7. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Unschlagbar?

REZENSION: Thomas Schulte – Die unschlagbare Organisation. Von Mannschaften, Coaching und Aha-Erlebnissen. Schäffer-Poeschel 2019.

Was unterscheidet die ungezählten sub-optimalen Organisationen von den wenigen unschlagbaren? Ihre Mannschaft! So lautet die maximal komprimierte Quintessenz des gleichnamigen Buches von Thomas Schulte. Darin beschreibt er die langjährigen Erfahrungen mit verschiedenen Unternehmen aus seiner Coaching-Praxis. Dabei verwendet er bestimmte Kernbegriffe.


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Kernbegriffe

  • Aha-Erlebnisse: Ohne diese unverzichtbaren Lernerfahrungen stagniert eine Organisation und kommt nicht von der Stelle. Nur zielgerichtete Aha-Erlebnisse bilden die Möglichkeit für (nachhaltige) Veränderung
  • Unschlagbarkeit: Eine unschlagbare Organisation benutzt solche Aha-Erlebnisse, um notwendige interne Veränderungen umzusetzen. Sie implementiert dabei drei zentrale unternehmerische Aufgaben: Vertrieb, Innovation und den Aufkauf anderer Unternehmen
  • Death March: Organisationen, die sich übermäßig auf das „WAS“ konzentrieren, wollen zu viel auf einmal erreichen und schauen nur auf (harte) Ziele, die (auf „Teufel-komm-heraus“) gewährleistet werden sollen, metaphorisch: Die Jäger sind ständig auf der Suche nach sichtbarer Beute
  • Wohlfühloase: Demgegenüber betonen Organisationen beim anderen Extrem das „WIE“: Im Mittelpunkt stehen gegenseitige Bestärkung und Gemeinschaftsgefühl in der Hoffnung, wünschenswerte Ergebnisse werden sich schon (von allein) einstellen. In dieser Situation droht dann der „Tod durch Verhungern“, denn die Beute bleibt aus
  • Optimaler Mannschaftspfad: Zwischen diesen beiden Extremen verläuft der optimale Mannschaftspfad. Theoretisch lässt er sich von links unten nach rechts oben als aufsteigende Linie visualisieren (vergleichbar dem Logo der Deutschen Bank). In der Praxis dürfte der Verlauf aber eher geschlängelt dargestellt werden: Mal müssen die Schwerpunkte mehr in Richtung „Ergebnisse“, mal mehr in Richtung „Wohlbefinden“ gelegt und anschließend wieder korrigiert werden. Denn ansonsten drohen bei Überbetonung des Death March unerwünschte Resultate, bei zu viel Wohlfühloase fehlende Resultate.
  • Mannschaft in der Krise: Bekanntlich ist dieser optimale Weg nicht immer leicht zu finden. Aber Abweichungen in beide Richtungen (= zu viel WAS oder WIE) führen unvermeidlich in eine Krise, die dann extern und/oder intern verursacht sein kann, zeitnahe Korrekturen bleiben dabei weiterhin der Schlüssel zum Erfolg
  • Ängste in Organisationen: Seit Urzeiten zählt die Angst zu den überlebenswichtigen Grundinstinkten des Menschen. Und sie ist auch in Organisationen unübersehbar vorzufinden. Ungeachtet, ob die Angst nun begründet, übertrieben oder möglicherweise trotz realer Gefahr ausbleibend ist, um das dahinterliegende Gefühl zu überwinden, muss Schritt für Schritt erlernt werden, dass die Situation [im Grunde] ungefährlich oder zumindest beherrschbar ist
  • Coaching, Training, Consulting: Dies sind die drei zentralen Beratungsformen, die – meist in gelungener Mischung – eine erfolgreiche Mannschaftsentwicklung voranbringen und die unverzichtbaren Aha-Effekte generieren können.

Beispiele aus seiner eigenen Beratungspraxis

Die Liste der hier aufgeführten Kernbegriffe ist nicht zwangsläufig vollständig, aber sie eignet sich, um die theoretischen Hintergründe der Buchinhalte zu veranschaulichen. Dazu ist aus dem Blickwinkel des Rezensenten zu bemerken, dass die Darstellung als solche stimmig ist. Wenngleich zum Beispiel zum Spannungsfeld „Führungskraft als Coach“ schon erheblich tiefergehende Analysen vorgenommen wurden.

Aber Autor Thomas Schulte möchte dem Leser / der Leserin ja nicht nur eine abstrakt-theoretische Beschreibung von den Wirkmechanismen in Organisationen vermitteln. Er greift in seinem auch immer wieder auf persönliche, konsequent anonymisierte Beispiele aus seiner eigenen Beratungspraxis zurück, die er als „Knallhartes Coaching“ bezeichnet. Dabei beschreibt er überwiegend erfolgreiche Interventionen, scheut sich aber nicht, auch eigene Ängste bei besonderen Herausforderungen bis hin zu zunehmend verflachten bis schließlich eingestellten Beratungsprojekten aufzuführen, also auch persönliche Misserfolge. Dadurch wird das Buch menschlicher und wirkt ehrlich-glaubwürdig, jenseits einer aufwändig illustrierten Werbebroschüre für neue Coaching-Aufträge.

Allemal wirkt es auf den Rezensenten wie ein von vorne bis hinten selbst-geschriebener, weil selbst-erlebter Text, in dem der Autor seine eigenen Gedanken und Erfahrungen beschreibt und dabei die Gesamt-Struktur seiner Darstellung zuweilen ein Stück weit aus den Augen verliert. Dabei verzichtet er konsequent auf Modelle und Konzepte anderer, auch in Form von Literaturangaben oder Querverweisen, wobei die Regale und Literatur-Datenbanken rund um das Thema „Organisation“ ja bekanntlich prall gefüllt sind. Ob bzw. in welchem Maße das Gesamtergebnis gefällt, bleibt dann am Ende – wie so oft – Geschmacksache.

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