INSPIRATION: Sie sind Führungskraft und möchten in Ihrem Bereich agile Arbeitsweisen fördern. Sei es, weil Sie davon überzeugt sind, dass die Organisation so effizienter und flexibler ist. Sei es, weil Sie möchten, dass die Mitarbeiter sich stärker engagieren, oder welchen Grund auch immer Sie haben. Hier kommen die zentralen Stellhebel, die Sie betätigen können (Einfach agil), aufgeteilt in die Handlungsfelder Kultur, Struktur und Kollaboration.
Die Erkenntnisse beruhen auf den Arbeiten eines Forschungsteams der Hochschule Hannover. Es hat die aufgeführten Maßnahmen von 50 Managern bewerten lassen und dazu Experteninterviews geführt. Wobei die folgenden „Tipps“ so nicht im Beitrag stehen, sondern „Übersetzungen“ von mir darstellen.
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Handlungsfeld Kultur
- Hierarchieübergreifende Zusammenarbeit: Arbeiten Sie mit Ihren Mitarbeitern zusammen an Aufgaben, möglichst an einem Ort, sprich z.B. in einem Büro, statt sie arbeiten zu lassen und nur zu kontrollieren.
- Kommunikation strategischer Entscheidungen: Wenn es schon nicht möglich ist, die Mitarbeiter an den Entscheidungen zu beteiligen, so erläutern Sie zumindest die strategischen Entscheidungen und erklären die Hintergründe.
- Regelmäßiges gegenseitiges Feedback: Sorgen Sie dafür, dass sowohl die Mitarbeiter von Ihnen Feedback erhalten als sich auch untereinander Rückmeldung geben, und zwar zeitnah. Und dass sie ebenso Ihnen Feedback geben. Muss man gar nicht formalisieren, kann fester Bestandteil der täglichen Arbeit werden.
- Breiter Zugang zu Kundenfeedbacks: Je nachdem, in welchem Unternehmensbereich Sie tätig sind, kann das eine echte Herausforderung werden, aber machbar dürfte es immer sein. Wenn es keine externen Kunden gibt, dann nehmen Sie interne.
- Aktives Ideenmanagement: Sorgen Sie dafür, dass die Ideen der Mitarbeiter aufgegriffen, diskutiert und am besten in der Gruppe über die Umsetzung entschieden wird.
Die Befragten bewerteten die Maßnahmen 2, 3 und 4 als besonders wirkungsvoll.
Handlungsfeld Struktur
Sicherlich ein Feld, bei dem Sie, je nach eigener Stellung in der Hierarchie, herzlich wenig Einfluss haben. Aber er wird nie gleich Null sein. Hier kommen die Maßnahmen:
- Interdisziplinäre Teamarbeit: Geben Sie Aufgaben an Teams, die bereichs- oder abteilungsübergreifend zusammengesetzt sind. In den Teams sollte, wenn möglich, hierarchieübergreifend zusammen gearbeitet werden. Also selbst wenn ein Teammitglied im Organigramm über den anderen steht, sollte er hier auf Augenhöhe eingebunden sein.
- Selbstorganisation: Lassen Sie diese Teams sich selbst organisieren, ernennen Sie also niemanden zum „Teamleiter“ oder „Teamsprecher“.
- Visualisierung der Arbeit: Der Klassiker, den wir noch aus Zeiten der Gruppenarbeit kennen und der eine ungeahnte Renaisance erlebt. Wenn irgendwie möglich sollte alles, was das Team bearbeitet, auch für alle sichtbar sein. Auf Kanban-Boards und allen digitalen Abwandlungen hiervon zum Beispiel.
- Vertrauensbasierte Arbeitsgestaltung: Gemeint ist, dass Sie den Teammitgliedern zutrauen, den Weg zum Ergebnis selbst zu kennen und diesen weder vorzugeben noch zu kontrollieren.
Handlungsfeld Kollaboration
Hier geht es darum, wie die tägliche Zusammenarbeit organisiert wird.
- Regelmäßige Teamreflexion: Setzen Sie diesen Punkt immer wieder auf die Tagesordnung. Das ist kein Hexenwerk, aber fällt in der Praxis meist wieder runter. Hier geht es weniger um das persönliche Feedback, sondern um die Frage, was in der letzten Zeit gut und was weniger gut gelaufen ist, und was beibehalten, geändert oder aufgegeben werden soll.
- Einsatz von Kollaborationssoftware: Sorgen Sie dafür, dass die Teammitglieder mit modernen digitalen Medien vernetzt sind und auf alle Dokumente und Ergebnisse des Teams zugreifen können.
- Mentoringbeziehungen initiieren: Ob auf einer Ebene (kollegiales Mentoring) oder hierarchieübergreifend – Mentoring fördert das Voneinander lernen und die Zusammenarbeit.
- Eigeninitiative bei der Aufgabenwahl: Klingt fast banal, aber statt den Mitarbeitern die Aufgaben zuzuweisen, überlassen sie ihnen diese Entscheidung. Aufgaben übernimmt derjenige, der sich berufen fühlt. Oder von dem das Team glaubt, dass er sie am besten bewältigen wird.
- Moderne Interaktionsformate: Gemeint ist z.B., bei Meetings neue Dinge auszuprobieren, z.B. den Fish Bowl. So sorgen Sie dafür, dass unterschiedliche Sichtweisen geäußert werden können und auch mal jene zu Wort kommen, die sich sonst eher zurückhalten.
- Offene Raumkonzepte schaffen: Das haben Sie vermutlich nicht allein in der Hand, aber vielleicht lässt sich der eine oder andere Besprechungsraum in ein Team-Büro verwandeln.
Laut Umfrage werden vor allem die Maßnahmen 1, 2 und 5 als besonders hilfreich bewertet.
Kleine Randbemerkung: Vor über 20 Jahren haben wir in Führungstrainings empfohlen, die meisten dieser Maßnahmen einzusetzen, um Aufgaben an Teams zu delegieren und sich selbst überflüssig zu machen. So wirklich neu ist das also nicht, aber vielleicht wird es jetzt ein wenig ernster genommen …