REZENSION: Uwe Schirrmacher / Sibylle Schirrmacher / Theresa Demmer / Henning Schulze / Klaus Sejkora – Interactum – Das Spiel zur Transaktionsanalyse. managerSeminare 2019.
Transaktionsanalyse ist ein Klassiker der Kommunikationspsychologie und ein insbesondere für Coachs unverzichtbares Modell zum besseren Verständnis von Kommunikation. Aber auch natürlich sinnvoll für Trainer, Lehrer – eigentlich für jedermann. Das ist zumindest meine persönliche Erfahrung damit. Um es gleich vorab zu sagen: Ich vermittelte das Modell seit 15 Jahren an Menschen, die keine spezifischen Vorkenntnisse, aber ein Interesse am Thema haben. Ich habe es sowohl an erfahrene Führungskräfte als auch an Azubis vermittelt.
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Um die Basics rüberzubringen (Ich-Zustände, Transaktionen) brauche ich zwischen 30 und 90 Minuten, je nachdem ob ich es in der verknappten oder der Vollversion mache. Außerdem gebe ich in diesem Zeitraum einen Einblick in die Spielkonstellationen (Drama-Dreieck), Egogramm und Skripte. Dann folgt für alle nochmal eine 60-minütige Übungsabfolge, die alle Punkte betrifft und zwei Rollenspielkonstellationen beinhaltet.
Das Spiel
Das vorliegende Spiel besteht aus einem Spielbrett, gedacht für vier Teams, jeweils einer Beispiel-Familienkarte, einer Aufgabenkarte, insgesamt 24 Ich-Zustände-Karten, 2×24 Spielkarten, 1×12 Spielkarten, einer Spielfigur, einem Würfel und einer Sanduhr. Außerdem gibt es Jokerkarten und Boosterkarten. Die beiliegende Spielanleitung ist gut verständlich. Der Trainer, der das Spiel durchführt, sollte sich Zeit nehmen, das Ganze einmal im Trockenverfahren durchzugehen.
Charmant ist, dass die Spielkarten mit einem QR-Code ausgestattet sind. Die auf diesen Karten Kommunkationssituationen kann man über den Code und die dazugehörige App abspielen lassen, um den richtigen Tonfall zu hören, denn das ist tatsächlich bei der Transaktionsanalyse ganz entscheidend.
Die Schwächen
Aber hier jedoch zeigen sich Schwächen. Alle Situationen werden von ein und demselben Sprecher gesprochen, auch wenn es sich um zwei Personen handelt. Der Sprecher liest mit dem Tonfall eines routinierten Vorlesers mit wenig emotionaler Färbung. Das wirkt unnatürlich bis hölzern. Alternativ müsste das der Trainer machen.
Laut Spielanleitung dauert ein Komplettdurchlauf 3-4 Stunden, die Theorie muss man aber vorab vermitteln. Dies sind die Ich-Zustände und die Transaktionen, mehr ist im Spiel nicht drin. Also bestenfalls Basics. Das ist – mit Verlaub – gemessen an dem Inhalt, der das Spiel abdeckt und vor allem der horrende Preis von 198,00€ eine Zumutung, bei der ich mich frage, an welche Zielgruppe die Macher gedacht haben …
Kurz und gut: Das, was die TA uns an Erkenntnissen zu bieten hat, kann man Menschen unterschiedlichster Alters- und Hierarchiestufen deutlich schneller vermitteln. Ich finde, man sollte die Intelligenz der möglichen Spieler nicht derartig unterschätzen. Ganz nett ist vielleicht noch, die Spieler bestimmte Äußerungen umformulieren zu lassen, insgesamt aber halte ich das Spiel für teure Zeitverschwendung. In Schulklassen kann ich mir das noch vorstellen, aber bei erwachsenen Menschen mit mindestens durchschnittlichem Intelligenzniveau eine zeitraubende Unterforderung.
Eine dieser typischen Versuche, mit einem gängigen Seminar-Thema zu punkten, das mithilfe von Flipcharts und ein paar guten Übungsunterlagen (und bei mir mit einem szenischen Spiel) lebensnah, erheiternd und lebendig zu vermitteln ist. Ich hatte sehr auf Anregung gehofft und schlaue Erweiterungen der Vermittlungsmöglichkeiten, leider aus meiner Sicht ein teurer Flop. Sehr schade.