7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Fünf Kriterien zum hybriden Arbeiten


PRAXIS
: Die Diskussion, ob Homeoffice oder Präsenz besser ist, wird schnell zum Grundsatzstreit. Die einen fürchten um das Wohl des Unternehmens, die anderen argumentierten mit dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Der Lösungsansatz: Tatsächlich ist heute das Team der Dreh- und Angelpunkt einer Organisation. Hier kommen fünf Kriterien für eine fundierte Entscheidung (Lasst die Teams entscheiden!).

Die Frage, ob Homeoffice oder nicht, lässt sich kaum für jeden Bereich, für ganze Unternehmen und jeden Mitarbeiter gleich beantworten. Natürlich könnte ein Vorstand sagen: „Wer nicht ins Büro kommt, der muss gehen.“ Aber welcher vernünftig denkende Unternehmer würde heute auf Leute verzichten, die gerne anheuern, wenn ihnen die Möglichkeit zum Homeoffice gegeben wird, ansonsten sich aber woanders umschauen? Das einzige Argument, das dafür sprechen könnte, wäre so etwas wie „Gerechtigkeit“ oder besser „Gleichbehandlung“. Damit sich keiner beschweren kann, müssen alle den Weg auf sich nehmen. Wobei das ja schon Unsinn ist, der eine wohnt um die Ecke, der andere 100km entfernt – von „Gerechtigkeit“ keine Spur.


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Wer soll entscheiden?

Alle ins Homeoffice ist schon gar keine Alternative, es gibt Jobs, bei denen das nun mal gar nicht funktioniert. Wer entscheidet also, was die richtige Variante ist? Antwort von Carsten Schermuly: Das Team. Das sieht man übrigens auch bei Microsoft so (Einfach nur noch Arbeit). Nun dürften auch Teams sich schwer tun: Welche Interessen gehen vor? Diejenigen des Mitglieds, das die weiteste Anreise hat? Oder das gerade Vater geworden ist? Oder des Teamleiters, der gerne seine Schäfchen um sich scharen möchte? Hier kommen fünf Kriterien ins Spiel, die der Autor alle mit Studienergebnissen fundiert begründet:

  • Wissensaustausch: Es ist belegt, dass hybride Teams mehr asynchron kommunizieren, der Weitergabe von Informationen schleppender verläuft, der direkte Austausch fehlt. Muss ein Team in einer bestimmten Phase vielfältige Informationen austauschen, ist Präsenz besser. Die Frage lautet also: „Wie wichtig bzw. notwendig ist es, dass die Teammitglieder Wissen austauschen?“
  • Interdependenz: Wenn die Teammitglieder auf die Zuarbeit der Kolleg*innen angewiesen sind, sie sich häufig abstimmen müssen, leidet die Zusammenarbeit bei der hybriden Kollaboration, selbst bei häufigen Videokonferenzen. Da werden nämlich die stilleren Kollegen weniger wahrgenommen. Die Frage lautet also: „Wie hoch ist die Abhängigkeit zwischen den Mitgliedern? Wie wichtig sind Vernetzung und Integration von Aufgaben?“
  • Komplexität: Wenn noch unklar ist, wie einzelne Aufgabenbereiche zusammenhängen und diese sich dynamisch verändern, gelingt die Bewältigung besser, wenn man sich spontan zusammensetzen kann oder sich zufällig begegnet. Die Frage lautet also: „Wie komplex sind unsere Aufgaben?“
  • Kreativität: Wenn es darum geht, neue, vielleicht auch ungewöhnliche Ideen zu entwickeln, sind Teams, die sich in Präsenz treffen, kreativer, die Ideen innovativer. In Online-Meetings gibt es weniger Sprecherwechsel und Nebengespräche. Die Frage lautet also: „Wie hoch ist die Notwendigkeit, Originelles und Neues zu entwickeln?“
  • Lernen am Modell: Ein ganz alter Hut: Menschen lernen von sozialen Vorbildern, durch Beobachtung. Das könnte man simulieren, indem die Kollegen Videos von ihrer Arbeit drehen – aber wer macht das schon? Können sie sich gegenseitig bei der Arbeit beobachten, bekommen sie mit, welche Themen die Kollegin bearbeitet und wie sie diese angeht, profitieren sie in Präsenz deutlich stärker. Das ist vor allem dann interessant, wenn einzelne Mitglieder über Spezialwissen verfügen, gerade neues Wissen erworben haben oder ganz neu im Team sind. Die Frage lautet also: „Wie wichtig ist es, dass die Mitglieder bei der Bearbeitung voneinander lernen?“

Die entsprechende Checkliste ist schnell gebastelt: Jede Frage wird nach drei Graden bewertet: Niedrig, mittel oder hoch, entsprechend kann dann entschieden werden, ob man sich an einzelnen Tagen im Büro trifft oder vielleicht, je nach Bedarf und momentaner Aufgabe, auch mal an vier von fünf Tagen. Denn auch das ist ja richtig: Die Aufgaben können wechseln, je nach Projekt und Projektphase, dann fällt die Entscheidung von Team zu Team und Phase zu Phase unterschiedlich aus. 

Auch wenn bei der Beantwortung persönliche Interessen der einzelnen Mitglieder weiterhin eine Rolle spielen werden: Zumindest leistet diese kleine Checkliste einen Beitrag zur Versachlichung. Ausprobieren!

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