KRITIK: Das einzig Beständige ist der Wandel, sagt der zeitgeistige Volksmund. Doch permanentes Change-Management macht müde, hört man nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Was tun?
Diese vier Disruptionen können einen glatt schaffen: Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung, De-Globalisierung. Die Berichte der Krankenkassen sprechen seit Jahren eine deutliche Sprache: Psychische Erkrankungen haben im Vergleich zu klassisch-somatischen enorm zugelegt. Droht das jetzt in einen Teufelskreis abzugleiten?
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Autorin Guthier (Change-Müdigkeit gemeinsam statt einsam bewältigen) jedenfalls hebt den berühmten Zeigefinger und warnt davor, in dieser Situation Resilienz (Unkaputtbar?) zu predigen. Die Botschaft ist nicht neu. Seit Jahren schon beklagen Kritiker diesen einseitigen Ansatz, der einen zynischen Unterton mitschwingen lässt. Denn der Ansatz am Individuum (Verhaltensprävention) ist im Arbeitsschutz erst der zweite Schritt. Zuvor sollte die Organisation am viel mächtigeren Hebel der Verhaltensprävention drücken und die Arbeitsbedingungen verbessern. Aber an die Resilienz des Einzelnen zu appellieren ist natürlich einfacher – und billiger.
Autorin Guthier gibt – mit Verweis auf eine Buchveröffentlichung von Duffy und Fosslien (Big Feelings: How to Be Okay When Things Are Not Okay) – Manger:innen folgende Tipps, das Thema auf Teamebene anzusprechen:
- „Nehmen Sie sich Zeit dafür, gemeinsam das mit dem Wandel verbundene Unbehagen anzuerkennen
- Nutzen Sie das Mantra: ‚Ich bin eine Person, die lernt …‘
- Schmieden Sie einen Plan, von dem Sie abweichen werden
- Investieren Sie in Rituale“
Na, das ist doch mal ein Anfang! Wenn auch bloß ein halbherziger. Der mitnichten über die Verhaltensprävention hinausgeht. – Manchmal wünsche ich mir ganz dolle die 68er-Zeiten zurück. Es müssen ja nicht gleich die Lokführer auf meiner Bahnstrecke streiken …