11. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Schiffbruch-Scheitern

Keine Zeit für Konflikte

INSPIRATION: Gerät ein Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage, hat das für alle Beteiligten gravierende Folgen. Bei drohender Insolvenz versucht jeder zu retten, was zu retten ist, das führt zwangsläufig zu Konflikten. Man sollte meinen, das sei ein gutes Anwendungsfeld für Mediatoren. Ist es aber nicht. Die Autoren in der Zeitschrift für Konfliktmanagement (Mediation in existentiellen Unternehmenskrisen) glauben die Ursachen zu kennen.

Es dürften weniger die Kosten sein, die angesichts der drohenden Verluste keine größere Rolle spielen. Vielmehr ist typisch für eine existenzielle Krise, dass sich die Beteiligten aus früheren Fällen meist kennen und daher davon ausgehen, dass sie die Sache schon schaukeln werden. Daher sehen sie keinen Mehrwert in der Mediation. Zudem drängt die Zeit, Mediation hat (nicht zu Unrecht) den Ruf, Bedürfnisse aufzudecken und den Konfliktthemen auf den Grund zu gehen – im Vordergrund bei solchen Krisen aber stehen Liquiditäts- und Ertragsprobleme.


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Sorgen und Ängste

Dass aber natürlich die Beteiligten Bedürfnisse, Sorgen und Ängste haben, ist kein Geheimnis. Da ist der Firmeninhaber – oft identisch mit dem Manager, der (auch nicht zu Unrecht) für die Krise verantwortlich gemacht wird und der sich um seine eigene Existenz Sorgen machen muss. Die Gesellschafter, die sich ans Unternehmen klammern und Macht- und Geldverlust befürchten. Die Mitarbeiter, die die aufziehende Krise schon lange spüren, die, wenn sie noch nicht gegangen sind, um ihren Arbeitsplatz fürchten. Der Betriebsrat, der zwischen den Stühlen sitzt, weil er zum Erhalt des Unternehmens die Leitung bei harten Maßnahmen unterstützen muss, andererseits sich für die Mitarbeitenden einsetzen muss. Die Kunden, die oft erst spät von der Gefahr in Kenntnis gesetzt werden. Die Lieferanten, die meist schon früh spüren, dass etwas nicht stimmt, weil Rechnungen verspätet bezahlt werden oder nachverhandelt wird. Und schließlich die Finanzierer, entweder die Hausbank oder mehrere Kreditgeber bzw. Investoren. Wobei regionale Kreditinstitute auch noch mit politischen Entscheidungsträgern verbunden sind und deren Interessen berücksichtigen müssen. Bitter: Wenn die Banken die Krise wahrnehmen, spüren das die Unternehmen sofort, weil dort der Ansprechpartner wechselt, und der Neue ist dann nicht mehr der freundliche langjährige Kundenberater.

Und wo wäre sie hilfreich?

Wo genau könnte nun Mediation hilfreich sein? In der Regel geht bei solchen Krisensituationen das Vertrauen zwischen den Vertretern des Unternehmens und den angesprochenen Betroffenen verloren. Wichtig sind hier eine offene Kommunikation und verbindliche Zusagen, die auch eingehalten werden. Zur Herstellung von Vertrauen eignet sich nun mal die Mediation bzw. mediative Techniken – ganz gleich, wer hier mit wem verhandelt. Zwei typische Einsatzgebiete betreffen den Unternehmer. Zum einen ist er besonders mit dem Unternehmen verbunden, nicht selten ist er mit seinem gesamten Privatvermögen beteiligt. Zum anderen kommt es dabei auch oft zu Verhandlungen über die Unternehmensnachfolge – sei es an die nächste Generation oder einen neuen Geschäftsführer. Hier können die Bedürfnisse und Gefühle des Unternehmers den Restrukturierungsprozess stark beeinträchtigen, wobei Mediation einen guten Beitrag zur Lösung leisten kann. 

Die Autoren vermuten, dass Mediation in solchen Krisen an Bedeutung gewinnen wird, und zwar zum einen deshalb, weil die „eingespielte Einigungspraxis der Finanzierer in Schwierigkeiten geraten wird“ (es werden zunehmend private Investoren auftreten und Banken eine geringere Rolle spielen), zum anderen weil sich auch gesetzlich Dinge verändern werden. Spannend.

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