13. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Test1

Informeller Albtraum

KRITIK: Macht auszuüben ist menschlich – und zum Funktionieren von Organisationen überlebensnotwendig. Sie ist „integraler Bestandteil aller sozialer Systeme“. Denn: Wenn niemand Macht ausüben würde, indem er z.B. gegen Widerstände Entscheidungen durchdrückt, dann bedeutet das endlose Diskussionen, „Gruppenbildung und Beschlüsse, die nur von einem Teil des Teams getragen und von dem anderen als Niederlage empfunden wird.“ So die These (Das Machtparadoxon). Der Vorteil einer Hierarchie: Hier wird Macht formalisiert, kanalisiert und muss deshalb nicht immer wieder neu ausgehandelt werden.

Hier schon mal ein erster Einwurf: Diskutiert wird immer, auch in Hierarchien. Wenn nicht offen, dann verdeckt. Und wenn der Chef entscheidet, dann gibt es auch immer Verlierer, manchmal mehr als Gewinner. Nur: Dann können alle es eben auf den Chef schieben und das entlastet. Man muss nicht sauer sein auf die Kollegen, sondern nur auf den Vorgesetzten. Das dürfte dann auch seine wichtigste Funktion sein.


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Das bekannte Problem dabei: Was passiert, wenn diejenigen, die die formale Macht verliehen bekommen haben, diese für eigene Zwecke missbrauchen? Nicht zum Wohl der Organisation entscheiden? Fehlentscheidungen vertuschen? Dafür braucht es dann weitere Kontrollinstanzen, eine Menge Aufwand, um unangenehme Nebenwirkungen der Hierarchie zu verhindern.

Das ist so, werden die diejenigen sagen, die den Abbau formaler Hierarchien kritisch sehen. Und dann kommt ihr entscheidendes Argument: Wenn Macht nicht formalisiert wird, dann ist alles noch schlimmer. Dann bilden sich eben informelle Machtstrukturen heraus, die sich einer Kontrolle entziehen. Wie schaffen es diese informellen Mächtigen, sich diesen Statur zu erarbeiten? Durch Charisma, Erfahrung, Expertise, mächtige Verbündete, langjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen usw. Wenn es ungünstig läuft, führt das zu Intrigen und Seilschaften und richtet eine Menge Schaden an.

Machtspiele

Zweiter Einwurf an dieser Stelle: Solche informellen Führer gibt es auch in hierarchischen Organisationen, ebenso wie Seilschaften und Intrigen. Beides gedeiht auch hier prächtig, ist daher kaum ein Argument für hierarchische Organisationen. Und gegen Einfluss dank Expertise und Erfahrung ist doch nichts einzuwenden.

Noch ein Argument, das sich schlecht widerlegen lässt: Ein Teil der formalen Macht bleibt ja immer, und wenn das nur noch der Geschäftsführer oder Inhaber ist. Dann konzentriert sich alle Macht an dieser einen Stelle, wer den Zugang zu dem Positionsinhaber hat, gewinnt, da ist Günstlingswirtschaft nicht mehr weit.

Nun das Fazit, das ich voll umfänglich teile: Wer sich dem Abbau von Hierarchien verschrieben hat und keinen informellen Albtraum erleben möchte, der braucht „gruppendynamische Kompetenz“ im Team. Die Mitglieder müssen wissen, dass Widerspruch nicht Machtkampf bedeutet, sondern vor vorschnellen Lösungen schützt. Hier noch ein Einwurf: Das wird auch immer wieder in hierarchischen Organisationen gefordert, fällt aber viel schwerer, wenn man jemandem widersprechen möchte, der die formale Macht besitzt.

Was bedeutet das konkret? Hierarchiefreie oder -arme Organisationen benötigen einige andere Spielregeln. Neben einer Sensibilisierung aller für Machtphänomen vor allem klare Rollenbeschreibungen, unabhängige bzw. wechselnde Moderation von Gruppenprozessen, Regeln und Verfahren zur Entscheidungsfindung bzw. Entscheidungsbeschleunigung und regelmäßiger Reflexion der bestehenden Prozesse. Dem kann man nicht widersprechen.

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