20. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Ausbildung auch ohne Abschluss

INSPIRATION: Was tun, wenn man ausbilden möchte, aber die Bewerber ausbleiben? Eine Möglichkeit: Man senkt die Anforderungen. Eine gute Idee? Schon, wenn es Anforderungen betrifft, die auch bisher nicht unbedingt passten. So zum Beispiel „mindestens mittlere Reife“ oder „gute schulische Leistungen„. Bisher war das ganz praktisch – damit siebten Arbeitgeber schon mit der Stellenanzeige junge Leute aus, um die Anzahl der Bewerber zu senken. Mit dem Risiko, durchaus geeignete Kandidaten zu übersehen.

Jetzt aber, wo sich die Zeiten dramatisch geändert haben, gibt es Betriebe, die gar nicht mehr anders können als sich umzustellen. Das gilt vor allem für das Handwerk, das Gastgewerbe, den Einzelhandel und Arztpraxen. Eine Möglichkeit: Man schaut sich unter denjenigen um, die keinen Schulabschluss haben. Das waren in 2021 in Deutschland 47.000 Jugendliche (Lehrstelle statt Leerstelle). Das Problem: Wie findet man heraus, was in dem Bewerber steckt, wenn man eben kein Abschlusszeugnis hat? Und man sich erfahrungsgemäß auf ein einziges Vorstellungsgespräch kaum verlassen kann?

Eine Bäckerei in München wollte nicht das gleiche Schicksal erleiden wie andere, die mangels Bewerbungen erste Filialen schließen muss. Sie spricht Menschen ohne Schulabschluss gezielt an, führt sie in Gruppen durch den Betrieb, lässt sie kleine praktische Aufgaben bearbeiten. Andere verzichten auf die alten Kriterien und suchen schon mit der Anzeige nach Menschen mit handwerklichem Geschick oder Spaß an technischen Aufgaben. Und es gibt sogar das Beispiel von Unternehmen, die einfach nach Eingang der Bewerbungen einstellen (Open Hiring). Wobei letztere sicher noch die krasse Ausnahme darstellen.

Mit dem Einstellen ist es natürlich längst nicht getan. Die Kandidaten haben ihr Wissenslücken, da muss das Unternehmen hier und da unter die Arme greifen: Sei es mit Onlinekursen zur Prüfungsvorbereitung, Unterstützung durch Bildungsträger, aber vor allem durch ein entsprechendes Betriebsklima und viel Geduld. Am Ende lohnt sich der Aufwand, denn auch hier haben Unternehmen schon die Erfahrung gemacht, dass solchermaßen geförderte Mitarbeiter dem Unternehmen länger erhalten bleiben als jene, die nach der Ausbildung weiterziehen.

Wenn aber all das auch nicht viel hilft, dann muss man vielleicht auch mal ganz neue Wege gehen. So wie eine Bäckerei in Speyer. Dort fand man auch kaum noch Menschen, die bereit sind, morgens zwischen 1:00 und 3:00 Uhr in der Backstube zu stehen. Nun beginnt dort die früheste Schicht um 7:00 Uhr, der Bäckerei entgeht das Frühstücksgeschaft. Dafür sammeln sich die Kunden am Nachmittag vor der Backstube. Und Kandidaten für eine Ausbildung bewerben sich initiativ, da muss keine Werbung gemacht werden (Helden des Mittelstands Teil 264).

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