INSPIRATION: In manch kurzen Kolumnen steckt eine höchst beachtenswerte Botschaft. So auch in der von Nina Strasser in der Wirtschaftswoche. Ausgelöst durch die Frage ihrer Tochter: „Mama, du bist doch Chef. Was muss man tun, damit man beim Spielen nicht als Letzte gewählt wird?“ Abgesehen davon, dass man als Eltern diese Frage sicher nicht hören möchte und man wahre Schmerzen erleidet: Die Übertragung auf Führungskräfte lautet: Wie stellt man sich taktisch auf, um auserwählt zu werden? Eine Antwort lautet: Kumpels wählen erst mal ihre Kumpels. Also braucht man ein Netzwerk und eine Taktik, um sich zu behaupten.
Was wiederum bedeutet: Es werden eher Taktiker befördert als jene mit den Fähigkeiten, die man für eine bestimmte Position benötigt. Besonders deutlich wird das am Beispiel der alljährlich mit viel Aufwand betriebenen Beurteilungsrunden, bei denen „detaillierte Selbstbeurteilungsbögen“ verschickt werden. Da gilt es dann, „den eigenen Einfluss auf den Unternehmenserfolg so hinzubiegen, dass die Einschätzungen zu den vermuteten Kriterien derjenigen passen, die auf den Beförderungstöpfen sitzen“ (Der perfekte Chef will keiner sein).
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Taktiker werden befördert
Wer hier also taktisch geschickt vorgeht, der ist klar im Vorteil. Aber sind das auch die Führungskräfte, die gesucht werden? Nina Strasser wünscht sich Führungskräfte, die sich nicht taktisch ausrichten, sondern im Sinne der Sache ihr Licht auch mal unter den Scheffel stellen. Folglich lautete der Rat an ihre Tochter, sich auf die Dinge zu besinnen, die sie gut kann, um entsprechend das Spiel auswählen zu können.
Oder: Das Spiel ändern
Ein kluger Rat, aber dazu gehört schon eine Menge Selbstvertrauen, oder? Im Grunde bedeutet es nichts anderes als zu schauen, ob man in einer Organisation tätig sein möchte, in der man vor allem taktisch ans Ziel kommt. Das fängt schon bei den erwähnten Beurteilungsbögen an: Wer hier ehrlich antwortet, dass er es mit der Teamfähigkeit nicht so hat, aber anderen offen und ehrlich seine Meinung sagen kann, ohne Angst, damit in Fettnäpfchen zu treten, schadet sich ja selbst.
Da steht man schon vor der Entscheidung, ob man in Unternehmen arbeiten möchte, die einem solche Verrenkungen zumuten. Als Kind kann man sich solchen Spielen zumindest in der Schule schlecht entziehen. Man muss wohl oder übel die Taktik erlernen oder den Frust ertragen. Im Job aber hat man die Wahl, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen.
Und die Konsequenz für Unternehmen? Der Personaler sollte sich gut überlegen, welche „Tools“ er einsetzt. Viele erfordern und fördern Verhaltensweisen, die im Job vielleicht eher kontraproduktiv sind. Das zu erkennen, sollte nicht wirklich schwer sein.