PRAXIS: Wenn Sie einem Mitarbeiter erklären, wie Sie sich die Ausführung einer Aufgabe eigentlich vorgestellt hatten, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er dies als Vorwurf versteht und empfindlich reagiert. Vielleicht hilft es, sich den Unterschied zwischen subjektivem und objektivem Fehler klar zu machen. Denn in der Tat nehmen wir in der Regel an, dass unsere Sicht der Dinge „richtig“ ist und davon abweichende Ansichten deshalb „falsch“. Selbst wenn uns klar ist, dass es eben immer viele mögliche Perspektiven auf eine Sache gibt.
Timo Müller erklärt in der wirtschaft + weiterbildung (Überflüssige Konflikte von Anfang an vermeiden), warum die Unterscheidung in objektive und subjektive Fehler nützlich sein kann. Das Beispiel stammt aus der Schulzeit. Wer in einem Aufsatz eine 4 als Note bekommen hat und nachfragt, der wird zu hören bekommen: „Das Thema verfehlt“ oder „Zu einseitige Darstellung“. Dies wird ebenso als „Fehler“ erlebt wie die falsche Berechnung in einer Mathematik-Aufgabe. Bei letzterer allerdings werden sich alle Beteiligten in der Regel darauf verständigen können, dass das Ergebnis wirklich „falsch“ ist, während es bei dem Aufsatz eben sehr unterschiedliche Auffassungen von „richtig“ geben kann.
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Fehler spezifizieren
Wenn nun einem Mitarbeiter oder einem Kollegen ein „Fehler“ unterläuft, könnte diese Unterscheidung helfen, falls man sich darüber einmal gemeinsam im Team ausgetauscht hat. Man könnte eine Art Vorgehensweise vereinbaren, dass sich jeder zunächst fragt, welche Art „Fehler“ hier vorliegt. Hat jemand tatsächlich den falschen Brief rausgeschickt, die Rechnung falsch ausgestellt, ein Kabel falsch angeschlossen? Oder aber gefällt uns die Formulierung in dem Anschreiben nicht, die Darstellung in einer Präsentation ist uns zu unübersichtlich, die Zahlen sind zu allgemein oder zu ausführlich?
Wie wäre es also, sich darauf zu verständigen, den Fehler bei der Ansprache auch so zu benennen, also: „Meiner Meinung nach liegt hier ein objektiver Fehler vor, weil hier das Skonto nicht aufgeführt ist. Wie siehst du das?“
Oder: „Ich finde, dass die Präsentation zu ausführlich ist, also liegt hier ein subjektiver Fehler vor. Was meinst du dazu?“
Das verhindert zwar nicht unbedingt die Diskussion um „Schuld“, denn auch objektive Fehler können ja eine Ursache haben, die nicht beim „Verursacher“ liegt. Wenn dem Kollegen niemand gesagt hat, dass die Rechnung so und nicht anders zu erstellen ist, dann mag zwar ein objektiver Fehler vorliegen, aber der „Fehler“ liegt dann außerhalb seiner Verantwortung.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade bei den „subjektiven“ Fehlern die Empfindlichkeit auf Seiten des Kritisierten abgeschwächt wird, wenn man schon zu Beginn erkennen lässt, dass man eben eine eigene, subjektive Sicht beschreibt und es auch die Möglichkeit gibt, die andere, ebenfalls subjektive Sichtweise darzustellen.