27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Angemessen perfekt sein?

PRAXIS: Es gibt sie, die Menschen, die es ganz genau nehmen. Keine Fehler machen wollen, bis ins letzte Detail darauf achten, dass alles so erledigt wird wie geplant. Damit machen sie häufig sich selbst das Leben schwer. Wenn sie dazu noch Manager sind, dann kann es für ihr Umfeld mehr als anstrengend werden (Minimum 100 Prozent). Wobei solche Menschen durchaus sehr erfolgreich sein können, Steve Jobs soll ein besonders auffälliger Vertreter dieser Spezies gewesen sein.

Perfektionismus soll in den letzten Jahren zugenommen haben. Dahinter steckt angeblich eine übermäßige Angst vor Versagen oder Fehlern. Laut der Auswertung von Daten von 41.000 Teilnehmern zwischen 1989 und 2017 einen Anstieg der „perfektionistischen Sorgen“ um ein Drittel. Und 16% mehr Menschen übertragen seitdem diesen Anspruch auf andere.


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Es ist wohl so wie die Experten ausführen: Ein gewisses Maß an Perfektionismus fördert das Engagement und die Kreativität von Mitarbeitenden, das zeigt auch ein Experiment, in dem Mails mit unterschiedlich hohen Ansprüchen versandt wurden. Aber das kippt, und dann führen die Erwartungen eher zu Erschöpfung und Frustration.

Auswege

Was also tun, wenn man von sich selbst weiß, dass man lieber einmal mehr als zu wenig kontrolliert, beharrlich auf die Einhaltung von Deadlines pocht und alles über den eigenen Schreibtisch laufen lässt, um ganz sicher zu sein, dass auch nichts schiefgeht? Na, zunächst ist es erst mal schon gut, eben sich genau dessen bewusst zu sein. Was nicht so schwer sein sollte, denn vermutlich sind die meisten sogar ein wenig stolz auf ihre „Macke“. Nicht umsonst ist „etwas zu perfekt sein“ eine der beliebtesten „Schwächen“ im Bewerbungsgespräch.

Die Tipps der Experten:

Man sollte überlegen, bei welchen Aufgaben man seinem Bedürfnis nach Perfektionsmus Raum geben möchte und welche man vielleicht doch abgeben bzw. delegieren kann. Nett gemeint, aber ein anderer Rat zeigt, wie unrealistisch das wohl ist. Man kommt nämlich offenbar mit Perfektionismus oft erst in die Positionen, in denen man etwas delegieren kann. Wer durch Genauigkeit und Zuverlässigkeit auffällt, der macht Karriere, bis der Punkt kommt, an dem man dieses Verhalten ablegen muss.

Thematisieren

Da bleibt dann nur noch Coaching – sich mit den eigenen Ansprüchen auseinandersetzen und an sich arbeiten. Aber vielleicht gibt es ja noch einen Weg für Führungskräfte. Wie wäre es damit, dem eigenen Perfektionismus zum Thema zu machen? Die Mitarbeitenden ansprechen und erklären, dass man sich sehr wohl bewusst ist, wie sehr man sie nervt und häufig auch überfordert, und dass man selbst daran interessiert ist, einen Weg zu finden, der allen gerecht wird?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn diese Bitte ernst gemeint ist, Absprachen möglich sind, mit denen festgelegt wird, wo die Führungskraft auch weiterhin auf Genauigkeit und Ordnung pochen soll, weil es allen hilft, und wo sie loslassen kann und dafür die Zusage erhält, bei bestimmten Abweichungen oder Auffälligkeiten informiert zu werden.

Schon klar, dass sie damit ihr Verhalten nicht von heute auf morgen komplett umstellt. Und es wird auch nicht ausreichen, einmal hierüber zu sprechen und Vereinbarungen zu treffen. Man könnte Review-Termine festlegen, bei denen man gemeinsam schaut, wo es funktioniert hat und wo nicht. Mit dem Ansprechen der „Schwäche“ wäre das Thema aber zumindest kein Tabu mehr, vielleicht führt es ja sogar dazu, hier und dort zu einem humorvollen Umgang mit selbigem …

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