INSPIRATION: Da ist man sich wohl weitgehend einig: Führungskräfte sollten vor allem der Selbstreflexion fähig sein, sonst wird das nix mit guter Führung. Aber wieso eigentlich nur Führungskräfte? Stünde es uns allen nicht gut, wenn wir in der Lage wären, uns selbst in Frage zu stellen? Und was bedeutet das überhaupt?
Die Fähigkeit hat auf jeden Fall etwas mit Wahrnehmung zu tun. Wenn ich registriere, was gerade in mir anspringt, vor allem im Umgang mit anderen Menschen, dann bin ich schon mal auf einem guten Weg (Selbstreflexion im Leadership). Soll heißen: Ich bin im Kontakt mit jemandem, der etwas sagt oder tut, was eine spontane Reaktion bei mir auslöst. Diese zu bemerken, vielleicht sogar in der Lage zu sein, innezuhalten und dann überlegt reagieren, das wäre wohl eine fortgeschrittene Form der Selbstreflexion. Oder aber zumindest etwas später über meine Reaktion nachzudenken und hieraus Schlussfolgerungen zu ziehen – z.B. denjenigen noch einmal anzusprechen und über die Situation zu reden.
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Ein weiterer Aspekt: „Dem nachzuspüren, warum ich gerade etwas tue.“ Und mir dann überlege, oder ich mich mit den richtigen Dingen beschäftige. Ich scrolle z.B. durch alle möglichen Bilder auf meinem Smartphone und stelle mir, während ich damit beschäftigt bin, die Frage, ob es genau das ist, was ich in diesem Moment auch tun möchte. „Oft machen wir etwas, weil es für das Belohnungssystem in unserem Gehirn gut ist …“ Wobei man sich das ja durchaus auch mal bewusst gönnen darf.
Innere Dialoge wahrnehmen
Nächster Aspekt: Ich sollte in der Lage sein, meinen eigenen inneren Dialogen zuzuhören. Hadere ich mit mir, mache ich mich selbst fertig, kritisiere mich in einem fort? Oder rede ich mit mir selbst so, wie ich es mir von anderen wünschen würde, sozusagen von Erwachsenem zu Erwachsenem?
Und schließlich gehört zur Selbstreflexion auch die Bereitschaft anderen zuzuhören, wenn sie mir eine Rückmeldung geben. Was wir schon mehr als einmal hier thematisiert haben (Nicht sofort reagieren oder Kränkung fürs Ego).
Dass eine gering ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstreflexion Menschen zu unangenehmen Zeitgenossen macht, ist nachvollziehbar, vor allem, wenn sie es bis in die Top-Etagen gebracht haben. Aber davon gibt es gar nicht so viele im Top-Management, sagt Ulrich Dehner im Interview. Das Problem ist nicht nur, dass sich diese Menschen keiner allzu großen Beliebtheit erfreuen, sondern auch, dass sie manipulierbar sind. Wer seine roten Knöpfe nicht kennt, der darf sich nicht wundern, wenn andere diese fleißig drücken, wenn es ihren Zielen dient.
Umgekehrt ist es auch schwierig: Wer sich selbst gar zu sehr hinterfragt, wird wohl eher gelähmt sein. Da hilft in erster Linie ein Coach, der als Sparringpartner dabei unterstützt, die allzu kritische Sicht zu beleuchten und auf ihre Realitätsnähe zu überprüfen.
Spannender Punkt zum Schluss: Man sollte sich auch an die dunklen Seiten der eigenen Persönlichkeit wagen. Wenn man den destruktiven Teil ausklammert, weil er gar zu unangenehm oder peinlich ist, dann wird es gefährlich. Unter Umständen bemerken wir dann nicht, wenn wir uns „gerade in diesem dunklen Raum“ befinden.
Wieder mal ein Impuls, der zum nachdenken anregt – danke, Herr Thönneßen!
Selbstreflexion – etwas, das uns allen gut zu Gesicht stünde! Ich empfinde Selbstreflexion geradezu als Haltung, die ich habe oder eben nicht. Ja, für (gute!!) Führungskräfte ist kontinuierliche Selbstreflexion alternativlos. Viel mehr als die ständig genannten Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen wie Motivation, voran gehen, empowern etc. ist Selbstreflexion neben Lernbereitschaft für mich ganz oben bei den musts von Führungskräften.
Hier mag ich als sprachverliebte Germanistin den feinen, aber entscheidenden Unterschied nennen zwischen „Ich hinterfrage mich“ und „Ich stelle mich infrage“. Hinterfragen, regelmäßig, kontinuierlich im Sinne von „Bin ich auf dem guten Weg, kann ich in den Spiegel schauen, bin ich mir treu geblieben, habe ich bestmöglich gehandelt und kommuniziert?“ ist angesagt. Sich infrage zu stellen, so ganz und gar, sollte partiellen Krisen vorbehalten sein und gehört dann m.E. in die Hände vom Coach.
Und: Ja, Selbstreflexion steht ALLEN Menschen gut zu Gesicht, ob Führungskraft oder nicht. Ich merke, dass z.B. in offenen Seminaren, die ich für die Haufe Akademie leite, die Faktoren Selbstreflexion, Persönlichkeitsentwicklung und Austausch mit den anderen viel viel wichtiger und wertvoller sind als Powerpoint oder 08/15 Übungen. Die Teilnehmenden sind sehr dankbar, dafür einen Safe Space, Unterstützung und v.a. Zeit zu bekommen, sie nehmen viel mit (und sind am Ende des 1.Seminartages immer sehr erschöpft – ja, ehrliche Selbstreflexion ist anstrengend! 😉)
Und natürlich ist Selbstreflexion auch DER entscheidene Weiterbringer im Coaching!
Herzlichst, Bettina Stackelberg
Es gilt der Spruch: Wer andere führen will, muss erst lernen sich zuführen. Dies bedeutet Selbstreflexion unternehmen. Je mehr Mitarbeiter im Sinne von New Work Freiheitsgrade der Selbstführung erhalten, ist Selbstreflexion ein muss. Jedes gut geführte Entwicklungsgespräch muss Selbstreflexion auslösen usw.