INSPIRATION: In meinem Umfeld kenne ich Menschen, die mit einem Schmunzeln erzählen, dass es an ihrem Arbeitsplatz regelmäßig Obst und Süßigkeiten gibt, und sie sich darüber freuen. Auch wenn der Kaffee immer noch aus der Pumpkanne kommt und nachmittags lauwarm ist. Ob diese „Benefits“ eine Reaktion auf das zunehmende Problem des Fachkräftemangels sind? Oder ob sie dort schon immer gepflegt wurden? Einfach weil die Kosten überschaubar sind und man signalisieren möchte: „Ihr seid es uns wert!?“
Um die Jahrtausendwende wurden die Start-ups gefeiert, weil den Mitarbeitenden kostenlos Massage angeboten wurden, der Kicker in jeder Ecke stand und kostenloses Obst und das Fitnessstudio im Haus eine Selbstverständlichkeit wurden. Als die Blase platzte, war es auch damit vorbei. Vieles davon scheint in Vergessenheit geraten zu sein, die Rundum-Versorgung der Angestellten zog wieder ein in die großen Tech-Konzerne, der Rest der Welt schaute mit Neid auf den Luxus.
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Und nun? Die ganze Fürsorge entpuppt sich als Fake. Wenn es hart auf hart kommt, entfällt sie völlig. Dann gibt es bei Google plötzlich keine getrockneten Mangos mehr und keine M&Ms. Was sicher noch zu verkraften ist, aber wie wenig die so gehätschelte „Ressource Personal“ wert ist, zeigt sich im Umgang in der Krise. Die Tech-Szene vergisst selbst die Mindeststandards menschlichen Miteinanders. Soll heißen: Per Mail erfahren die Mitarbeitenden, wie viele gehen müssen. Per aufgezeichneter Videobotschaft wird Mitarbeitenden gekündigt, woanders geschieht auch das per E-Mail (Bipolar ins Bällebad).
Der Offenbarungseid
Verwunderlich? Nicht wirklich. Es ist einfach, in guten Zeiten großzügig zu sein. Es ist was ganz anderes, in schwierigen Zeiten schlechte Botschaften zu übermitteln, den Menschen ins Gesicht zu schauen, wenn man ihnen kündigt. Warum sollten das Start-up-Unternehmer besser können als der Personaler eines Konzerns? Letzterer hat zumindest mal davon gehört, dass auch das zu seinem Job gehört.
Aber noch mal zurück zu den Süßigkeiten und Obstkörben. Soll das heißen: Entweder nie oder immer? Also auch in Krisen daran festhalten? Wohl kaum, denn wie will man in Zeiten, in denen Mitarbeitende entlassen werden, erklären, dass der Rest weiter verwöhnt wird? Das Geheimnis lautet meines Erachtens: Transparenz und Offenheit. Warum nicht in guten Zeiten kommunizieren, dass es dem Unternehmen gut geht und man es sich erlauben kann? Dass es weniger um Fürsorge und Großzügigkeit geht oder um Imagepflege („Schaut her, bei uns steht immer frisches Obst auf der Theke! Sind wir nicht großartig?“), sondern darum, alle am Erfolg teilhaben zu lassen. Und dass klar ist, dass in schlechten Zeiten hieran zuerst gespart wird.
Wer so offen mit Mitarbeitenden umgeht, der tut sich vielleicht auch leichter mit schlechten Botschaften.