INSPIRATION: Erinnert sich noch jemand daran, wie Unternehmen versuchten, das Wissen der Mitarbeiter aus ihnen heraus zu holen und in Wissensdatenbanken zu speichern? Damit nichts verloren geht und alle anderen bei Bedarf dieses Wissen nutzen können? Die Idee war nachvollziehbar: Statt jeden einzelnen mühsam auf den aktuellen Wissensstand zu bringen, sei es per Einarbeitung, per Seminar und mit umfangreichen Handbüchern einfach dafür sorgen, dass alles, was man zum „Funktionieren“ benötigt, leicht zugänglich abgelegt wird.
Irgendwie hat das nicht so richtig funktioniert. Ob das mit KI heute besser läuft, wird man sehen. Aber bis dahin setzen kluge Unternehmen vielleicht auf andere Ansätze. Zum Beispiel bei der Datev. Dort hat man den auch nicht mehr ganz neuen Weg gewählt, dass sich Kollegen gegenseitig mit Wissen versorgen. Nicht neu, weil das ja ohnehin der Alltag ist. Jemand benötigt für einen Vorgang eine bestimmte Information oder eine Anleitung, und bevor er lange selbst sucht, fragt er die Kollegin. Die es im besten Fall weiß.
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Aber was, wenn nicht? Irgendjemand im Unternehmen weiß es. Nur sitzt derjenige nicht unbedingt im Büro nebenan. Wohl dem, der jemanden kennt, der jemanden kennt. Und da kommt eine Plattform ins Spiel, die bei der Datev „WDW“ heißt: Wenn Datev wüsste, was Datev weiß (Innovation durch Musterbruch). Die Idee: Die 9.000 Beschäftigten sind alle Experten auf ihrem Gebiet – wie schön wäre es, wenn sie andere daran teilhaben lassen? Durch kurze Sessions, Vorträge, Diskussionen oder auch längere Workshops.
Prominente Unterstützer
Das Unternehmen stellt eine zentrale WDW-Seite zur Verfügung, dort kann man seine Themen ankündigen und Kollegen und Kolleginnen einladen. Wer gerade Bedarf an bestimmtem Wissen hat, nimmt teil. Aber der weitere und vermutlich noch größere Nutzen ist, dass man hier Experten trifft und kennenlernt, die man dann bei akutem Bedarf direkt fragen kann. Es entstehen informelle Wissensnetzwerke.
Wer so etwas aufsetzen will, muss natürlich fürchten, dass die Sache nur langsam ans Laufen kommt, und wenn Menschen erst mal feststellen, dass sich gar nichts tut auf der Plattform, dann werden sie sich schnell wieder verabschieden. Bei der Datev haben die Initiatoren vorab Kollegen gesucht und sie überzeugt, attraktive Sessions einzustellen, so dass beim Start schon 80 Angebote bereitstanden. Natürlich gab es eine entsprechende Kommunikationskampagne über interne Veranstaltungen, Intranet und Betriebsversammlungen sowie prominente Unterstützer von oben.
Das Ergebnis? Die Autoren machen deutlich, dass es riskant ist, zu viel zu messen. Wer zu viel kontrolliert, verändert den Umgang mit der Plattform. Also werden nur allgemeine Daten erhoben. Es gibt auch keine Bewertungen der Angebote, die zentral erhoben werden. Wer sich Feedback wünscht, kann dieses natürlich erfragen, aber das ist seine private Entscheidung. Die Daten, die erhoben werden, sind allerdings eindrucksvoll: 350 Mitarbeitende haben bisher über 850 Sessions angeboten, die 12.000 Teilnehmende fanden. Ca. 15% der Belegschaft haben sich für den Newsletter angemeldet, der jede Woche über aktuelle Themen und Sessions informiert. Und offenbar tauschen sich die Mitarbeitenden intensiv darüber aus, was gerade auf der Plattform angeboten wird.
Klingt nach einem Erfolgsrezept, aber klar ist wohl auch, dass es kein Selbstläufer ist, das Engagement irgendwie aufrecht erhalten werden muss. Wie und ob das gelingt, würden wir zu gern in ein paar Jahren erfahren.