16. Juni 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Tastende Sprache

PRAXIS: Manager lieben klare Ansagen. Naja, der eine oder andere vielleicht. Aber zumindest gilt es als Voraussetzung für gelungene Führung, wenn Führungskräfte nicht drumherum reden oder sich gar vor eindeutigen Aussagen drücken. Allerdings, so Martin Wehrle in der managerSeminare (Tastend sprechen) gilt dieser Anspruch nicht immer und überall.

Schade, möchte man sagen, wie schön, wenn es doch wenigstens die eine oder andere Spielregel für erfolgreiche Führung gäbe, die immer gilt. Nun denn – wo passt das mit der klaren Sprache nicht? Wenn Führungskräfte nicht sonderlich glücklich sind mit der Art und Weise, wie Mitarbeitende ihre Aufgaben erfüllen. Menschen fühlen sich in ihrem Job als Experten – was sie ja auch sind. Wer sollte sich besser darin auskennen als sie selbst? Kommt dann jemand daher, der meint ihnen sagen zu müssen, wie es besser geht, machen sie dicht. Indem sie sich z.B. rechtfertigen statt darüber nachzudenken, ob etwas dran ist an der Kritik.


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Wir sind also auf dem Gebiet des Kritikrespräches bzw. des Feedbacks. Wie könnte also die Ansage aussehen statt einer klaren Aussage wie „Ich sehe, dass Sie xy tun, damit bin ich nicht einverstanden, weil… Ich bitte Sie stattdessen, yx zu tun!“

Martin Wehrle empfiehlt die tastende Sprache, und die sieht so aus: „Ich bin nicht sicher, ob meine Idee gut ist, vielleicht probieren Sie mal es mal anders. Und schauen dann, ob es sinnvoll ist. Ich wäre gespannt, wie das Ergebnis ist, wenn Sie dies und jenes probieren würden.“

Warum sollte sich eine Führungskraft so schwammig ausdrücken? Weil sie zum einen nie sicher sein kann, wirklich im Besitz der Weisheit zu sein, letztlich sollte sich der Mitarbeitende auf seinem Gebiet am besten auskennen. Zum anderen ist das Risiko der „Reaktanz“ geringer. Es ist eher eine Einladung zum Experiment, bei dem am Ende der Mitarbeitende entscheidet, ob die Alternative sinnvoll ist.

Sinnvoll? Ich bin eher skeptisch bei derartigen Tipps, sie klingen nach einem Trick. „Eigentlich weiß ich es ja besser, aber das sage ich nicht, sondern tue so, als ob ich unsicher bin.“ Das geht schnell nach hinten los. Spätestens beim dritten Mal wird der Mitarbeitende sagen (oder auf jeden Fall denken): „Sagen Sie doch gleich, dass Sie mein Vorgehen für falsch halten und was Sie stattdessen von mir erwarten, als so herumzudrucksen.“

Ich denke, dass hier Klarheit falsch verstanden wird. Klar ist doch auch diese Form: „Ich sehe, wie Sie die Sache angehen und fürchte, dass es so schwierig wird bzw. scheitern könnte. Mein Eindruck ist sicher subjektiv und ich mag daneben liegen. Dennoch empfehle ich, es anders anders zu machen und ich möchte Sie bitten, doch mal Folgendes auszuprobieren …“ Hier wird der eigene Rat relativiert, aber dennoch klar gesagt, was sich die Führungskraft wünscht. (Übrigens: Das gilt in alle Richtungen: Am liebsten offen?)

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