzen. Und er ist auf die hochspezialisierten Experten in seinem Team angewiesen (sind übrigens alle Führungskräfte, glauben manche nur nicht). Am Anfang sorgt er für die notwendige Orientierung, dann übernimmt er zunehmend die Moderation von Entscheidungsprozessen, statt selbst Entscheidungen zu treffen. Eine wichtige Führungsaufgabe ist zudem das rechtzeitige Ansprechen von Konflikten. Teams haben die Tendenz, diese zu übergehen oder kleinzureden. Da braucht es jemanden, der sie zum Thema macht, bevor sie eskalieren.
- Strukturen und Regeln: Regeln gibt es in jeder Gemeinschaft, Teams tun gut daran, sie zu Beginn zu klären und dann regelmäßig weiter zu entwickeln. Das gilt zum einen für die Meetings. In dem Forschungsteam zum Beispiel wurde geregelt, dass die folgenden vier Tagesordnungspunkte in jedes Meeting gehören:
– Inhaltliche Briefings
– Austausch über Aktivitäten
– Klärung, wo es gegenseitiger Unterstützung bedarf
– Organisation von Gemeinschaftsaufgaben (wie z.B. das Putzen)
Als sinnvoll hat sich auch herausgestellt, Regeln für die Zusammenarbeit im Vorfeld zu klären. Sie klingen banal und universell, aber sie ausgesprochen und aufgeschrieben zu haben, scheint zu helfen:
– Respektvoller Umgang
– Rücksichtnahme
– Privatsphäre wahren
– Konflikte zeitnah ansprechen
– Hilfe anbieten und Hilfe annehmen
Der letzte Punkt dürfte nicht bei jedem Team zu den Regeln gehören. Ich würde noch ergänzen: Um Hilfe bitten. - Rituale: Diese sorgen für Struktur, bei dem Forschungsteam waren es vor allem diese beiden: Regelmäßige Sicherheitsübungen und gemeinsame Mahlzeiten. Daneben gab es eine ganze Reihe weiterer Teamaktivitäten.
Schlussfolgerungen
Mögliche Schlussfolgerungen für Ihr Team wären, sich die folgenden Fragen zu stellen:
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- Wurden die Erwartungen vorab geklärt? Werden sie hin und wieder zum Thema gemacht nach dem Motto: „Welche Erwartungen wurden erfüllt? Welche nicht?“ – Das lässt sich leicht einführen oder nachholen.
- Besteht Führung vor allem aus der Moderation von Entscheidungsfindungsprozessen und dem Ansprechen von Konflikten? Oder wird von Führung immer noch erwartet, dass Entscheidungen für das Team getroffen werden?
- Gibt es klar vereinbarte Regeln und wie lauten diese? Werden sie hin und wieder zum Thema gemacht und weiter entwickelt? Manchmal hilft es auch zu diskutieren, welche es gibt, die nicht schriftlich festgehalten wurden.
- Gibt es Rituale und erfüllen diese noch ihren Zweck? Manchmal sind zum Beispiel Meetings feste Rituale, selbst dann, wenn sie inhaltlich überflüssig sind, dann darf man schon fragen, ob sie ersetzt werden können.