27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Verzärtelt?

KRITIK: Das mit der Generation Z haben wir hier schon häufiger ironisch kommentiert, Tenor: Zu allen Zeiten hat die Menschheit sich über die Jugend aufgeregt, das ist heute nicht anders als vor 2000 Jahren (Mit- statt gegeneinander / Klagen und Mythen). Schaut man hinter das Wirken der „Generationenforscher“, dann findet man viel heiße Luft, aber wenig Wissenschaftliches. Und so tolle Tipps wie: „Bezieht die Zoomer (das soll die Generation Z sein) ein, hört ihnen zu!“ wäre zu allen Zeiten eine gute Idee gewesen, nur hatten das Recruiter von 40 Jahren nicht nötig. „Die wollen was von uns!“ höre ich noch einen Personaler sagen, als er junge Menschen vor dem Bewerbungsgespräch lange warten ließ. Damit würde er heute Schiffbruch erleiden.

Auch Tipps wie „Kommuniziere authentisch“, weil die jungen Leute ein feines Gespür für falsche Versprechungen haben, sind nicht sonderlich originell. Hatten wir früher auch, aber darauf konnten wir wenig Rücksicht nehmen, es war wichtiger, überhaupt einen Job zu finden. Und schließlich: Sie dort ansprechen, wo sie am leichtesten zu erreichen sind – wer hätte gedacht, dass damit die sozialen Medien gemeint sind? Der Tipp ist so gut wie der Hinweis vor 40 Jahren, in den Zeitschriften zu annoncieren, die von Jugendlichen oder deren Eltern gelesen werden.


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Heiße Tipps und kalter Kaffee

Apropos Eltern: Angeblich treffen die jungen Menschen von heute keine Entscheidungen mehr, ohne ihre Eltern zu konsultieren (Das Gen-Z-Rätsel). Hängt doch stark vom Verhältnis zu den Eltern ab. Ich (= Baby Boomer) nehme das mal als Kompliment. Wenn meine Kinder Wert auf meine Meinung legen und nach dieser fragen: Wie schön. Ich hätte meine Eltern nicht fragen können, was sie zu bestimmten Ausbildungsgängen oder Arbeitgebern zu sagen hatten – sie kannten sich schlicht nicht aus. Aber auch damals haben viele Jugendliche genau den Beruf ergriffen, den Vater oder Mutter ausübten. Ist also auch nicht sonderlich innovativ, wenn man empfiehlt, sich an die Eltern zu wenden.

Und schließlich das Stichwort „verzärtelt“. Auch kein sonderlich neues Klischee: das der verweichlichten Jugend. Ich gestehe, dass ich Gefahr laufe, diesen Klagen mehr Gehör zu schenken. Tatsächlich berichten Menschen aus meinem Umfeld, die in der Lehre tätig sind, häufiger von Erfahrungen, dass junge Menschen bei Kritik an ihrer „Arbeit“ weinend aus dem Raum laufen, bei schlechten Noten was von „zerstörter Zukunft“ erzählen – kurz: Große Schwierigkeiten mit negativen Rückmeldungen haben.

Ich erinnere mich, dass mir je nach Prüfer auch zum Heulen zumute war – ich habe mich natürlich sehr zusammen gerissen. Haben junge Menschen von heute tatsächlich mehr Probleme mit Kritik? Müssen sie deshalb mit Samthandschuhen angefasst werden? Muss man Kritik besser „verpacken“, damit sie nicht davon laufen, z.B. aus einem Job? Wäre mal eine interessante Forschungsfrage – meine Vermutung ist, dass sich dabei herausstellt, dass der entscheidende Faktor weniger das Alter als die Persönlichkeit ist. Hat jemand andere Erkenntnisse?

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