12. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Open Hiring

INSPIRATION: Schon beeindruckend, wie die Brand eins an solch wunderbare Geschichten kommt. Die Rede ist von einer industriellen Großbäckerei in einer Stadt nicht weit von New York City entfernt, in der Menschen ohne jegliches Einstellungsverfahren zu einem Job kommen. Unter den Bewerbern sind vor allem Kandidaten mit Vorstrafen. Und das soll funktionieren?

Tut es, wenn man dem Beitrag Glauben schenken darf (Jobs für alle). Für die Betroffenen ist es extrem schwer, überhaupt Fuß zu fassen. Wer vorbestraft oder drogenabhängig ist, hat in der Regel keine Chance. Da schauen die Arbeitgeber genau hin, drei Milliarden Dollar investieren US-Unternehmen in solche Vorprüfungen, auch wenn das oft rechtlich nicht in Ordnung ist. Erschütternd: ca. 80 Millionen Amerikaner sind vorbestraft!

Die Greyston Bakery bzw. ihren Chef interessiert das nicht. Es gibt eine Warteliste von Bewerbern, wenn jemand kündigt oder gekündigt wird, ruft die Personalerin den ersten auf der Liste an und fragt, ob er bzw. sie anfangen kann. Das ist extrem kostengünstig, aber widerspricht natürlich jeglicher Regel im Personal-Business. Etwa die Hälfte übersteht die Probezeit nicht – hier gelten harte Kriterien mit klaren Regeln. Wer bleibt, der dankt dies dem Arbeitgeber mit großer Loyalität. Studien weisen wohl nach, dass die Fluktuationsrate von Mitarbeitenden mit Vorstrafen ca. 13% geringer ist. Klar, wird man da sagen, weil sie woanders ja keinen Job finden. Oder vielleicht auch, weil sie Arbeit zu schätzen wissen.

Der Inhaber der Brownie-Bäckerei, deren Produkte an Großkunden gehen, sagt, dass er nicht Leute einstellt, um Brownies zu backen, sondern dass er Brownies backt, um Leute einzustellen. Klingt fast zu schön um wahr zu sein. Und das Märchen hat auch nicht unbedingt ein Happy-End. Denn seine Kunden, die z.B. die Krümel der Küchlein in Eis verarbeiten, interessiert nicht, wer sie backt. Was zählt, sind Qualität und die Kosten. Das spielt der soziale Gedanke keine Rolle, und mit wachsendem Preisdruck muss auch diese spezielle Bäckerei Federn lassen. Im Moment gibt es einen Einstellungsstopp.

Die Idee verbreiten

Was den Chef aber nicht davon abhält, weitere Ideen umzusetzen. Auch wenn sie vertraut klingen: Er führt regelmäßig „Bagel-Meetings“ durch, an denen alle teilnehmen, egal ob Bäcker oder Putzkraft. Dort werden betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt, um Verständnis für Margen, Rohstoffkosten und Verschwendung mit Arbeitsplatzsicherheit zu erzeugen. Es gibt Hilfe bei der Wohnungssuche, denn viele kommen als Obdachlose ins Unternehmen.

Und er hat eine Stiftung gegründet, die andere Unternehmen berät, Ähnliches zu probieren. Auf diese Weise konnten bisher 5.500 Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch Konzerne wie IKEA gehören zu denen, die sich für das Modell interessieren.

Mir fällt dazu ein, was kürzlich in der Wirtschaftswoche zu lesen war (Helden für eine bessere Welt). Dort ging es darum, dass Unternehmen aufgefordert werden, einen Teil ihres Einkaufsbudgets bei Sozialunternehmen einzusetzen (Stichwort: Social Procurement). Schon ein Bruchteil könnte helfen, Unternehmen wie der Greystone Bakery zu helfen, diese Welt ein wenig freundlicher zu machen.

Bleibt die Frage, ob Open Hiring ein Modell ist, das sich übertragen lässt. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, zumindest bei Tätigkeiten, für die es keine speziellen Qualifikationen benötigt. Die meisten Personaler werden das anders sehen.

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