INSPIRATION: Gemischte Teams sind kreativer, innovativer und produktiver. Wenn es doch nur so einfach wäre. Ist es aber nicht. Wir Menschen umgeben uns lieber mit Gleichgesinnten und Gleichartigen, auch im Job. Zwar kommt es gut an, wenn Unternehmen proklamieren, auf Vielfalt Wert zu legen – aber im Alltag ist das schwierig. Es gibt Studien, in denen heterogene Teams im Schnitt eine schwächere Leistung bringen (Chaos unterm Regenbogen). Als Erklärung wird angeführt, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund häufiger Konflikte und Meinungsunterschiede austragen, das Verständnis für den anderen schwieriger ist.
Andererseits erscheint es durchaus nachvollziehbar, dass Vielfalt auch unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven bedeutet, was gerade in Sachen Kreativität und Innovation wichtige Voraussetzungen sind. Und nun? So viel dürfte klar sein: Um diese Chancen zu nutzen, muss die Chemie im Team stimmen, was schwierig ist, wenn jeder an seinen Stereotypen und Vorurteilen hängt und diese dauernd bestätigt sieht.
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Wer versucht, aus alteingesessenen Teams diverse zu formen, sozusagen „frisches Blut reinbringt“, darf sich nicht wundern, wenn es knirscht. Da fühlen sich die „Alten“ schnell übergangen und abgehängt. Leichter tun sich da Start-ups, die praktisch bei Null anfangen. Andererseits: Die hier häufig nach außen dokumentierte Vielfalt ist zum Teil auch eine Schein-Vielfalt: Herkunft und Geschlecht mögen verschieden sein, Ausbildung und Alter sind es oft aber nicht.
Was also tun?
Wer ernsthaft die Chancen heterogener Teams nutzen möchte, der muss Geduld und Zeit mitbringen. Es geht vor allem darum, psychologische Sicherheit zu schaffen, eine Atmosphäre, in der Probleme offen angesprochen werden können, Klischees beim Namen genannt werden dürfen und man sicher sein kann, wegen der eigenen Andersartigkeit nicht schräg angesehen zu werden. Hier sind, natürlich, die Führungskräfte gefragt. Aber vor allem in der Weise, dass sie der Leitung signalisieren: „Wenn Ihr mehr Vielfalt im Unternehmen wollt, brauche ich dafür Zeit!“ Etwa für Workshops, regelmäßige Teammeetings, wie sie bei Microsoft angeboten werden, in denen die Mitglieder den Raum haben, von sich zu erzählen. Nur so entsteht Verständnis. Interessanter Hinweis: Lassen Sie die Teilnehmer von Situationen berichten, in denen sie sich besonders wohl gefühlt haben.
Noch ein wichtiger Aspekt: Menschen durchschauen ziemlich schnell, ob die Botschaft von der Diversität ernst gemeint oder nur eine Marketingmaßnahme ist, um als Arbeitgeber gut dazustehen. Vor allem die ständige Betonung, wie viel produktiver diverse Teams sind, weckt Misstrauen. So wie das ständige Betonen, wie sehr einem die Gesundheit der Mitarbeiter am Herz liegt – und in einem Atemzug: Gesunde Mitarbeiter leisten mehr. Vielleicht sollten Unternehmen „Vielfalt als gesellschaftlichen Wert an sich benennen – und in Kauf nehmen, dass es auch mal anstrengend sein kann, diesen im Alltag umzusetzen.“
Und das von der Wirtschaftswoche – sieh an.