9. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Schwierige Balance

INSPIRATION: Ein ständiger Balance-Akt: Wie viel Autonomie gewährt man den Mitarbeitern und wie viel Kontrolle ist erforderlich? Führungskräfte haben es nicht leicht. Das gilt umso mehr für große Beratungsfirmen, Kanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, wo Führungskräfte es mit Partnern und nicht mit Mitarbeitern zu tun haben. Angeblich hat die Autorin im Harvard Business Manager über 500 Experten zum Thema „Führung und Steuerung in Beratungsgesellschaften“ befragt. Herausgekommen sind drei wesentliche Herausforderungen an diese Führungskräfte (Führen in der Alpha-Liga).

Führung und Steuerung in Beratungsgesellschaften

  1. Legitimation sicherstellen. Nun raten Sie mal, wie man das wohl macht in solchen Organisationen? Klar, man muss gut in seinem Job sein, eine wahrer Fachmann auf seinem Gebiet. Aber das Entscheidende ist, Umsatz zu generieren. Wer Kunden gewinnt, lukrative Verträge abschließt und damit allen Partnern ein hohes Einkommen ermöglicht, der darf sich Hoffnung auf eine Führungsrolle machen.
    Aber aufgepasst: Wer denkt, damit hätte er Einfluss, der kann sich arg täuschen. Führung in diesen Organisationen kann bedeuten, dass man lästige administrative Aufgaben auf’s Auge gedrückt kriegt. Das kann dazu führen, dass man sich nicht mehr so sehr um seine Mandanten kümmern kann. Was den Umsatz in Gefahr bringt und schließlich dazu führt, die Legitimation zu verspielen.
  2. Politsches Handeln: Die meisten betonen, dass ihnen politisches Taktieren zuwider sei. Aber tatsächlich ist eine Menge politisches Geschick erforderlich. Denn einerseits muss man Ehrgeiz an den Tag legen, zeigen, dass man das Unternehmen voranbringen will. Darum geht es schließlich (siehe Punkt 1). Andererseits darf man nicht den Eindruck erwecken, man sei vor allem am eigenen Fortkommen interessiert, das weckt sofort das Misstrauen der anderen Partner.
    Und schließlich: In vielen Partnergesellschaften werden Führungskräfte gewählt, da muss man richtig Wahlkampf machen, seine Netzwerke nutzen, Kampagnen durchführen und die Kollegen überzeugen, dass man der Richtige für den Job ist. Was Menschen, die in der Lage sind, Geschäft zu generieren, nicht so fremd sein sollte.
  3. Stetiges Verhandeln. Erfolgreich als Führungskraft kann man nur sein, wenn es gelingt, die Balance zwischen Autonomie und Kontrolle zu halten. So sehr sich die Partner vielleicht wünschen, dass jemand Dinge anpackt, auch mal Klartext mit Kollegen redet, die zu wenig Engagement für die Firma zeigen und entsprechend durchgreift, so wenig schätzen sie es, wenn man sie in ihrer Autonomie einschränkt oder jemand sie mal auf ihre Leistungsdefizite anspricht. Gemeint ist immer der andere. Wer also denkt, mit einem neuen Beurteilungssystem Punkte sammeln zu können, der wundert sich dann, wenn er ausgebremst wird – zu viel Kontrolle mögen die Kollegen nicht.
    Hier gilt vor allem: Niemand darf den Eindruck erwecken, er sei vor allem „in eigener Mission unterwegs“ – ein Drahtseilakt.

Alles unter einen Hut?

Wenn ich das richtig verstehe, ist in einer solchen Organisation eine Führungsposition nicht unbedingt erstrebenswert. Entweder ist man „zu streng“, dann gibt es Ärger. Oder man ist „zu locker“, dann gibt es auch Ärger. Gibt man sich viel Mühe, alle Interessen unter einen Hut zu bringen, droht das eigene Geschäft zu leiden, dann hat man sofort verloren. Wer möchte da nicht viel lieber „nur“ Partner sein und sich um seine Kunden kümmern? Man braucht schon ein besonderes Maß an Geltungsbedürfnis, um sich um einen solchen Drahtseilakt zu bemühen.


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Was mich aber schon fesselt: Wieso ist das eigentlich nur in diesen Unternehmen so und nicht in jedem? Ganz einfach: Weil in „normalen“ Unternehmen die „anderen“ eben keine Partner sind, sondern Mitarbeiter oder gar Untergebene. Die murren auch, wenn ihr Chef den Laden nicht im Griff hat, schlecht wirtschaftet, zu streng oder zu locker ist oder nur das eigene Fortkommen im Blick hat. Aber sie werden in der Regel nicht gefragt, ob sie den „Kollegen“ als Chef haben oder behalten wollen. Das Aushandeln entfällt. Sie können ihn auch nicht abwählen, zumindest nicht offiziell, sondern höchstens „innerlich“ im die Gefolgschaft verweigern. Und das passiert ja dann in der Regel auch.

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