PRAXIS: Viele Konzepte haben ihren Ursprung in der Natur, und das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass uns die Natur Millionen von Jahren an Erfahrung im Voraus ist und bisher nicht bankrott gegangen ist. Warum nicht die „Patente der Natur“ nutzen?
Beispiele: Die gerillte Haut der Haie als Vorbild für Flugzeuge, deren glatte Haut mehr Widerstand bietet; die Empfindsamkeit von Tieren für Erdbebenwarnung analysieren und nutzbar machen; das Federkleid der Vögel als Wärmepuffer (Vorbild für die bekannten YTONG-Steine); Schmetterlingsflügel als Vorbild für Autolack, der die Farbwirkung je nach Lichteinfall ändert; Pferdehufe als Modell für Tennisschläger und Stoßstangen usw. usw.
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Man nehme also einen konkreten Denkgegenstand und frage sich: „Wie hat die Natur die Aufgabe X gelöst?“ Dann schreibe man diejenigen Lebewesen oder Natursysteme auf, die einem einfallen und stelle seine Fragen. Das Vorgehen ist unter dem Begriff „Bionik“ bekannt.
Bionik im Teamcoaching
Wenn das für technische Neuerungen funktioniert, warum dann nicht auch für soziale Prozesse? Eine Einsatzmöglichkeit: Das Teamcoaching. Die Autoren im Coaching-Magazin (Kreativitätstechniken und Bionik im Team-Coaching) beschreiben ausführlich die Grundidee anhand der Metapher vom Bienenschwarm. Und wie sie die Idee in einem Teamentwicklungsprozess über mehrere Workshops eingesetzt haben.
Was mir an dem Beitrag Spaß gemacht hat, ist diese spezielle Metapher. Ich mag grundsätzlich Bilder im Einsatz von Coaching und Training, gerade mit Teams kann man sie höchst sinnvoll einsetzen. So zum Beispiel der Elefant im Raum. Oder die Busfahrt. Auch im Zusammenhang mit Führung gibt es schöne Analogien: Nicht unbedingt den Dirigenten, denn den braucht es nicht unbedingt (Mit Freiheit umgehen). Schon eher den Gärtner (Keine heroische Gestalt). Und nun also: der Imker.
Das Bild stammt aus einem Roman des Niederländers Rinivon Solingen (Der Bienenhirte). In diesem geht es offensichtlich um einen Manager, der seinen Supermarkt auf Selbstorganisation umstellen soll und seinem Großvater davon erzählt. Was diesen dazu veranlasst ihm von seinem Wandel vom Schafhirten zum Imker zu berichten. Also solcher musste aufhören, operativ zu führen – anders als bei den Schafen muss er seine Bienen nicht auf die Weide führen. Er gibt lediglich den Rahmen vor und räumt mögliche Hindernisse aus dem Weg. Und ganz wichtig: Er muss in einem festen Rhythmus die Ergebnisse sichern (den Honig ernten) – soll heißen: Dem Team zurückmelden, was aus seinen Resultaten geworden ist. Vor allem aber muss er „darauf vertrauen, dass alle von Natur aus hart arbeiten wollen und alles hervorragend selbst regeln“.
Klingt nach einem guten Bild für ein sich selbst organisierendes Team, oder? Die Autoren beschreiben den Teamprozess, bei dem ein Team sich den Bienenstock tatsächlich als „Leitbild“ gegeben hat, wobei man klassische Elemente einsetzte: Einzelinterviews, Design-Thinking und World Café. Letztlich aber dürfte das nur einer von vielen möglichen Teamprozessen sein, in der mit solchen Metaphern gearbeitet werden kann.