INSPIRATION: Ein Freund empfahl mir vor etlichen Jahren, in Krypto-Währung zu investieren. Ich sah vor allem die Risiken – nämlich mein Geld zu verlieren. Und nahm Abstand von dem Tipp. Keine gute Idee, wie sich schon bald herausstellte. Bin ich zu sehr auf die Risiken neuer Technologien fixiert? Henning Beck erklärt, warum das so ist (Fürchtet euch richtig!). Das Problem ist, dass Gefahren sichtbar sind, entgangene Chancen nicht.
Soll heißen: Wenn uns jemand vor den Risiken einer Technologie warnt und wir vor der Anwendung zurückschrecken, dann bleibt die Gefahr aus – was zu beweisen war. Wenn hingegen eine Entwicklung nicht stattfindet, wird das in 20 Jahren niemand vermissen. Also vergleichen wir immer nur Risiken mit Risiken und wählen dann das kleinere Übel. Mal auf mein Eingangsbeispiel bezogen: Wenn ich das Risiko, in hoch spekulative Krypto-Währung oder in etablierte Aktien zu investieren, miteinander vergleiche, dann erscheint mir zweiteres geringer.
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Wir können uns nicht vor etwas fürchten, was nicht passiert, sagt Beck. Sollten wir aber. Deshalb wäre es schlauer, nicht nur zu fragen: „Was droht uns durch eine neue Technik?“ sondern auch: „Was droht uns, wenn wir eine Technik nicht einsetzen?“ Bzw.: Was riskieren wir, wenn wir die neue Technik ignorieren?
Historischer Fehler
Beck hat ein schönes Beispiel, wie fatal es ist, neue Entwicklungen zu ignorieren (auch „Unterlassungsfehler“ genannt). Im osmanischen Reich, das lange Zeit technisch vielen anderen überlegen war, verbot man den Buchdruck. Ohne diesen aber gab es keinen freien Informationsfluss, weniger Fortschritt und damit das Ende der Vorherrschaft.
Noch mal an den Anfang: Ist es wirklich so schwer, sich vor den verpassten Chancen zu fürchten? Unternehmer werden doch immer wieder damit geködert, was sie verpassen, wenn sie nicht auf einen Zug aufspringen. Berater kurbeln damit ihr Geschäft an. Von wegen: „Wenn Sie jetzt nicht digitalisieren, dann sind sie morgen weg vom Fenster?“ Funktioniert doch.
So ganz stimmt das mit der fehlenden Furcht vor entgangenen Chancen also nicht. Denn wir können ja sehr wohl sehen, ob wir etwas verpasst haben. Die Osmanen werden sich im Nachhinein in den metaphorischen Hintern gebissen haben, dass ihre Vorfahren den Buchdruck haben sausen lassen. Und mir ist auch schmerzlich klar gemacht worden, dass meine Tendenz, das geringere Risiko zu wählen, kein guter Ratgeber war.
Die Kunst ist also, sorgfältiger gegeneinander abzuwägen, sowohl die Risiken als auch die möglicherweise verpassten Chancen. Vor allem aber: Jede Entscheidung immer mal wieder auf den Prüfstand stellen.