PRAXIS: Kennen Sie das? Jemand sagt etwas Positives über Sie, das ist Ihnen unangenehm und Sie spielen das herunter? Oder Sie sind stolz auf etwas, das Sie geleistet haben, und tun so, als seien Sie selbst überrascht? Nach dem Motto: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einen Schnitt von 1,1 schaffe!“ Nicht zu empfehlen ebensowenig wie „Humblebragging“ – Eigenlob in eine Klage verwandeln: „Es ist schon anstrengend, der einzige zu sein, dem man das zutraut!“ Ähnlich schlecht an kommt die Methode, andere etwas zu fragen in der Hoffnung, dass sie die entsprechende Gegenfrage stellen (Boomerasking). „Wo waren Sie denn im Urlaub?“ – um dann auf die Gegenfrage mit dem Karibik-Aufenthalt zu prahlen.
Solches nur notdürftig getarnte Eigenlob ruft eher Misstrauen hervor, wie eine Reihe von Studien gezeigt haben (Die feine Kunst des Prahlens). Dann lieber direkt etwas Positives über sich erzählen, auch wenn wir das nicht so gerne machen. Niemand mag Angeber, also üben wir uns eher in Bescheidenheit. Oder agieren nach dem schönen Satz: „Der Rahm steigt nach oben.“ Echte Leistung zeigen, sich anstrengen, dann wird man auch wahrgenommen.
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„Der Rahm steigt nach oben“
Stimmt wohl auch oft, aber nicht immer. Eigenwerbung ist nicht grundsätzlich falsch. Und bevor wir uns darüber ärgern, dass andere ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen und die erhoffte Anerkennung bekommen, hier die Tipps, wie man gekonnt angibt:
- Wenn andere uns direkt fragen, darf man ruhig Positives über sich erzählen, worin man ganz gut oder sehr gut ist, was man schon mal geleistet hat usw. Das kommt keineswegs negativ an, sondern wirkt deutlich sympathischer als falsche Bescheidenheit.
- Wenn andere sich selbst loben, sollten Sie sich nicht scheuen, auch über sich selbst etwas Positives zu erzählen. Das wird Ihnen nicht übel genommen – so lange Sie nicht übertreiben.
- Angeberei aus zweiter Hand: Was immer gut rüberkommt ist Lob, das andere über Sie verbreiten. Sollten Sie also andere bitten, positiv über Sie zu sprechen? Klingt erst mal seltsam, aber ist gar nicht so abwegig. Menschen sind tatsächlich bereit, andere zu unterstützen, wenn sie respektvoll darum gebeten werden. Und Achtung: Wenn andere Sie in Ihrer Gegenwart loben, dann widerstehen Sie dem Drang, das Gesagte herunter zu spielen. Das kommt weder bei dem „Unterstützer“ noch bei den anderen gut an. Also lieber mit einem einfachen „Danke sehr“ oder einem Lächeln reagieren.
- Eigenlob wirkt authentischer, wenn es mit einer – allerdings relativ unbedeutenden – Schwäche kombiniert wird. Wer also von einem erfolgreichen Projekt berichtet, das er geleitet hat, darf getrost auch erwähnen, was nicht so gut geklappt hat, solange es nicht den Erfolg überschattet.
Meine zentrale Erkenntnis: Ich werde versuchen mir abzugewöhnen, Lob von anderen herunterzuspielen, sondern das, was ich empfinde, nämlich Freude, auch zu äußern. Ist gar nicht so schwer. Und andere um Referenzen bitten, wenn ich sicher bin, dass sie meine Leistungen schätzen, könnte ich vermutlich auch häufiger probieren.