7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Palaverzelt

INSPIRATION: Vielleicht sollte die Welt der Wirtschaft (oder besser: Die Welt der Erwachsenen) hin und wieder mal dorthin schauen, wo die Grundlagen für all das, was uns so im Berufsleben zustößt, gelegt werden. Vor allem, wenn es darum geht, Konflikte konstruktiv beizulegen. Kinder scheinen da noch ziemlich lernfähig zu sein. 

Ich bin über den Beitrag in der Zeitschrift für Konfliktmanagement (Positive Emotionen durch Mediation) gestolpert, weil dort von einer Langzeitstudie die Rede war. Ich hatte gehofft, etwas darüber zu erfahren, wie das Erlernen konstruktiver Umgangsformen mit Konflikten bei Kindern sich langfristig auf das Verhalten in späteren Jahren auswirkt. Das war leider nicht das Thema, aber interessant ist der Beitrag dennoch.


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Von 2010 bis 2018 boten Studierende der Ostfalia Hochschule in Kindergärten und Schulen die Bearbeitung von Konflikten mithilfe eines Rituals (dem Palaverzelt) an. Dabei wurden die Erkenntnisse ausgewertet, zum einen bezüglich der Art der Konflikte, der Lösungen als auch (wenn auch nicht von Anfang an) der emotionalen Befindlichkeiten der Kinder vor und nach dem Ritual. Insgesamt wurden beachtliche 1.607 Konfliktfälle erfasst, die meisten in Grundschulen. Hier erst mal der Ablauf des Rituals:

  1. Erzählen der Streitgeschichten
  2. Beschreibung der Gefühle
  3. Äußern von Wünschen
  4. Sammeln von Lösungen
  5. Einigung und Vertragen

Die fünf Schritte werden mit Material unterstützt (Sprechball, Wunschmuscheln, Friedenstauben…) 

Sodann gab es einen Evaluationsbogen, mit dem die Studierenden die Art des Konflikts als auch die Lösungen kategorisieren konnten, hier die Übersicht (wobei die Prozentzahlen zeigen, dass Mehrfachankreuzungen möglich waren, weil sich die Kategorien überlappen):

Konfliktanlässe waren: Andere ärgern/provozieren (33%), Streit um Platz/Material (14%), Streit um Rolle/Rangfolge, also z.B. beim Fußball oder beste Freundin (14%), aus Spaß wird Ernst (14%), Einfordern von Regeln (8%) u.a.

Die gefundenen Lösungen verteilen sich so: Konkrete Vereinbarungen (27%), nicht mehr streiten bzw. wieder zusammen spielen (17%), sich entschuldigen (16%), reden statt schlagen, hauen, treten… (15%), aus dem Weg gehen (9%) und NEIN! sagen (6%).

Bemerkenswert an der Geschichte sind zwei Dinge: Die Konflikthelfer waren angehalten, keine Lösungsvorschläge zu unterbreiten, sondern sollten darauf vertrauen, dass die Kinder eigene Lösungsvorschläge entwickeln. Das gelang in 96% der Fälle, nur in wenigen Ausnahmen wurden andere zu Rate gezogen. Das spricht doch irgendwie dafür, dass die Bereitschaft, sich zu verständigen, zumindest in diesem Alter weit verbreitet ist – das macht Hoffnung. 

Zum anderen: Die Auswertung des Gefühlsbarometers vor und nach dem Ritual zeigte extreme Unterschiede: Die Kinder fühlten sich vor dem Gespräch fast alle eher schlecht bis sehr schlecht (90%), nach der Vermittlung war das Bild fast umgekehrt aus – die Antworten verteilen sich zwischen eher gut bis sehr gut (93%). Was unmittelbare Auswirkungen nicht nur auf das Miteinander hat, sondern sich natürlich auch auf das Klima im Unterricht bzw. in der Gruppe positiv auswirkt. „Belastende Gedanken wurden gestoppt, die Kinder können sich wieder entspannen.“  Erwachsene, die schwer unter Konflikten mit Kollegen, Chefs und Nachbarn leiden, dürften das mit Wehmut lesen.

Für mich spricht all das sehr dafür, sich in Organisationen viel mehr um ein systematisches Angebot zum Umgang mit Konflikten zu bemühen, vor allem um eines, das Konflikte schon im Ansatz „behandelbar“ macht. 

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