PRAXIS: Wenn die eine Konfliktpartei sich ein Mediationsgespräch wünscht, die andere dies aber verweigert oder aus anderen Gründen nicht zur Verfügung steht, bietet sich die Stellvertreter-Mediation an. Wobei das Verfahren eher ein Coaching-Tool als eine echte Mediation ist, jedoch durchaus einen Durchbruch in dem Konflikt bringen kann.
Daran beteiligt sind zwei Mediatoren oder mehr. Einer befindet sich in der „normalen“ Mediatorenrolle, der andere schlüpft in die der nicht anwesenden Konfliktpartei. In der ersten Phase erfolgt die übliche Auftragsklärung inklusive Zielsetzung, Kosten, Ort, Regeln usw. Dann nimmt der eine Mediator die Rolle der abwesenden Konfliktpartei ein und die anwesende Partei stellt den Konflikt aus ihrer Sicht dar.
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Der Stellvertreter versetzt sich gibt das Gehörte nach den Regeln der gewaltfreien Kommunikation wieder, bis die Konfliktpartei sich verstanden fühlt. Die Mediatorin moderiert das Gespräch.
Die Problemschilderung
Dann beschreibt die Stellvertreterin ihre Sicht zu dem Problem, wobei sie sich ebenso an die Regeln der gewaltfreien Kommunikation hält, und vergewissert sich, wie es der Konfliktpartei mit dem Gehörten geht. Anschließend verlässt sie die Rolle und alle reflektierten das Erlebte.
Schließlich werden in einem Brainstorming gemeinsam Lösungen entwickelt, daran lässt der Stellvertreter-Mediator seine Erfahrungen aus dem Gespräch einfließen. Aus den Ideen werden Vereinbarungen mit sich selbst für die Konfliktpartei – sie entscheidet, was sie anschließend in die Tat umsetzen möchte.
Der Prozess kann in zwei Sitzungen abgeschlossen werden.
Der wichtigste Effekt: Die Konfliktpartei wird sich über ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle klar und versteht auch die der abwesenden Partei besser. Was dazu führen kann, dass sie mit diesem neuen und tieferen Verständnis auf die andere Konfliktpartei zugehen kann.
Die Autorinnen in der Zeitschrift für Konfliktmanagement (Stellvertretermediation) zeigen an drei Beispielen, wie ein solches Coaching abgelaufen ist und wie es anschließend zu einer Klärung des Konfliktes kam.