REZENSION: Ulrich Dehner / Renate Dehner – IntrovisionCoaching. Ein effektiver Ansatz für Business- und Life-Coaching mit Tiefgang. managerSeminare 2016.
Mit dem Buch „IntrovisionCoaching“ hat Ulrich Dehner den zweiten Band zum Thema Introvision vorgelegt. Introvision ist eine noch immer wenig bekannte Methode, Stress schnell und äußerst effektiv zu bekämpfen. Die Methode wurde ursprünglich von der Hamburger Psychologieprofessorin Angelika Wagner in 20 Jahren Forschung entwickelt und besteht aus zwei wesentlichen Elementen. Zum einen ist das eine achtsame, sogenannte weite Wahrnehmung, wie man sie vergleichbar im Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und in der Meditation kennt.
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Bearbeitet werden, als zweiter Aspekt, stressauslösende Gedanken. Angelika Wagner hat bereits ausführlich erarbeitet, welche Art von Sätzen das sind und wie sie auf der kognitiven Ebene entstehen und neurobiologisch wirken. Es handelt sich dabei in der Regel um Gedanken wie z.B.: „Ich darf auf gar keinen Fall versagen“ oder „Ich muss in jedem Fall erfolgreich sein“ – sogenannte Imperative, die in bestimmten Situationen aktiviert werden und den Betroffenen in Millisekunden unter erheblichen Stress setzen.
Anwendung und Wirkungsweise
Ulrich Dehner hat die Methode für das Coaching nutzbar gemacht und beschreibt nun in diesem Buch, wie genau Introvisionscoaching funktioniert. Dabei werden viele konkrete Beispiele vorgestellt, die die Anwendung und Wirkungsweise nachvollziehbar machen. Im Mittelteil erläutert Dehner noch einmal die Theorie der Introvision. Anders als Wagner hat Ulrich Dehner vor allem auch die psychologischen Hintergründe der Entstehung solcher Imperative aufgegriffen, diese findet er in der Transaktionsanalyse. Die TA kennt einerseits Antreiber (z.B.: Sei perfekt! Sei lieb! Sei schnell! ) und andererseits die sogenannten Einschärfungen (Sei nicht du!, Sei nicht erfolgreich!). Die Erkenntnisse der TA sind für den Coach hilfreich, die richtigen Imperative zu finden, denn das ist das Herzstück einer Introvisionssitzung. Der Coach muss zunächst genau den Imperative erarbeiten, der den Klienten in die größtmögliche Panik versetzt. In der Introvision nennt sich das „Alarm“. Der Coach braucht genaues Zuhören und ein „Händchen“, den treffenden Satz aufzuspüren.
Einmal auf den Punkt formuliert beginnt die eigentliche Introvision: Der Klient wird durch den Coach angeleitet, in die sogenannte weite Wahrnehmung zu gehen. Der Klient schließt die Augen und lauscht den Worten des Coaches. Dieser baut in seine Anleitung dann mehrfach den alarmauslösenden Satz ein und hält den Klienten an, alle Reaktionen wahrzunehmen und zu beobachten und sie dann gehen zu lassen.
Dieser Teil dauert ca. 10 Minuten und wird aufgezeichnet. Diese Aufzeichnung bekommt der Klient zur Verfügung gestellt, um sie noch ca. 10-14 Tage lang täglich abzuhören, bis der Alarm gelöscht ist. Der beobachtete Effekt dieser Introvision ist ein sofortiger Abfall des Stresspegels, teilweise schon eine Reduktion des Pegels um 30-60%. Dass der Pegel mithilfe der Introvision bereits in der ersten Sitzung schnell und massiv abfallen kann, ist für viele bereits eine große Erleichterung. Darüber hinaus eignet sich die Methode aber eben auch, den Alarm komplett zu löschen.
Praxisbeispiele
Dehner beschreibt genau, worauf der Coach achten muss im Prozess, aber auch, was falsch laufen kann. Es kann auch passieren, dass der Pegel nicht sinkt oder womöglich erstmal ansteigt. Mithilfe etlicher Praxisbeispiele schildert Dehner, was der Coach in diesen Situationen tun kann.
Im Anhang findet der Leser eine Anleitung, die er nutzen kann für die Introvision. Außerdem gibt es noch Online-Arbeitshilfen. Das Buch ist eine gelungene Mischung aus praxisorientierter Anleitung und Erklärung der Methode sowie dem notwendigen theoretischen Hintergrundwissen. Es wendet sich an erfahrene Coachs und das ist richtig so. Die Methode kann eigentlich kaum aus einem Buch heraus erlernt werden. Eine Fortbildung ist ratsam. Die große Fülle der Praxisbeispiele und vor allem die detaillierte Aufarbeitung der einzelnen Schritte und der möglichen Störungen im Prozess macht es interessant für bereits fortgebildete Introvisoncoaches. Es vervollständigt auf diese Weise die bisher eher schmale Literaturlage zum Thema.