11. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Dankbare Produkte

INSPIRATION: Ich habe einen interessanten Satz gelesen. Der Vorstandsvorsitzende eines mittelständischen Unternehmens erklärt, dass er sich nicht um die Motivation seiner Mitarbeiter Gedanken machen muss, wenn es gelingt, die richtigen Menschen auf die richtigen Positionen zu setzen. Stellt sich dann der Sinn nicht von allein ein?

Ich denke ja.


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Es ist doch ganz einfach: Wenn ich täglich erlebe, was meine Arbeit bewirkt, was mit den Ergebnissen meiner Tätigkeit geschieht, dass ich mich nicht vergeblich bemüht habe, sondern einen Nutzen gestiftet habe, dann erlebe ich Sinn. So wie die Mitarbeiterin bei Faber-Castell, die dann abends zufrieden nach Hause fährt, wenn sie merkt: „Jawohl, jetzt läuft es.“ (Was soll das eigentlich alles?) So könnte es doch eigentlich überall sein, oder?

Sinn: natürlich

Stattdessen werden mir solche Geschichten erzählt: „Ich würde ja gerne mehr bewirken, aber neue Ideen werden total skeptisch betrachtet. Die Kollegen haben sich eingerichtet und sammeln Überstunden, damit sie mehr Urlaubstage haben. Und die Führungskräfte sind vor allem damit beschäftigt, bürokratische Vorgaben zu befolgen und sinnlose Spielregeln aufzustellen (und das in einem Unternehmen, das eine sehr sinnvolle Leistung anbietet: Nämlich die Betreuung von Langzeitarbeitslosen).

Wenn ein Unternehmen Menschen einstellt, dann doch deshalb, weil es sie an einer bestimmten Stelle braucht, ihre Aufgabe sollte doch per se sinnvoll sein.

Aber ist sie offensichtlich oft genug nicht. Wie sonst kann es sein, dass laut einer Umfrage „neun von zehn Befragten bereit wären, einen Teil ihres Einkommens, im Schnitt knapp 19.000 Euro im Jahr, zu opfern, wenn sie eine Tätigkeit ausüben dürften, die sei immer als sinnvoll empfinden.“

Nun ist der Anspruch, dass eine Tätigkeit immer sinnvoll sein sollte, ziemlich hoch. Wenn ich mein Bad putze, ist das immer sinnvoll, und wenn ich es hinter mir habe, bin ich auch zufrieden. Aber Spaß macht es mir trotzdem nicht.

Eine vielschichtige Sache

Die Geschichte mit dem Sinn (oder wie das jetzt heißt: dem Purpose) ist demnach vielschichtig. Ich kenne genug Menschen, die es als sehr befriedigend erleben, wenn die Umgebung, in der sie sich aufhalten, stets ordentlich und sauber ist. Andere sitzen im dicksten Chaos, aber sind völlig glücklich, wenn sie etwas für andere getan haben und deren Dankbarkeit erleben.

Mit anderen Worten: Wenn ein Arbeitgeber es schafft, Menschen genau die Aufgaben zu übertragen, die deren Sinnerleben entgegen kommen, wäre das in der Tat ein großer Fortschritt.

Stattdessen suchen jetzt Unternehmen nach dem Purpose. Den einen Sinn, den für alle Mitarbeiter sinnstiftenden Satz, der dann jede Aufgabe zu einem Erlebnis macht. Wie soll das funktionieren Wissen Mitarbeiter nicht ohnehin, dass sie in einem Taxiunternehmen Menschen zum Ziel bringen, bei einem Flugzeugbauer Flugzeuge bauen, bei einem Wasserfilter-Hersteller Wasserfilter bauen? Muss man ihnen den Sinn wirklich erklären?

Sinnvolleres

Klar, es gibt „dankbare Produkte„, für die man leichter einstehen kann als für andere. Wie die Stifte bei Faber-Castell, mit denen Kinder wie Erwachsene gleichermaßen Dinge zu Papier bringen.

Für mich ist dieser Versuch, den Purpose zu finden und zu benennen, nichts anderes als das Eingeständnis, dass es eben nicht gelingt, die Mitarbeiter so einzusetzen, dass sie in der täglichen Arbeit für sich selbst einen Sinn erleben außer dem, am Ende des Monats das Gehalt zu bekommen, dass ihnen einen gewissen Lebensstandard ermöglicht.

Statt Workshops zum Thema „Sinn“ zu veranstalten, wäre die bessere Variante, sich mit den Menschen darüber zu unterhalten, welche unfassbar sinnlosen Aufgaben sie tagein-tagaus bearbeiten. Oder wodurch sie daran gehindert werden, Sinnvolleres zu leisten als das, was von ihnen tagtäglich verlangt wird.

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