INSPIRATION: Der Zug ist nicht mehr aufzuhalten: In der Produktion werden Maschinen immer weniger von Menschen, sondern von Algorithmen gesteuert. Die Idee ist, dass die Maschinen sich letztlich selbst einstellen, das verändert die Rolle des Mitarbeiters erheblich. Wer sie bei den Veränderungen einbinden will, sollte wissen, welche Haltung die Mitarbeiter einnehmen. Es gibt fünf Perspektiven.
Dies haben Forscher der Universität Köln herausgefunden (Die Sicht der Mitarbeiter). Sie haben 19 Mitarbeiter aus zwei erfolgreichen mittelständischen Betrieben interviewt, dabei haben sie die „Zaltman Metaphor Elicitation Technique“ (ZMET) verwendet. Hier werden die Interviewten gebeten, Bilder zum Interview mitzubringen, die einen Bezug zu ihren Gefühlen haben. Die Auswertung geschieht qualitativ. Klingt ein bisschen wie der gute alte TAT.
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Seit mehr als 20 Jahren berate und begleite ich Mitarbeitende und Führungskräfte in Non-Profit-Organisationen, sozialen Einrichtungen, Vereinen und Verbänden bei individuellen oder strukturellen Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Zur Webseite...
Als Ergebnis kamen fünf verschiedene „Brillen“ heraus, mit denen Mitarbeiter den digitalen Wandel in ihrem Unternehmen betrachten. Wobei 19 Teilnehmer eine ziemlich kleine Gruppe darstellen, so dass ich mich frage, wie aussagekräftig es ist, wenn z.B. nur ein Mitarbeiter die spielerische Perspektive zeigte. Sei’s drum.
5 Perspektiven
- Traditionalistisch: Die Digitalisierung wird skeptisch betrachtet, sie wird als Bedrohung für die handwerklichen Tätigkeiten gesehen, auf die man stolz ist.
- Utilitaristisch: Es wird eine mentale Buchführung erstellt – eine Abschätzung des Aufwandes bei der Umstellung im Vergleich zum persönlichen Nutzen, z.B. hinsichtlich der eigenen Karriere. Motto: Was habe ich persönlich davon?
- Anthropozentrisch: Es geht um die Bewahrung des Menschlichen, gleichzeitig wird die Digitalisierung als etwas von Menschen Gemachtes wahrgenommen. Wichtig ist, dass man weiterhin selbst Einfluss auf die Initiativen hat und aufgepasst wird, dass der Mensch mit seinen Stärken und Schwächen berücksichtigt wird.
- Funktionalistisch: Es wird vor allem der Nutzen gesehen, die Möglichkeiten, die Produktion zu verbessern.
- Spielerisch: Die Digitalisierung wird als etwas Spannendes, als willkommene Abwechslung gesehen und fast enthusiastisch begrüßt.
Die Autoren betonen, dass „sämtliche“ Führungskräfte die funktionalistische Brille aufhatten – wobei das offenbar genau drei waren. Interessant ist in der Tat, dass diese davon ausgingen, dass ihre Mitarbeiter die gleiche Sichtweise vertreten.
Schlussfolgerungen für alle Unternehmen, die den digitalen Wandel vorantreiben: Gehen Sie nicht davon aus, dass alle Mitarbeiter gleich denken und holen Sie diese dort ab, wo sie stehen. Bedeutet konkret:
Den mit der traditionalistischen Sicht gewinnen Sie, indem sie betonen, dass Sie die Unternehmenswurzeln auch weiterhin pflegen werden. Die utilitaristische Brille überzeugen Sie, indem sie betonen, welche Vorteile die Digitalisierung hat, die anthropozentrische gewinnen Sie, indem Sie anbieten, den Prozess mit beeinflussen zu können, die funktionalistische, indem Sie erklären, was sich alles verbessert und die spielerische, indem Sie zeigen, wie viel Spaß die neuen Technologien machen können.
Und weil sie vor allem in größeren Unternehmen nicht erst jeden Einzelnen analysieren können, benötigen Sie eine Kommunikationsstrategie, die alle fünf Gesichtspunkte hervorhebt. Schaden kann es auf jeden Fall nicht.