INSPIRATION: Coaching wirkt, das haben wir schon mehrmals vernommen. Es liegen seit etlichen Jahren sogar Metaanalysen vor. Das sind Studien, die empirische Wirksamkeitsmaße von Einzelstudien zusammenfassen. Doch blieben Zweifel, ob auch drin ist, was draufsteht.
Einige prominente Metastudien hat vor einiger Zeit schon Coaching-Forscher Carsten Schermuly leicht verständlich vorgestellt und diskutiert (Ein Branchen-Tabu). „Viele dieser Studien weisen jedoch methodische Mängel bzw. konzeptionelle Unschärfen auf, was vor allem auf die Uneinheitlichkeit des Coachingverständnisses bzw. auf den schwierigen Feldzugang für systematische Wirksamkeitsstudien zurückzuführen ist.“ Thomas Bachmann und Lena Willermann (Zur Wirksamkeit von systemischem Coaching im Arbeits- und Organisationskontext) legen daher zunächst den Finger in die Wunde.
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Es fängt schon damit an, dass nicht von einer allgemeingültigen Definition von Coaching ausgegangen wurde. Dann liegen kaum RTC-Studien vor. Also Kontrollgruppenstudien, in denen die Teilnehmenden zufällig den beiden Gruppen zugewiesen werden (wie in der Pharma-Forschung). Deshalb kann man so einige Fragezeichen bezüglich der Ergebnisse machen.
Filter und Siebe
Bachmann und Willermann grenzen daher das Feld ein. Sie schauen sich speziell die Wirksamkeit von systemischem Coaching im Arbeits- und Organisationskontext an. Und sie wollen sicher gehen, dass die Coaches dieser Studien überwiegend qualifiziert sind und professionell handeln. Zu diesem Zweck beschreiben sie zunächst, was sie unter dem Label systemisch verstehen wollen. „Systemisches Coaching ist dadurch definiert, dass dem jeweiligen Coachingansatz Konzepte, Theorien oder Modelle der Systemtheorien zugrunde liegen, Coaches mit einer systemischen Grundhaltung arbeiten oder spezifische Methoden aus dem systemischen Kontext einsetzen.“
Ein weiterer Filter liefert der Arbeits- und Organisationskontext. Auch das ist eine sinnvolle Eingrenzung. Ist doch Coaching dort entstanden (Business-Coaching: Das Wurzelgeflecht). Der Nachteil eines solchen Vorgehens ist natürlich, dass so die Anzahl der Studien schrumpft. Allerdings hofft man auf der anderen Seite, damit die Güte der Aussagen zu verbessern.
Die Ergebnisse
Die Metaanalyse beinhaltet ein mehrschrittiges Vorgehen. Unterschiedliche methodische, soziale sowie zeitliche Designs mussten sortiert werden. Letztlich flossen in diese Metaanalyse 24 Studien mit 52 Effekten und 1.405 Teilnehmenden ein. Sodann wurden die dokumentierten Wirkungen nach emotionalen, kognitiven und behavioralen Effekten kategorisiert. Die Forschungsfragen:
- Wirkt systemisches Coaching im Arbeits- und Organisationskontext positiv? – Das Ergebnis ist signifikant positiv. Und zwar im mittleren Effektbereich.
- Können emotionale, kognitive und behaviorale Wirkungen nachgewiesen werden? – Auch hier zeigen sich signifikant positive Effekte. Kleinere für kognitive und emotionale Wirkungen, ein großer für die Verhaltenseffekte.
- Sind die Wirkebenen des systemischen Coachings unterschiedlich stark ausgeprägt? – Auch dies ließ sich zeigen. „Die beiden Ebenen, emotional und kognitiv, sind gleich wirksam.“ Die behavioralen Wirkungen unterscheiden sich von den erstgenannten signifikant.
Natürlich kann man auch bei dieser Metaanalyse noch Verbesserungsideen anbringen. Aber unter nun deutlich anspruchsvolleren Analysebedingungen zeigt sich doch ein schöner Wirksamkeitsnachweis mit einem mittleren Effekt für systemisches Coaching im Arbeits- und Organisationskontext.
Man darf sicher gespannt sein, welche weiteren, härteren Bedingungen in Zukunft noch aufgestellt werden. Das dürfte dann sicher auch ein Signal an den Coaching-Markt senden. Denn der Trend, alles und jedes systemisch zu nennen, ist ja unübersehbar (Wo endet die Bubble?).
Ich habe mein Coaching auf Wirksamkeit wissenschaftlich untersuchen lassen von Prof.Künzli/Zürich.
Siehe hier sein Kurzbericht: https://www.management-coachausbildung.de/pdf/EinTagCoaching-1.pdf
Siehe hier den gesamten Bericht: http://bit.ly/2d357Ma