16. September 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Was ein „Nein“ zum Chef bedeutet

INSPIRATION: Wie sagt man dem eigenen Chef, dass man mit etwas nicht einverstanden ist? Meine Antwort auf diese Frage lautet: Sagen Sie ihm, dass Sie nicht einverstanden sind! Damit ist dieser Beitrag schon fertig.









Natürlich nicht. Wenn es denn so einfach wäre, würde die Frage ja niemand mehr stellen. Andererseits: Liest man den Beitrag im Harvard Business Manager (Mut zum Nein), kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das die Antwort ist. Wobei die meisten Tipps darauf hinauslaufen, möglichst geschickt vorzugehen. Das haben wir inzwischen so oft gelesen, dass ich sie hier nicht wiederhole (U-Boote zu Wasser lassen).

Zwei Dinge finde ich immerhin so interessant, dass sie eine nähere Betrachtung verdienen. Das eine ist die Beschäftigung mit den Konsequenzen. Wenn wir überlegen, was passieren könnte, wenn wir uns klar positionieren, denken wir an negative Konsequenzen für uns. Weil wir gelernt haben, dass Autoritätspersonen Macht über uns haben und uns schaden können – seien es Eltern, Lehrer, Ausbilder, Dozenten – oder eben Führungskräfte. Vor allem, wenn wir schon entsprechende Erfahrungen mit ihnen gemacht haben.


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Die negativen Folgen des Schweigens

Also lohnt sich schon mal die Beschäftigung mit den eigenen Erfahrungen mit Autoritätspersonen und was sie bei uns auslösen. Zum anderen könnten wir neben der Frage, was uns vielleicht passieren kann, eine andere stellen: Was passiert, wenn wir schweigen? Wie geht es uns danach? Wie dem Team? Wie dem Unternehmen? Das Schweigen kann einen hohen Preis haben, da stimme ich der Autorin zu.

Alle anderen Empfehlungen haben wenig mit einer Führungskraft als Gegenüber zu tun. Wann immer jemand etwas tut oder äußert, das wir nicht gutheißen, stehen wir vor der Frage, ob wir Position beziehen oder schweigen. Und vor der Frage, was es uns leichter macht, „Nein“ zu sagen (Nein-sagen trainieren). Hier greife ich zwei Tipps auf:

Bedenkzeit erbitten

Eine Ablehnung muss ich nicht sofort formulieren. Im Gegenteil – manchmal ist der Augenblick, in dem sich bei mir Widerspruch regt, gerade der falsche. Denn oft sind wir gerade dann so aufgebracht, dass wir keinen kühlen Kopf bewahren. Also bieten sich zwei Strategien an, die ich immer wieder empfehle, und die tatsächlich extrem nützlich sind:

Ich erkläre in diesem Moment, dass ich über die Sache erst noch mal nachdenken muss, weil sie mich gerade überrascht / überfordert / auf dem falschen Fuß erwischt – oder was auch immer. Was dann passiert, lässt sich leicht vorhersehen: Der andere fragt nach: „Worüber musst du nachdenken?“ Dann habe ich die Erlaubnis, meine Bedenken zu formulieren.

Oder aber ich sage tatsächlich gar nichts, weil ich ahne, dass ich dann sofort Stellung beziehen müsste und vielleicht in diesem Augenblick nicht besonders klar argumentieren kann. Also denke ich in Ruhe darüber nach, was ich und wie ich meine Einwände vorbringe und treffe mich dann mit meinem Gegenüber zu einem späteren Zeitpunkt. Mit z.B. folgender Einleitung: „Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, was Sie in unserem letzten Meeting vorgeschlagen haben …“ Dann nämlich sind Sie vorbereitet und gewappnet mit Argumenten (Anweisungen ablehnen).

Nachgeben begründen

Und was, wenn all das ohne Erfolg bleibt? Die Autorin im Harvard Business Manager empfiehlt, nachzugeben, wenn man merkt, dass man sich nicht durchsetzen kann. „Ja, schon,“ würde ich entgegnen, „aber …“. Beim Chef hilft hier nämlich ein Vorgehen, das sich leider nur wenige trauen: Nachgeben und gleichzeitig erklären, warum man nachgibt (Ungeliebte Aufträge annehmen).

Das könnte übrigens auch sehr hilfreich sein, wenn der andere nicht mein Vorgesetzter ist. Wenn es mir nicht gelingt, zu einer Einigung zu gelangen und jeder Vorschlag zur Güte abgelehnt wird, sollte man ebenfalls sein Nachgeben begründen: „Ich übernehme die Aufgabe, nicht weil ich das sinnvoll finde, sondern weil ich heute keine Lust auf eine längere Auseinandersetzung und schlechte Stimmung habe.“

Warum das wichtig ist? Einfach, weil es stimmt. Warum sollte der andere aus der Situation herausgehen mit dem Gefühl, mich überzeugt zu haben? Wenn mein letztes Wort ein „Okay“ ist, dann bedeutet das auch „Okay“ – obwohl es das nicht ist. Ich stehe also zu meinem Nachgeben, aber nicht zum Inhalt der „Vereinbarung“. – Ausprobieren!

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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