9. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Wisch zum Glück

PRAXIS: Wenn wir eine Aufgabe erfolgreich bewältigt, eine Lösung für ein schwieriges Problem gefunden, eine schwierige Übung absolviert oder für einen Vortrag Anerkennung bekommen haben, freuen wir uns. Für das Glücksgefühl ist der Botenstoff Dopamin verantwortlich. Er sorgt in diesen Momenten für wahre Energieschübe. In Zeiten der „kleinen Erfolgserlebnisse“, z.B. im Homeoffice, wird das zum Problem. Warum?

Während ich das hier schreibe, ploppt hin und wieder ein Hinweis oben rechts auf dem Bildschirm auf – eine neue Mail ist eingegangen. Den Ton am Smartphone habe ich abgestellt, sonst würde ich auch noch von Signalen über neu eingetroffene Chat-Nachrichten unterbrochen. Was passiert, wenn wir gerade konzentriert an einer Sache arbeiten? Wir wenden uns dem Signal zu, öffnen das Mailprogramm, bearbeiten die Nachricht – erledigt. Ein kurzer Dopaminstoß, der rasch verfliegt. Bis zum nächsten, der schon bald folgt.


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Tatsächlich, so zeigen Forschungen, ist in Zeiten des Homeoffices die Menge an ausgeschüttetem Dopamin geringer (Bedingt glücklich). Wir sind isoliert, es gibt einfach weniger Erfolgserlebnisse. Dafür nehmen eben die kleinen Ablenkungen zu, den kurzen Dopaminkicks nach einer Nachricht folgen unweigerlich Tiefen, die nach neuen Ablenkungen rufen. Anders als bei den selbst erarbeiteten Erfolgen müssen wir für diese Auslöser auch nichts tun. Im Grunde müssen wir nur möglichst viele Social Media Kanäle nutzen und darauf warten, dass etwas passiert.

Die Folge ist so wie bei anderen Süchten. Die Reize wirken immer weniger, man braucht mehr davon, „wir wollen die Dosis steigern„. Statt sich auf größere Ziele zu fokussieren und auf diese hinzuarbeiten, warten wir auf die kleinen Erfolgserlebnisse, die zwar unweigerlich kommen, aber immer weniger befriedigend sind.

Was bleibt? Sie ahnen es: Abschalten. In dem Beitrag in der Wirtschaftswoche hat ein Betroffener alle Benachrichtigungsfunktionen abgestellt (habe ich soeben auch gemacht, werde ich aber wohl nicht lange durchhalten). Er öffnet die wichtigen Programme nur wenige Male am Tag – was vermutlich sogar in Sachen Glücksgefühle viel besser ist, dann funktioniert das mit der „Vorfreude“, die Dopamin-Ausschüttungen sind größer.

Ein weiterer Tipp für alle, die im Homeoffice sitzen und unter Dopamin-Mangel leiden: Augen schließen, sich vorstellen, wie es ist, ein größeres Ziel erreicht, eine umfangreichere Aufgabe bewältigt zu haben. Und zwar sehr anschaulich abrufen, wie es sich anfühlt, wenn man es geschafft hat, wo man dann ist, wie die Umgebung aussieht, wie man gerade sitzt/steht, welche Reaktion man erhält, wie man selbst wiederum darauf reagiert usw. Dieses mentale Training führt zur Dopamin-Freisetzung, herkömmlich auch „Vorfreude“ genannt, ihre motivierende Wirkung ist viel intensiver als der kurze Kick nach einer Chat-Nachricht.

Ein anderer Tipp: Sich den Tag einteilen in vier Phasen: Früh morgens stimmt man sich positiv auf den Tag ein, schreibt Sätze auf, die einen selbst bestärken („Ich habe bisher xy erreicht, ich werde auch z schaffen!“). Oder betätigt sich sportlich, auch das führt unweigerlich zu einem Erfolgserlebnis, Dopamin garantiert. Teil 2 ist dann das Bearbeiten schwieriger Aufgaben, gelingen sie, hat man die nächste Dosis Dopamin im Körper. Teil 3 ist reserviert für eher kreative Aufgaben oder Gespräche, Austausch, Telefonate etc. Und Teil 4 ist der Erholung gewidmet. Wozu übrigens auch Schlafen, Meditation, Yoga,  Atemübungen usw. zählen.

Nachvollziehbar? Auf alle Fälle. Mich drängt es jetzt dazu, das Mail-Programm wieder zu öffnen, ich beherrsche mich, weil ich noch in Phase 2 bin (schwierige Aufgaben bearbeiten). Der Austausch mit anderen (wozu auch das Beantworten von Mails gehört), kommt später. Zumindest heute…

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